Mehr Markt für weniger Hunger
Die Weltgemeinschaft hat sich Großes vorgenommen. Bis zum Jahr 2030 soll der Hunger besiegt sein. Um Menschen in ärmeren ländlichen Regionen langfristig zu unterstützen, setzt die Welthungerhilfe unter anderem auf marktbasierte Ansätze.
Business-Ideen auf dem Land fördern – zwei Beispiele
In der Region Nangarhar in Afghanistan zum Beispiel unterstützt die Welthungerhilfe bereits seit dem Jahr 2004 eine Rosenöl-Produktion. Rosen statt Opium war das anfängliche Leitmotiv. Das Ergebnis heute: hochwertiges Rosenöl in Bio-Weltmarktqualität. Inzwischen sichert das Produkt das Einkommen von rund 800 Familien, ein ehemaliger Projektmitarbeiter managt die Rosenöl-Produktion als selbständiger Unternehmer.
Ein weiterer Testfall für ein Social Business stellen 13 landwirtschaftliche Trainingszentren in Indien dar. Die sogenannten "Green Colleges" bieten mit finanzieller Unterstützung der Bundesregierung Knowhow und Dienstleistungen entlang landwirtschaftlicher Wertschöpfungsketten für gesellschaftlich benachteiligte Gruppen im ländlichen Indien an. Perspektivisch sollen diese Ausbildungszentren Kompetenzen im Bereich Anbau, Weiterverarbeitung und Vermarktung schaffen und sich finanziell selbst tragen – in enger Kooperation mit Regierung und Zivilgesellschaft.
Armutsbekämpfung mit wirtschaftlichen Methoden
Die gezielte Förderung von Gewerbe und Dienstleistungen ist von entscheidender Bedeutung für die Entwicklung ländlicher Räume. Voraussetzung hierfür sind unter anderem der Ausbau von Infrastruktur – Straßen, Kommunikation und Energie zum Beispiel. Marktorientierte Modelle müssen garantieren, dass in Armut lebende Menschen zu Akteuren werden: als Kund*innen und Konsument*innen, Produzent*innen, Beschäftigte oder Unternehmer*innen.
In der Praxis können verschiedene Geschäftsmodelle zum Tragen kommen: zum Beispiel neue Vermarktungskonzepte für landwirtschaftliche Produktionszentren, um ein höheres Einkommen zu erwirtschaften. Oder die Weiterentwicklung einer Dienstleistung, die in Kooperation zwischen Welthungerhilfe und einer Privatfirma zur Marktreife gebracht wird. Möglich ist auch die Finanzierung eines einheimischen Unternehmens, das dringend ein bescheidenes Startkapital benötigt und gerade deshalb von lokalen Banken wegen "Geringfügigkeit" nicht bedient wird.
Vorteile der Integration marktbasierter Ansätze
- Die Menschen erhalten langfristige Perspektiven und nachhaltige Strukturen – auch nach Projektende und ohne weitere finanzielle Förderung.
- Neue Finanzierungsquellen können erschlossen und die Reichweite der bisherigen Aktivitäten vergrößert werden.
- Durch innovative Geschäftsideen und die Zusammenarbeit mit Partnern aus dem Privatsektor ergeben sich neue Projektansätze, die sich auch auf andere Regionen oder Ländern übertragen lassen.
- Auf Herausforderungen in einer sich rasch verändernden Welt kann die Welthungerhilfe so dynamischer reagieren.
Die Strategie der Welthungerhilfe nimmt explizit Bezug auf die Stärkung neuer Allianzen mit dem Privatsektor und von Pro-Poor-Businessansätzen in Verbindung mit der Umsetzung innovativer Ideen. In der Arbeit der Organisation geht es darum, "Menschen die Hilfe empfangen zu stolzen Akteur*innen in Form von Konsument*innen, Produzierenden und/oder Unternehmer*innen zu machen".