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  • Entwicklungspolitik & Agenda 2030
  • 04/2025
  • Ulrich Post

Rücküberweisungen nach Afrika, Lateinamerika und in die Karibik

Neue Ifad-Plattform sammelt verstreute Daten, will den Zugang zu digitalen Transfers und Finanzprodukten verbessern – und Überweisungskosten senken helfen.

Im Jahr 2023 gab es etwa 184 Millionen Migrantinnen und Migranten, die fern von ihrem Heimatland lebten – getrieben von wirtschaftlichen Chancen, von Gewalt und Konflikten, oder von anderen Motiven. Die meisten dieser Frauen und Männer senden einen Teil ihrer Einkommen an Familienangehörige und Freunde in ihren Herkunftsregionen. 2023 summierten sich diese Rücküberweisungen in Länder mit niedrigem oder mittlerem Einkommen auf geschätzte 656 Mrd. Dollar. Das ist mehr als internationale staatliche Entwicklungsgelder und ausländische Direktinvestitionen zusammen in diesen Ländern.

In mehr als 60 Ländern tragen Rücküberweisungen zu drei Prozent und mehr der Bruttoinlandsprodukte bei. Selbst während der Corona-Pandemie blieben die Rücküberweisungen relativ stabil. Zwar gingen sie in diese Länder 2020 zurück, erholten sich aber stark und sind seitdem weiter gewachsen. Rücküberweisungen von Migranten verbessern die Ernährungssicherheit und tragen zur Verringerung der Armut bei.

Infografik www.schmisalidt.de © Lisa Schmidt

Allerdings sind die verfügbaren Daten über Migration und Rücküberweisungen unvollständig und lückenhaft. Das liegt u.a. daran, dass Überweisungen monatlich oder halbjährlich, oder nur zu bestimmten Anlässen, z.B. in Notfällen, getätigt werden. Manche nutzen Banken oder Geldtransfer-Vermittler für die Überweisungen, andere informelle Kanäle, oder sie führen es selbst als Bargeld mit.

Aus diesem Grunde kündigte der Internationale Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung der UN (IFAD) Ende 2024 an, eine neue kostenlose globale Datenplattform zu entwickeln. RemitSCOPE soll wichtige Daten zu den Rücküberweisungen in Länder mit niedrigem oder mittlerem Einkommen liefern, z.B. auch, wie viel Gelder in die ländliche Entwicklung fließen. Die Plattform ist ein zentraler globaler Datenspeicher für Überweisungen und Überweisungs-bezogene Daten und soll Informationen für politische und unternehmerische Entscheidungen zur Verfügung stellen.

Plattform führt Daten zusammen – und mehr

In der Plattform finden sich die jeweils neuesten Daten und Zahlen. Sie führt Daten zusammen, die sonst über die Weltbank, verschiedene Agenturen, Organisationen oder Forschungseinrichtungen verstreut sind. Mittlerweile gibt es Daten für 54 afrikanische Länder und 32 Länder in Lateinamerika und der Karibik. Asiatische Länder sollen folgen. Aufgeführt werden Zahlen und Fakten zu Überweisungen, Migration, Überweisungskosten, finanzieller Inklusion, Digitalisierung und anderem mehr. Ziel von RemitSCOPE ist es, den Zugang zu digitalen Rücküberweisungen zu verbessern, die Überweisungskosten zu senken und den Zugang zu entsprechenden Finanzprodukten zu erleichtern.

Die Rücküberweisungen nach Afrika wurden für 2023 auf immerhin mehr als 90 Mrd. Dollar geschätzt; davon flossen die höchsten Beträge nach Nigeria und Ägypten. Die USA waren das Land, aus dem die meisten Überweisungen stammten; aus afrikanischen Ländern kamen knapp über 20 Prozent der Gesamtüberweisungen. Die Kosten für eine Überweisung in ein afrikanisches Land betrugen Anfang 2024 durchschnittlich 8,4 Prozent der Summe; bei einem Überweisungsbetrag von 1.000 Dollar waren das stolze 84 Dollar.

Nach Lateinamerika und der Karibik wurden 2023 schätzungsweise 157 Mrd. Dollar überwiesen; davon allein 66 Mrd. Dollar nach Mexiko. Auch hier haben – wenig überraschend – die in den USA lebenden Migranten mit mehr als 100 Mrd. Dollar den größten Anteil. Von den 157 Mrd. Dollar Gesamt-Rücküberweisungen in die Region stammten 13,5 Mrd. Dollar, also weniger als zehn Prozent, aus der Region selbst. Die Durchschnittskosten für Überweisungen in die Region lagen mit 5,9 Prozent deutlich unter denen Afrikas. Beide Regionen haben in den letzten drei Jahren mit über 14 Prozent eine starke Steigerung der Rücküberweisungen erfahren. Die UN gehen davon aus, dass sie weiter steigen werden. Aber angesichts einer rigideren Einwanderungspolitik in wichtigen Überweisungsländern ist das mittlerweile nicht mehr so sicher.

 

Prträt: Ulrich Post, Leiter Team Grundsatzfragen.
Ulrich Post Member of the Editorial Advisory Board
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