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  • Agrar- & Ernährungspolitik
  • 03/2020
  • Kimberley Parent

Von der Kuh zum Kunden – Bäuerinnen in Bangladesch organisieren sich

Eine Kooperative wächst mit Geldern des Globalen Programms für Landwirtschaft und Ernährungssicherheit (GAFSP).

Eine Frau beim Melken einer Kuh.
Renu Bala ist die Gründerin und Leiterin einer Kooperative von Milchbäuerinnen im Dorf Panjor Bhanga, Distrikt Kurgram, im Norden von Bangladesch. © FAO / Mohammad Rakibul Hasan

Alles fing damit an, dass Renu Bala an viele Türen klopfte. Die Milchbäuerin aus dem Dorf Panjor Bhanga im Norden Bangladeschs ging von Haus zu Haus, um ihre Idee zur Gründung einer Kooperative vorzustellen. Seitdem sind etliche Jahre vergangen und mehr als 40 Frauen sind ins Geschäft gekommen. Ihre Molkereigenossenschaft sammelt mehr als 200 Liter Milch pro Tag. Sie verkauft sie zu Premiumpreisen an örtliche Süßwarenläden und Milchverarbeitungsbetriebe – und wirft Gewinne ab.

Das ist nicht selbstverständlich in einer Zone, in der es immer schwieriger wird, von der Landwirtschaft zu leben. Bangladesch ist eines der vom Klimawandel am stärksten betroffenen Länder. Häufige Überschwemmungen setzen Ackerland und Straßen unter Wasser. Im Jahr 2010 startete die Regierung von Bangladesch ein Projekt, das in direkter Zusammenarbeit mit Gemeinden die Infrastruktur an die klimatischen Veränderungen anpassen und auch landwirtschaftliche Praktiken mit neuem Wissen verbessern soll. Ziel war es auch, die Qualität von Saatgut, Tierhygiene, Lagerungs- und Verarbeitungstechnik zu steigern und Bauern an Märkte heranzuführen.

Dieses staatliche Integrated Agricultural Productivity Project (IAPP) wurde vom Globalen Programm für Landwirtschaft und Ernährungssicherheit (GAFSP) finanziert, einer internationalen Initiative, die ausschließlich in den ärmsten Ländern der Welt (LDC) für Regierungsprogramme aufkommt, die auf die Entwicklung der Landwirtschaft abzielen. Unterstützt wird sie dabei von der Weltbank und der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der UN (FAO) sowie finanziell von Geberländern.

Neue Friesenkühe angeschafft

Wie viele Kleinbauern der Region beteiligte sich Renu Bala an Entwicklungsangeboten, die Organisationen in der Auseinandersetzung mit den Regeln des Marktes schulen sollen. Renu erlangte mit Unterstützung von FAO-Beratern ein zinsgünstiges Bankdarlehen und kaufte Holsteinische Friesenkühe, die eine höhere Milchleistung bringen als die heimische Rasse. Milchbauern und -bäuerinnen lernten, diese besser vor Krankheiten wie Milzbrand zu schützen. Die Erträge stiegen, und das Projekt bemühte sich um Abnehmer.

 

Renu Balas Sohn arbeitet im Stall, Bangladesch.
Renu Balas Sohn arbeitet im heimischen Stall. Sie ist jetzt Hauptverdienerin im Haushalt. © FAO / Mohammad Rakibul Hasan

Zu der Zeit zählte ihre Genossenschaft 15 Mitglieder. Seit einigen Jahren finanziert das GAFS-Programm ein neues Pilotprojekt unter der Ägide der FAO, das sich „Missing Middle Initiative“ (MMI) nennt. Sie entstand aus dem Gedanken heraus, Landwirtschafts- und Erzeugerorganisationen als wirtschaftliche Schlüsselakteure zu stärken. „Das IAPP hatte eine unglaubliche Wirkung“, sagt Renu Bala rückblickend. „MMI baut darauf auf. Das Projekt wurde so ausgestaltet, dass es den Bedürfnissen unserer Mitglieder entspricht. Es ist die Antwort auf die Probleme, denen sich die kleinen Bauern und Erzeuger gegenübersehen.“

Die „fehlende Mitte“ wurde von den Landwirten selbst ins Leben gerufen. Ihre Organisationen hatten zu kämpfen, die Brücke vom informellen zum formellen Sektor zu schlagen. Die Mitglieder brauchten Unterstützung bei Anträgen für Finanzierungen, wie sie an Wissen um effizienteres Wirtschaften und neue technische Hilfsmittel herankämen, Teil von Wertschöpfungsketten würden und so ihren Absatz steigern könnten.

Eine Frau schreibt in ein Buch, Panjor Bangha.
Die Frauen der Genossenschaft von Panjor Bangha haben gelernt, wie sie Buch führen. © FAO / Mohammad Rakibul Hasan

„Ich hatte vorher kein regelmäßiges Einkommen“, sagt Renu Bala. Beide Projekte hätten ihr Leben und das ihrer Genossenschaftsmitglieder positiv verändert. „Jetzt habe ich einen Milchviehbetrieb mit acht Kühen, drei Kälbern, zehn Ziegen, 75 Hühnern und 21 Enten. Jeden Tag verkaufe ich 50 Liter Milch. Ich bin der Hauptverdiener in meiner Familie."

