Zur Hauptnavigation springen Zur Suche springen Zum Seiteninhalt springen Zum Footer springen

  • Entwicklungspolitik & Agenda 2030
  • 06/2025
  • Frauke Bohner

“Kompass 2025”: Die deutsche Entwicklungspolitik steht vor einem Wendepunkt

Die Bundesregierung sollte in Umbrüchen ihr Gewicht ­nutzen und trotz neuer Stoßrichtung auf eine Welt ohne Hunger hinarbeiten – mit stärkerem Fokus auf Ernährungssicherung, Konfliktprävention und die ärmsten Regionen der Welt.

Grafik mit der Aufschrift "Kompass 2025"
Kompass 2025: Zur Wirklichkeit der deutschen Entwicklungspolitik © Welthungerhilfe

Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe stehen vor spürbaren Umbrüchen. Haushaltsengpässe, die Verschiebung politischer Prioritäten und zunehmende Legitimationsfragen bringen das gesamte System ins Wanken. Im diesjährigen Kompass, den Welthungerhilfe und Terre des Hommes seit über drei Jahrzehnten herausgeben, steht deshalb die Frage im Fokus: Quo vadis, Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe?

Deutschland verfehlt 0,7-Prozent-Ziel erstmals seit fünf Jahren

Nachdem die Weltgemeinschaft auf Krisen wie die COVID-19-Pandemie oder den Angriffskrieg gegen die Ukraine verantwortungsbewusst reagiert und die öffentliche Entwicklungsfinanzierung (Official Development Assistance, ODA) signifikanterhöht hatte, stehen nun massive Kürzungen an – und das, obwohl der weltweite Bedarf weiter steigt. Dies könnte die Wirksamkeit und Nachhaltigkeit der internationalen Entwicklungszusammenarbeit (EZ) und humanitären Hilfe erheblich mindern und zahlreiche Menschenleben gefährden.

Deutschland hat sein finanzielles Engagement bereits spürbar zurückgefahren: Im Bundeshaushalt 2024 wurden sowohl die Mittel des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) als auch die Mittel des Auswärtigen Amtes (AA) für die humanitäre Hilfe deutlich gekürzt (Abb.1). Infolgedessen sank die deutsche ODA-Quote im Jahr 2024 auf 0,67 Prozent des Bruttonationaleinkommens (BNE). Damit wurde das international vereinbarte 0,7-Prozent-Ziel, zu dem sich Deutschland ausdrücklich bekannt hat, erstmals seit fünf Jahren verfehlt. Die Bundesregierung bekennt sich im aktuellen Koalitionsvertrag nicht mehr klar zum 0,7-Prozent-Ziel – ein politisch wie finanziell bedenkliches Signal.

Abbildung 1

Flächendiagramm zur deutschen ODA-Quote 2015-2024.
Deutsche ODA-Quote 2015-2024 – Deutsche ODA als Anteil am Bruttonationaleinkommen, gesondert an die am wenigsten entwickelten Länder (LDCs); Quelle: OECD (DAC1, DAC2a). © Welthungerhilfe

Zudem will die neue Bundesregierung laut Koalitionsvertrag die ODA-Quote „angemessen“ absenken. Dies steht im Widerspruch zu ihrem Anspruch, eine „auskömmliche“ Finanzierung der humanitären Hilfe sicherzustellen, sich für globale öffentliche Güter einzusetzen und Armut, Hunger und Ungleichheit zu bekämpfen. Angesichts dieser Vielzahl an Verpflichtungen wird deutlich: Die ODA-Quote darf nicht weiter sinken – sie muss wieder auf mindestens 0,7 Prozent des BNE steigen.

Negative Trendwende: Kürzungen treffen vor allem vulnerable Gruppen

Zwischen 2023 und 2025 droht ein weltweiter Rückgang der ODA um bis zu einem Drittel (Abb.2). Besonders ausschlaggebend ist der Kurswechsel der USA unter der Trump-Regierung: Anfang 2025 wurde die faktische Auflösung von USAID eingeleitet. Bis März 2025 sollten rund 80 Prozent der US-Hilfsprogramme eingestellt werden.

