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  • Entwicklungspolitik & Agenda 2030
  • 10/2024
  • Miriam Wiemers

Welthunger-Index 2024: Mit Gendergerechtigkeit zu Klimaresilienz und Zero Hunger

Klimakrise, Kriege und Überschuldungen verschärfen strukturelle Ungleichheiten vor allem zum Nachteil von Frauen. Wie kann zur Linderung von Hunger wieder mehr erreicht werden?

In Northern Bahr el Ghazal im Südsudan haben Wirtschaftskrise und Überschwemmungen Spuren hinterlassen. Frauen bauen eine Zubringerstraße, um den Zugang zu wesentlicher Infrastruktur zu sichern. © Jessica Kuehnle/Welthungerhilfe

Fortschritte in der Hungerreduzierung sind angesichts vielfältiger Krisen kaum mehr zu verzeichnen. Schuldenkrise, Kriege und immer dramatischere Auswirkungen des Klimawandels verschärfen strukturelle Ungleichheiten – Frauen und benachteiligte Gruppen sind besonders betroffen. Doch Fortschritte sind möglich. Was muss passieren?

Am 10. Oktober haben Welthungerhilfe, Concern Wordwide und das Institut für Friedenssicherungsrecht und Humanitäres Völkerrecht die neue Ausgabe des Welthunger-Index veröffentlicht. Der Welthunger-Index (WHI) 2024 macht deutlich, dass die Welt weit davon entfernt ist, das für 2030 angestrebte Ziel Zero Hunger zu erreichen. Die Realisierung des Rechts auf angemessene Nahrung ist für Milliarden von Menschen unerreichbar, und viele Länder und Regionen erleben akute Ernährungskrisen. Während die Welt das 75. Jubiläum der Menschenrechtserklärung sowie das 20. Jubiläum der Freiwilligen Leitlinien zum Recht auf Nahrung begeht, werden das Menschenrecht auf angemessene Nahrung und humanitäres Völkerrecht in vielen Teilen der Welt massiv missachtet.

Was ist der Welthunger-Index?

Der Welthunger-Index ist ein von externen Expert*innen begutachteter Bericht, der jährlich von Welthungerhilfe und Concern Worldwide veröffentlicht wird. Seit 2024 berechnet das Institut für Friedenssicherungsrecht und Humanitäres Völkerrecht den Index und entwickelt ihn weiter. Der WHI hat sich seit seiner Erstausgabe im Jahr 2006 zu einem wichtigen zivilgesellschaftlichen Bericht zur Messung von Langzeittrends der Hungersituation auf globaler, regionaler und nationaler Ebene entwickelt. Der Bericht schafft Aufmerksamkeit für das weltweite Ausmaß von Hunger und liefert Anreize zur Verbesserung der Situation. Er dient zudem als Grundlage, um mit Regierungen, Zivilgesellschaft, Wissenschaft und anderen Akteur*innen in diversen Ländern in den Dialog zu treten.

Um die Komplexität und Mehrdimensionalität von Hunger zu erfassen, kombiniert der WHI vier Indikatoren:

  1. Unterernährung: der Bevölkerungsanteil, der zu geringe Kalorienzufuhr erlebt;
  2. Wachstumsverzögerung: der Anteil an Kindern unter 5 Jahren mit zu geringer Größe für das Alter, ein Zeichen für chronische Unterernährung;
  3. Auszehrung: der Anteil an Kindern unter 5 Jahren mit zu geringem Gewicht für die Größe, ein Zeichen für akute Unterernährung;
  4. Kindersterblichkeit: der Anteil an Kindern, der vor dem 5. Geburtstag verstirbt, was teilweise die fatale Kombination von mangelhafter Ernährung und ungesunder Umwelt widerspiegelt.