Anders als traditionelle Förderprojekte, die in der Regel unter Führung  der Regierung mit multilateralen Entwicklungsorganisationen arbeiten – und oft die Bauern und ihre Organisationen außen vor lassen, denen sie letztlich dienen sollen – hat die MMI den Anspruch, organisierte Erzeuger, Vertreter der Zivilgesellschaft und Klein- und mittlere Unternehmen (KMU) direkt bei der Planung und Umsetzung ihrer Unternehmungen unter die Arme greifen.

So war es für Renu Bala von Bedeutung, etwas über Organisationsstrukturen zu lernen, Regeln der Buchhaltung zu lernen und Geschäftsrisiken zu verstehen. Jetzt, da die Genossenschaft über geeignete Mittel zur Rechnungslegung verfüge, könne sie stärkere geschäftliche Entscheidungen treffen, sagt sie in einem Interview, und diese im direkten Umgang mit Marktteilnehmern vertreten. Ihr Wissen gibt sie an ihre Mitglieder weiter. „Ich habe dazu beigetragen, dass sie ein technisches Verständnis entwickeln und sich in Geldangelegenheiten weiterbilden, damit wir eine starke Organisation aufbauen. Es ist wichtig zu wissen, wie man an Kapital kommt.“

Stuhl am Entscheidungstisch

„Ich hatte vorher kein regelmäßiges Einkommen“, sagt Renu Bala. Beide Projekte hätten ihr Leben und das ihrer Genossenschaftsmitglieder positiv verändert. „Jetzt habe ich einen Milchviehbetrieb mit acht Kühen, drei Kälbern, zehn Ziegen, 75 Hühnern und 21 Enten. Jeden Tag verkaufe ich 50 Liter Milch. Ich bin der Hauptverdiener in meiner Familie."

Anders als traditionelle Förderprojekte, die in der Regel unter Führung  der Regierung mit multilateralen Entwicklungsorganisationen arbeiten – und oft die Bauern und ihre Organisationen außen vor lassen, denen sie letztlich dienen sollen – hat die MMI den Anspruch, organisierte Erzeuger, Vertreter der Zivilgesellschaft und Klein- und mittlere Unternehmen (KMU) direkt bei der Planung und Umsetzung ihrer Unternehmungen unter die Arme greifen.

So war es für Renu Bala von Bedeutung, etwas über Organisationsstrukturen zu lernen, Regeln der Buchhaltung zu lernen und Geschäftsrisiken zu verstehen. Jetzt, da die Genossenschaft über geeignete Mittel zur Rechnungslegung verfüge, könne sie stärkere geschäftliche Entscheidungen treffen, sagt sie in einem Interview, und diese im direkten Umgang mit Marktteilnehmern vertreten. Ihr Wissen gibt sie an ihre Mitglieder weiter. „Ich habe dazu beigetragen, dass sie ein technisches Verständnis entwickeln und sich in Geldangelegenheiten weiterbilden, damit wir eine starke Organisation aufbauen. Es ist wichtig zu wissen, wie man an Kapital kommt.“

FAO finanziert Kühlanlage

Renu Balas Kooperative ist eine von 55 Bauernorganisationen, denen MMI den Weg zu Investitionen ebnet. Ihre Probleme kann sie nun mit direktem Draht zur Regierung ansprechen und Lösungen einfordern. Ihre Genossenschaft war dabei eine von vieren im Land, die mithilfe eines FAO-Instruments zur Stärkung von Investitionen im ländlichen Raum 1.500 US-Dollar genehmigt bekamen, um eine Milchkühlanlage mit einem Fassungsvermögen von 700 Litern aufzustellen. Sie wird dafür sorgen, dass mehr Milch sicher auf den Markt kommt. „ Die Vermarktung ist in einem abgelegenen Dorf eine der größten Herausforderungen, besonders im Sommer“, sagt Bala. Oft brachten städtische Verarbeiter verdorbene Milch zurück.

Der Mittelsmann erhielt von MMI eine Schulung, um mit einem Business Plan die Finanzierung beantragen zu können. „Wir hätten nie gedacht, dass wir diesen Traum erfüllen können.“ Renu Bala ist zuversichtlich, dass ihre Kooperative sich in den nächsten fünf Jahren selbst tragen wird. Als Plattform für neue Fähigkeiten der Mitglieder werde sie sicherstellen, dass „alle unsere Kinder zur Schule gehen und sich gesund ernähren, und dass alle gesunde und ertragreiche Kühe haben, was unser Milchgeschäft zu einem nachhaltigen Unternehmen macht, das alle sich bietenden Chancen bei den Verarbeitern nutzt.“

Mitarbeit: Cora Dankers, Scott Hussey, David Mansell-Moullin, Tammy Mehdi, Imanun Nabi Khan, Clare O’Farrell

Zehn Jahre GAFSP: Was macht das internationale Programm?

Foto von Kimberley Parent, Leiterin Kommunikation GAFSP, Weltbank.
Kimberley Parent Global Agriculture and Food Security Program (GAFSP)

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