Abbildung 2

Flächendiagramm zum prognostizierten Rückgang der ODA der 17 größten Geberländer
Prognostizierter Rückgang der ODA der 17 größten Geberländer – In Milliarden US-Dollar, in konstanten Preisen von 2023, nach Schenkungsäquivalenten; Quelle: Donor Tracker von SEEK Development. © Welthungerhilfe

Die massiven Kürzungen der ODA wirken sich vor allem auf vulnerable und marginalisierte Gruppen aus, die in besonderem Maße von Hunger betroffen sind. Denn ODA-Mittel für Ernährungssicherheit, ausgewogene Ernährung und ländliche Entwicklung tragen signifikant zur Minderung von Hunger und Mangelernährung bei.

Kürzungen in der humanitären Hilfe bedeuten, dass immer mehr Mittel fehlen, um lebensrettende Maßnahmen umzusetzen. Dies wird in fragilen Kontexten am schnellsten und am deutlichsten spürbar. Zwar klaffen die Bedarfe und die zur Verfügung stehenden Mittel in der humanitären Hilfe schon seit Jahren immer weiter auseinander; der Rückzug insbesondere der Trump-Regierung aus der Finanzierung trifft allerdings zahlreiche Länder unmittelbar – und mit schwerwiegenden Folgen. So betrug die ODA für humanitäre Hilfe 2024 global 24,2 Mrd. Dollar, davon kamen 13,16 Mrd. Dollar (54 Prozent) aus den USA. Im Sudan beispielsweise, wo sich derzeit die weltweit größte humanitäre Krise abspielt, haben die USA in den vergangenen Jahren fast die Hälfte der gesamten humanitären Hilfe finanziert, mit dem Schwerpunkt auf Nahrungsmittelhilfe.  

Die meisten Menschen in humanitären Krisen leben in fragilen, konfliktbetroffenen Regionen Klimabedingte Extremwetter verstärken den Bedarf zusätzlich. Um humanitäre Hilfe langfristig entbehrlich zu machen, sind Investitionen in Klimaanpassung, Resilienz, Katastrophenvorsorge und Friedensförderung essenziell. Ziel muss es sein, den Bedarf an humanitärer Hilfe langfristig zu senken. Solange Menschen aber in Konflikt- und Krisensituationen leben müssen, ist sie unerlässlich, um Leben zu retten.

Auch in Ländern ohne akute Notlage drohen die Kürzungen gravierende Folgen zu haben – vor allem in den am wenigsten entwickelten Ländern (Least Developed Countries/LDCs), wo ODA einen erheblichen Anteil der Bruttonationaleinkommen ausmacht und wesentliche staatliche Aufgaben wie Schulspeisungen, Gesundheitsvorsorge oder soziale Sicherung übernimmt (Abb.3). In vielen dieser Länder ist die Ernährungssituation laut Welthunger-Index „ernst“ oder „sehr ernst“, während gleichzeitig hohe Staatsverschuldung, geringe Steuereinnahmen und ein eingeschränkter Zugang zu Finanzmärkten die Eigenfinanzierung erschweren.

Abbildung 3

Koordinatensystem mit Daten zum Anteil der ODA am BNE einzelner Staaten
Anteil der ODA am Bruttonationaleinkommen und Hungersituation – Nach Einkommensgruppen und Welthunger-Index-Kategorien; Daten für 2023 (falls nicht verfügbar, für 2022); Quelle: OECD (CRS, DAC2a), Welthunger-Index 2024. Ausgenommen sind Länder, die nicht im WHI klassifiziert sind. © Welthungerhilfe

ODA allein ist jedoch keine Lösung; die Staaten müssen in der Lage sein, mehr eigene Mittel für Ernährungssicherheit bereitzustellen. Hier kommt den Industrieländern eine zentrale Rolle zu: Sie müssen ein faires, multilaterales Staatsinsolvenzregime unterstützen. Die vierte Konferenz zur Entwicklungsfinanzierung (FfD4), die vom 30. Juni bis zum 3. Juli in Sevilla stattfindet, bietet die Gelegenheit, die notwendigen Weichen zu stellen und der UN ein Mandat zu erteilen, an einer Rahmenkonvention zur Schuldensituation zu arbeiten.