Dies erlaubt dem WHI, nicht nur die Verfügbarkeit von Kalorien, sondern auch die Qualität und Verwertung von Nahrung zu erfassen. Lesen Sie auf unserer Website mehr zur Methodik: Methodik - Welthunger-Index - eine jährliche Publikation, welche die Hungersituation auf globaler, regionaler und nationaler Ebene erfasst (globalhungerindex.org)

Fortschritte reichen nicht für Ziel Zero Hunger bis 2030

In den vergangenen zehn Jahren hat sich der weltweite Fortschritt bei der Reduzierung des Hungers besorgniserregend verlangsamt. Der Welthunger-Index (WHI) 2024 liegt bei 18,3 – was als mäßig gilt und nur leicht unter dem Wert von 2016 (18,8) liegt. Die Fortschritte bleiben hinter den international vereinbarten Zielen zurück. Bei gleichbleibendem Tempo werden mindestens 64 Länder kein niedriges Hungerniveau – geschwiege denn Zero Hunger – erreichen. In Afrika südlich der Sahara und in Südasien ist die Situation am schlimmsten und als ernst eingestuft.

In Dutzenden von Ländern ist der Hunger nach wie vor zu hoch. Die WHI-Werte für 2024 und die vorläufigen Einstufungen zeigen, dass der Hunger in sechs Ländern als sehr ernsteingestuft wird: Burundi, Jemen, Madagaskar, Somalia, Südsudan und Tschad. In weiteren 36 Ländern wird der Hunger als ernsteingestuft. Darüber hinaus verschlechtert sich die Lage in vielen Ländern wieder: In 22 Ländern mit mäßigen, ernsten oder sehr ernsten  WHI-Werten für 2024 hat der Hunger seit 2016 sogar zugenommen, und in 20 Ländern derselben Kategorien stagnieren die Fortschritte weitgehend.

Recht auf Nahrung wird nicht durchgesetzt

Diese Werte spiegeln, dass das Recht auf Nahrung für Milliarden Menschen außer Reichweite bleibt. Weltweit haben 733 Millionen Menschen – deutlich mehr als noch vor zehn Jahren – nicht ausreichend Zugang zu Kalorien. 148 Millionen Kinder sind wachstumsverzögert, 45 Millionen Kinder sind ausgezehrt und fast 5 Millionen Kinder sterben bevor sie fünf Jahre alt werden. 2,8 Milliarden Menschen können sich keine gesunde Ernährung leisten.

Akute Ernährungsunsicherheit und das Risiko von Hungersnöten steigen. Etwa 282 Millionen Menschen erlebten 2023 eine akute Ernährungskrise. Diese Zahl steigt seit fünf Jahren, und in einer Reihe von Staaten und Regionen, darunter Gaza, Sudan, Haiti, Burkina Faso, Mali und Südsudan, nimmt die Zahl der von Hungersnot bedrohten Menschen zu.

Vielfältige Krisen treiben den Hunger in die Höhe

Diesen alarmierenden Statistiken liegt ein permanenter Zustand der Krise zugrunde – eine Reihe aufeinanderfolgender und sich überschneidender Herausforderungen, die die ärmsten Länder und ärmsten Menschen der Welt am härtesten getroffen haben und die strukturellen Ungleichheiten noch verstärken.

In den vergangenen zwei Jahren haben schwere bewaffnete Konflikte begonnen, die Indikatoren für den Klimawandel brechen alle Rekorde, und die Ungleichheit zwischen und innerhalb von Ländern nimmt zu. Infolge von Verfolgung, Konflikt, Gewalt, Menschenrechtsverletzungen oder ziviler Unruhen sind mehr als 115 Millionen auf der Flucht, und viele weitere wurden durch wetterbedingte Katastrophen vertrieben. Länder mit niedrigen und mittleren Einkommen erleben eine düstere wirtschaftliche Lage, mit Marktstörungen, hohen inländischen Nahrungsmittelpreisen und steigendem Schuldendienst, der die Investitionsfähigkeit in wichtige öffentliche Dienste einschließlich Ernährungsdienste, Klimaresilienz und die Transformation der Ernährungssysteme, einschränkt.

In Haiti nimmt der Hunger zum Beispiel dramatisch zu, da das Land einer Reihe von Schocks ausgesetzt ist, wie unberechenbaren Regenfällen, galoppierender Inflation und politischen Unruhen, welche die Bandengewalt und Binnenvertreibung angeheizt haben. In Pakistan verschärfen hohe Inflation, Haushaltsdefizite und häufige Naturkatastrophen die Nahrungsmittelknappheit. 2022 führten extreme Regenfälle, die auf den Klimawandel zurückgeführt werden, zu beispiellosen Überschwemmungen und einer schweren Ernährungskrise.