Ernährungssicherheit als zentrale Voraussetzung für Entwicklung

Erst wenn Menschen sich ausreichend und ausgewogen ernähren können, haben sie auch die Möglichkeit, ihr volles Potenzial auszuschöpfen. Ernährungssicherheit ist daher Voraussetzung für wirtschaftliche Entwicklung und muss Priorität der deutschen Entwicklungszusammenarbeit sein. Um sie zu erreichen, ist die Finanzierung einer Reihe von Maßnahmen erforderlich. Einige davon generieren keine direkten Einnahmen (wie soziale Sicherungsnetze, Schulspeisungs- oder Ernährungsprogramme), während andere Potenzial für die Beteiligung des Privatsektors bieten und sich mittelfristig selbst tragen könnten. Letzteres gilt insbesondere für die Bereiche Landwirtschaft und ländliche Entwicklung, in denen ein großer Hebel für die Entwicklung liegt.

Im Jahr 2024 stagnierte der BMZ-Etat für Ernährungssicherung und ländliche Entwicklung (Abb.4) jedoch bei 2,38 Mrd. Euro – nach einem Rückgang um 32 Prozent im Vorjahr. 2024 wurden zugleich außergewöhnlich hohe Beiträge an multilaterale Organisationen gezahlt, während in den letzten beiden Jahren Mittel für wichtige Initiativen reduziert wurden – wie die „Transformation der Agrar- und Ernährungssysteme“, die zentrale Hebel für nachhaltige Entwicklung adressiert, sowie für den Haushaltstitel „Krisenbewältigung und Wiederaufbau, Infrastruktur“ (KWI), der insbesondere in fragilen Ländern zum Einsatz kommt und einen bedeutenden Anteil der deutschen Ausgaben für Ernährungssicherung ausmacht.

Abbildung 4

Säulendiagramm zu BMZ-Ausgaben für ländliche Entwicklung und Ernährungssicherung 2015-2024
BMZ-Ausgaben für ländliche Entwicklung und Ernährungssicherung 2015-2024 – Ausgaben für Finanzierungen, die mit der BMZ-internen Kennung LE („Ländliche Entwicklung und Ernährungssicherung“) versehen sind, in Milliarden Euro; Quelle: BMZ, Stand des Datenabrufs am 7. Mai 2025. © Welthungerhilfe

Angesichts des Koalitionsbekenntnisses zum Engagement gegen Hunger, Armut und Ungleichheit ist es nun an der neuen Bundesregierung, eine kohärente und langfristig ausgerichtete Strategie vorzulegen, mit der die deutsche Entwicklungszusammenarbeit einen wirksamen Beitrag zur globalen Ernährungssicherung leisten kann. Dies ist nicht denkbar ohne eine Aufstockung der Mittel – mit einem Schwerpunkt auf Krisenbewältigung und Wiederaufbau in fragilen Kontexten sowie die Stärkung zivilgesellschaftlicher Initiativen. Dabei muss der Fokus auf vulnerablen Bevölkerungsgruppen wie Frauen, Jugendlichen und Kindern liegen. Zudem müssen Investitionen in die Landwirtschaft und die ländlichen Räume einen angemessenen Stellenwert erhalten. Denn zum einen sind diese Regionen vergleichsweise stark betroffen; so leidet laut den Vereinten Nationen etwa jeder dritte Erwachsene im ländlichen Raum an Ernährungsunsicherheit, während es jeder vierte im städtischen Raum ist. Zum anderen liegt gerade im ländlichen Raum ein zentraler Hebel für die dringend notwendige Transformation der Ernährungssysteme.

Quo vadis? Herausforderungen als Chance begreifen

In einem angespannten internationalen Umfeld – in dem die Rolle der USA als globale Ordnungsmacht schwindet und zahlreiche Länder des globalen Südens eigene Prioritäten setzen – sind die Mittel für die Verwirklichung der entwicklungspolitischen Ziele zunehmend unterfinanziert. Zugleich steht die internationale Zusammenarbeit unter Druck – durch die Zunahme gewaltsamer Konflikte, die Ausbreitung autokratischer Systeme und die wachsende Fragilität staatlicher Strukturen. Wie der Rechtfertigungsdruck steigt, zeigte sich exemplarisch in der 2024 entbrannten Debatte in Deutschland um die Finanzierung von Infrastruktur- und Gleichstellungsprojekten im Ausland. Diese Diskussion weitete sich rasch zu einer Grundsatzkritik an der Legitimität und Wirksamkeit der Entwicklungszusammenarbeit aus. Genutzt wurde sie auch für partei- und finanzpolitische Interessen und, um eine „Deutschland zuerst“-Stimmung weiter anzuheizen.

Trotz Richtigstellung der Daten- und Faktenlage ist es dem verantwortlichen Bundesministerium BMZ nicht ausreichend gelungen, gegenüber der Öffentlichkeit die Verteidigungshaltung zu überwinden und die Bedeutung der Entwicklungszusammenarbeit einschließlich ihrer Erfolge überzeugend darzustellen. Zugleich gibt es (alte und neue) kritische Stimmen aus dem globalen Süden, die der Entwicklungszusammenarbeit vorwerfen, koloniale Strukturen zu reproduzieren und in der Zusammenarbeit mit den Partnerländern Doppelmoral an den Tag zu legen.

Die genannte Kritik ist in Teilen verständlich und muss ernst genommen werden. Sie zeigt, dass die Entwicklungszusammenarbeit dringend reformiert werden muss. Dies gilt für die staatlichen und die nichtstaatlichen Organisationen gleichermaßen. Die herausfordernde Lage sollte zum Anlass genommen werden, die internationale Zusammenarbeit neu auszurichten und nachhaltige Lösungen für eine gerechtere Welt in gleichberechtigter Partnerschaft mit den Ländern des globalen Südens zu entwickeln. 

So positioniert sich die neue Bunderegierung

Im Koalitionsvertrag vom April 2025 („Verantwortung für Deutschland“) bekennt sich die neue Bundesregierung zwar zur Bekämpfung von Armut, Hunger und Ungleichheit – gleichzeitig wird aber ein starker Fokus auf deutsche Eigeninteressen gesetzt, etwa in der Rohstoffsicherung oder der Migrationspolitik. Insbesondere im Kontext sinkender Mittel muss dabei gewährleistet sein, dass soziale, entwicklungspolitische und klimapolitische Kernanliegen Priorität behalten. Der Schutz demokratischer Prinzipien, Rechtstaatlichkeit und die Achtung der Grund- und Menschenrechte sind ein inhärenter Bestandteil des Wertefundaments der Bundesrepublik. Letztlich lassen sich auch wirtschaftliche und sicherheitspolitische Interessen Deutschlands nur in einem globalen Rahmen erreichen, der nicht auf kurzfristiger Nutzenmaximierung, sondern auf Solidarität, Kooperation und Rechtsverbindlichkeit basiert

In Hinblick auf die angestrebte stärkere Verzahnung der Entwicklungszusammenarbeit mit der Außenwirtschaftsförderung muss sichergestellt werden, dass auch die Interessen der Partnerländer gewahrt werden. Die Förderung lokaler Wertschöpfung, insbesondere in ländlichen Regionen, sollte gestärkt werden – nicht zuletzt, um Arbeitsplätze zu schaffen und nachhaltige Entwicklung zu ermöglichen.

Kritisch zu bewerten ist zudem, dass der Koalitionsvertrag keinen Bezug auf die notwendige Transformation der Ernährungssysteme und die Förderung ländlicher Räume nimmt – obwohl diese als Hebel für Armutsbekämpfung und Ernährungssicherheit im globalen Süden zentral sind.

Reformen für mehr Wirksamkeit, Effizienz und Kohärenz

Der Ruf nach einer besseren Wirksamkeit, ressortübergreifender Koordination und Kohärenz der EZ und humanitären Hilfe begleitet den Sektor seit Jahrzehnten und ist gerechtfertigt. Trotz früherer Bemühungen blieb die thematische und geografische Fokussierung bisher aus – derzeit bestehen 118 Partnerschaften mit über 80 Ländern. Als Beispiel für einen erfolgreich umgesetzten Themenschwerpunkt in der Entwicklungszusammenarbeit kann Norwegen dienen. Als „kleinerer” Geber hat es das Land geschafft, die verfügbaren Ressourcen zu bündeln und beispielsweise beim Waldschutz international eine Führungsrolle einzunehmen.

Auch das humanitäre System braucht Reformen. Seine strukturellen Schwächen wurden durch die De-facto-Auflösung der US-Entwicklungsagentur USAID zu Beginn dieses Jahres einmal mehr offengelegt. Deutschland, einer der größten Geber und aktiver Unterstützer wichtiger Reformprozesse – etwa der „Grand Bargain“-Vereinbarung – kann und sollte einen substanziellen Beitrag zur dringend nötigen Neuaufstellung des Systems leisten, wie sie etwa im Rahmen des „Humanitarian Reset“ diskutiert wird. Damit liegen zudem konkrete Empfehlungen vor – etwa zur Verlagerung von Zuständigkeiten an lokale Akteure. Deren frühzeitige Einbindung, Kompetenzstärkung und Zugang zu Finanzierung sind entscheidend für wirksame Hilfe. Ein solcher Schritt in Richtung Lokalisierung wird auch im Rahmen des Grand Bargain gefordert. Gerade in Krisensituationen können lokale Organisationen, die mit den Gegebenheiten vor Ort vertraut sind, oft schneller und gezielter Hilfe leisten.