Bisherige Investitionen und Maßnahmen entsprechen weder dem Ausmaß des Problems noch den eingegangenen Verpflichtungen. Die Auswirkungen von Mangelernährung kosten die Weltwirtschaft jährlich bis zu 3.500 Milliarden US-Dollar, doch die internationale Unterstützung für die grundlegende Ernährung bleibt gering und unregelmäßig. 2023 erreichte die öffentliche Entwicklungshilfe (ODA) der OECD nur 0,37 Prozent des Bruttonationaleinkommens – weit unter dem Ziel von 0,7 Prozent.

Klimawandel richtet in vielen Ländern Verwüstungen an

Einige der ärmsten Länder der Welt stehen an vorderster Front der Klimakrise. Madagaskar etwa ist mit einer langanhaltenden Dürre konfrontiert, die auf den Klimawandel zurückgeführt wird.  Das südliche Afrika wird derzeit von einer schweren Dürre heimgesucht, die in Teilen Sambias und Simbabwes als die schlimmste seit Beginn der Aufzeichnungen gilt. Sie hat verheerende Auswirkungen auf die Bevölkerung, die weitgehend von Regenfeldbau und dürreempfindlichen Wasserquellen abhängt. Seit Oktober 2020 führt in weiten Teilen Ostafrikas die schlimmste Dürre seit 40 Jahren zu Ernteausfällen, Viehverlusten, geringer Verfügbarkeit von Oberflächenwasser und verschärften Konflikten.

Bis Mitte dieses Jahrhunderts könnten durch den Klimawandel zusätzlich 80 Millionen Menschen von Hunger bedroht sein, vor allem in Afrika südlich der Sahara, Südasien und Mittelamerika. Von 2008 bis 2018 verursachten Naturkatastrophen in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen einen geschätzten Verlust von 108,5 Milliarden Dollar in Ackerbau und Viehzucht – fast so viel wie Deutschlands Ausgaben für Entwicklungszusammenarbeit (ODA) im gleichen Zeitraum.

Überschwemmungen im Südsudan, Unity State, setzen weite Landesteile unter Wasser und treiben Menschen in Notunterkünfte. © Peter Louis/welthungerhilfe

Dennoch bleibt die Finanzierung zur Unterstützung von Klimastrategien, die Verluste und Schäden abwenden, deutlich hinter dem Bedarf zurück und wird häufig in Form von Krediten gewährt, was die Schuldenlast erhöht.

Konflikte schüren Gefahr von Hungersnöten

Konflikte haben erneut die Gefahr von Hungersnöten heraufbeschworen, und Hunger wird vermehrt als Kriegswaffe eingesetzt. Die Kampfhandlungen in Gaza und Sudan haben die Ernährungssysteme zerstört und den Zugang für humanitäre Hilfe stark eingeschränkt. Dies hat zu schwerwiegenden Ernährungskrisen geführt. Der Sudan ist mit einer Hungerkrise konfrontiert, wie es sie seit der Darfur-Krise Anfang der 2000er-Jahre nicht mehr gegeben hat. Im Juli 2024 wurde in Teilen von Nord-Darfur eine Hungersnot bestätigt. Der Gazastreifen erlebt die schwerste in 20 Jahren aufgezeichnete Ernährungskrise, da fast die gesamte Bevölkerung mit einer akuten Ernährungsunsicherheit konfrontiert ist und möglicherweise bereits eine Hungersnot eingetreten ist. In Mali wurde in Ménaka, das von bewaffneten Gruppen belagert wurde, eine Hungerkatastrophe prognostiziert und im östlichen Teil der DR Kongo führt der Konflikt zu einem Rekordniveau an geschlechtsspezifischer Gewalt, Vertreibung und Hunger.

Erfolge zeigen, dass Fortschritte möglich sind

Inmitten der besorgniserregenden Entwicklungen gibt es auch Beispiele für Fortschritt und Hoffnung. Entgegen dem globalen Trend haben einige wenige Länder bemerkenswerte Fortschritte verzeichnet, auch wenn Herausforderungen bleiben: Bangladesch, Mosambik, Nepal, Somalia und Togo.