Zivilgesellschaft wichtiger denn je

Zudem sollte die wichtige Rolle, die die Zivilgesellschaft beispielsweise in der Konfliktprävention spielt, stärker berücksichtigt werden. Vielerorts fungieren NGOs als Vermittlerinnen zwischen Konfliktparteien, bauen Kapazitäten zur friedlichen Konfliktlösung auf und arbeiten daran, zuvor marginalisierte Gruppen in Entscheidungen einzubeziehen. Auch kann eine organisierte, vielfältige und inklusive Gemeinschaft Konflikte, beispielsweise um Ressourcen, besser bewältigen. Lokale Initiativen zur Bewältigung von Armut oder Hunger sind zudem ein wichtiger Pfeiler einer nachhaltigen wirtschaftlichen Entwicklung, welche wiederum die Stabilität fördert.

Dies ist besonders in wirtschaftsschwachen, verarmten ländlichen Räumen wichtig, in denen andere Akteure oft wenig präsent sind. Lokale zivilgesellschaftliche Organisationen fördern hier die Einkommensgenerierung, unterstützen die Entwicklung und Verbreitung von Innovationen und setzen mit Basis-Infrastrukturprojekten und lokalen sozialen Sicherungsmaßnahmen Grundsteine für den Aufbau staatlich getragener, umfassender sozialer Sicherungssysteme. Darüber hinaus kann Zivilgesellschaft eine wichtige Watchdog-Rolle gegenüber Regierungen wahrnehmen, indem sie zum Beispiel Governance-Prozesse kritisch begleitet, grundlegende Rechte verteidigt und Transparenz und Rechenschaft einfordert.

Für eine engagierte entwicklungspolitische und humanitäre Agenda

Sowohl in der Entwicklungszusammenarbeit als auch in der humanitären Hilfe ist Deutschland in der Welt ein verlässlicher und anerkannter Partner – und gemessen in absoluten Zahlen bisher der zweitgrößte ODA-Geber. Dieses entwicklungspolitische Gewicht sollte die Bundesregierung nutzen, um sich weiterhin unvermindert für eine gerechte und nachhaltige globale Entwicklung und eine friedliche Welt ohne Hunger und Armut zu engagieren. Dazu gehört auch eine angemessene Finanzierung von EZ und humanitärer Hilfe. Die Stoßrichtung für die kommenden Jahre hat die Bundesregierung mit ihrem Koalitionsvertrag vorgegeben. Dabei sollte sie sich – unabhängig davon, welche Gewichtung wirtschaftliche Eigeninteressen bei der Umsetzung haben – an den genannten Prioritäten orientieren und ihre Arbeit thematisch (auf Ernährungssicherung, Landwirtschaft und die Entwicklung ländlicher Räume) und geografisch (auf die ärmsten Regionen/LDCs) konzentrieren. Vulnerable Gruppen wie Frauen und vor allem auch Kinder und Jugendliche sollte sie dabei besonders im Blick haben.

Wie Deutschland seinen Handlungsspielraum auf internationaler Ebene nutzen kann

Der neue Kompass zeigt zudem konkret auf, wie Deutschland seine Handlungsspielräume nutzen kann, um Ernährungssicherheit und das Recht auf Nahrung stärker international zu verankern. Hier bieten sich sowohl eine aktive Unterstützung des G20-Prozesses zur Umsetzung der Globalen Allianz gegen Hunger und Armut (GAHP) als auch eine engagierte Kooperation mit der Afrikanischen Union zur Umsetzung der CAADP-Kampala-Agenda an (Abb.5).

Abbildung 5

Grafik zu den Zielen der Kampala-Agenda
Die Ziele der Kampala-Agenda – Darstellung in Anlehnung an AKADEMIYA2063 (2025): The Kampala CAADP Declaration at a glance. © Welthungerhilfe
Frauke Bohner Deutsche Welthungerhilfe
  • Die URL wurde in die Zwischenablage kopiert

Das könnte Sie auch interessieren

pageLoader