Während Somalia weiterhin mit einer langwierigen Hungerkrise kämpft, hat eine verbesserte Sicherheits- und Regierungssituation in einigen Landesteilen sowie erhöhte internationale Unterstützung zu einem niedrigeren Hungerniveau beigetragen. Durch rechtzeitige humanitäre Hilfe konnte eine Hungersnot im Jahr 2022 verhindert werden.

Eine Kuhzüchterin im überschwemmungsgefährdeten Südwesten von Bangladesch nutzt eine innovative Technik, um aus Kuhmist umweltfreundlichen Brennstoff zu gewinnen und so eine nachhaltige Energiequelle für ihre abgelegene Gemeinde zu schaffen. © Eugene Ikua/Concern Worldwide

Bangladesch – ein vom Klimawandel besonders betroffenes Land – ist bekannt für seine armutsorientierte Entwicklungspolitik. Es hat der Ernährungssicherheit Priorität eingeräumt und in ernährungssensible Sektoren wie Gesundheit, Bildung, Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene investiert. Außerdem ist es gelungen, Genderungleichheiten deutlich zu verringern.

Genderungleichheit als Bedrohung für das Recht auf Nahrung

Länder, die starke Genderungleichheiten aufweisen sind häufig auch diejenigen, in denen Hunger hoch ist und deren Ernährungssysteme besonders vom Klimawandel bedroht sind – und umgekehrt. Diskriminierende Normen und geschlechtsspezifische Gewalt setzen Frauen sowie sexuelle und geschlechtsspezifische Minderheiten häufig einem erhöhten Risiko von Ernährungsunsicherheit und Klimafolgen aus und beeinträchtigen ihre Fähigkeit zur Bewältigung. Frauen sind mit einer um 1,3 Prozentpunkte höheren Wahrscheinlichkeit als Männer von mäßiger oder ernster Ernährungsunsicherheit betroffen. Mehr als eine Milliarde Mädchen und Frauen weltweit leiden an Unterernährung, was lebenslange und generationenübergreifende Folgen hat.

Gleichzeitig verschärft der Klimawandel Mangelernährung, insbesondere bei Frauen und Kindern, zum Beispiel durch katastrophenbedingte Unterbrechungen der Gesundheitsleistungen oder hitzebezogene Risiken während der Schwangerschaft.

Obwohl Frauen nicht von Natur aus anfälliger für Klimawandel und -schocks sind, können diskriminierende Normen und Ressourcenknappheit sie anfälliger machen. Agrar- und Ernährungssysteme – die von den Klimawirkungen besonders betroffen sind – sind für die Existenzgrundlage von Frauen oft entscheidender als bei Männern. Zugleich sind Frauen durch Faktoren wie unbezahlte Betreuungsarbeit, begrenzten Zugang zu Möglichkeiten, Leistungen, Technik, Finanzen, Ressourcen und schwachen Besitzrechten in ihren Bewältigungskapazitäten eingeschränkt. Klimaschocks, wie Hitzestress, erhöhen die Arbeitsbelastung der Frauen, z.B. durch längere Wege, um Wasser zu holen.

Gendergerechtigkeit als Eckpfeiler von Klima- und Ernährungsgerechtigkeit

Die gute Nachricht lautet, dass Gendergerechtigkeit – die Gleichstellung der Menschen in allen Lebensbereichen – das Potenzial eines transformativen Wandels birgt. Frauen sind entscheidend für die Ernährungssysteme und machen fast 40 Prozent der Beschäftigten in dem Sektor aus. Sowohl Studien wie auch Erfahrungen aus der Arbeit der Welthungerhilfe und von Concern Worldwide zeigen, dass eine verbesserte Handlungsfähigkeit von Frauen und Kontrolle über Vermögenswerte, sowie die Förderung gemeinsamer Entscheidungsfindung die Ernährungssicherheit eines Haushalts, die Ernährung der Kinder und die Klimaresilienz verbessern können.

Die Überwindung des Arbeits- und Produktivitätsgefälles zwischen Frauen und Männern in der Landwirtschaft könnte beispielsweise das weltweite BIP um ein Prozent erhöhen und 45 Millionen Menschen aus der Ernährungsunsicherheit befreien.

Eine Gemüsegärtnerin in Mali passt ihre Arbeit mit nachhaltigen Techniken an den Klimawandel an. © Welthungerhilfe

In einem Projekt der Welthungerhilfe (WHH) im Südsudan zeigte sich, dass Klimaanpassungsmaßnahmen, wie das Pflanzen von Bäumen und die Agroforstwirtschaft, deutlich zunahmen, wenn Frauen und Männer gleichermaßen in die Entscheidungsfindung und den Umgang mit Ressourcen einbezogen wurden.

Der diesjährige WHI-Gastbeitrag der Wissenschaftler Nitya Rao, Siera Vercillo und Dzifa Gertrude Torvikey beschreibt drei zusammenhängende Dimensionen von Gendergerechtigkeit:

  1. Anerkennende Gerechtigkeit bedeutet, dass genderdiskriminierende Normen umgestaltet werden müssen, um zu verändern, wie Haushalte, Gemeinschaften und Kulturen Geschlechterrollen und -fähigkeiten betrachten. Es bedeutet anzuerkennen, dass verschiedene Gruppen von Menschen unterschiedliche Bedürfnisse, Verwundbarkeiten und Möglichkeiten haben.
  2. Umverteilungsgerechtigkeit bedeutet, Ressourcen und Möglichkeiten so zu lenken, dass genderspezifische Ungleichheiten ausgeglichen werden. Indem Frauen Zugang zu und die Kontrolle über wichtige Produktionsmittel erhalten, können ungleiche Machtdynamiken infragegestellt und ein förderliches Umfeld für Ernährungssicherheit geschaffen werden.
  3. Repräsentation bezieht sich darauf, dass die genderspezifische Lücke der Beteiligung von Frauen an Politik und Entscheidungsfindung auf verschiedenen Ebenen geschlossen wird. Gesetzesänderungen sowie die politische Teilhabe von und Führung durch Frauen können dazu beitragen, die Politik in Richtung Gendergerechtigkeit voranzutreiben, auch wenn solche Ergebnisse nicht garantiert werden können und Zeit benötigen.

Reformen sind auf allen Ebenen notwendig – von Einzelpersonen bis hin zu Systemen und von formellen Mechanismen zu informellen Normen. Während der Zugang zu Ressourcen für Frauen unerlässlich ist, müssen strukturelle Ungleichheiten angegangen werden, etwa durch universelle soziale Sicherung und makroökonomische Maßnahmen wie Steuer- und Handelspolitik zur Unterstützung der Vulnerabelsten.

Gleichstellung und Gerechtigkeit als Kompass für Klima- und Ernährungspolitik

Klima- und Ernährungspolitik müssen auf Menschen- und Völkerrechtsverpflichtungen basieren, mit Gleichstellung und Gerechtigkeit als Leitprinzipien. Regierungen müssen dringend die völkerrechtliche Rechenschaftspflicht und Durchsetzbarkeit des Rechts auf angemessene Nahrung stärken, einschließlich in Konfliktsituationen, etwa durch die Formalisierung des Rechts auf Nahrung in konkreten Gesetzen und durch die Stärkung der Strafverfolgung. Sie sollten gendertransformative Ansätze in der Ernährungs- und Klimapolitik fördern. Öffentliche Investitionen in Bereiche wie Pflege, Bildung, Gesundheit und ländliche Entwicklung sollten etwa dazu genutzt werden, diskriminierende Normen abzubauen und eine gerechte Arbeitsteilung innerhalb von Haushalten und Gemeinschaften zu fördern.

Um bisherige Erfolge zu schützen und den Fortschritt zu beschleunigen, sind dringende, entschlossene und kohärente Maßnahmen erforderlich, um Konflikte, den Klimawandel und Fragen der Regierungsführung anzugehen. Die Förderung der Gendergerechtigkeit ist ein Eckpfeiler für den Aufbau gerechter, nahrhafter und widerstandsfähiger Ernährungssysteme, die das Recht auf Nahrung für alle gewährleisten.

Portrait-Foto von Miriam Wiemers.
Miriam Wiemers Team Politik und Außenbeziehungen
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