Covid-19: Die Krise wird Entwicklungsländer am härtesten treffen
Der Strudel der Pandemie wird ärmere Länder um Jahre zurückwerfen. In Fachkreisen beginnt die Debatte, wie die Politik darauf reagieren muss. Einige Leseempfehlungen.
Die Coronavirus-Pandemie ist nach den Worten von UN-Generalsekretär António Guterres die größte Bewährungsprobe für die Vereinten Nationen seit ihrer Gründung. Vor allem den Verwundbarsten müsse die Weltgemeinschaft zu Hilfe kommen. In vielen Ländern Afrikas und Asiens steht die Pandemie erst am Anfang, während einige Länder – überwiegend im Norden – bereits über Lockerungen der Ausgangsbeschränkungen sprechen.
Es drohen Finanz- und Verschuldungskrisen. Nach Schätzungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) haben ausländische Investoren seit Beginn der Pandemie bereits 100 Mrd. Dollar aus Schwellen- und Entwicklungsländern abgezogen, der größte Kapitalabfluss, der jemals berichtet wurde. Auch die Rücküberweisungen von Migranten werden nach Expertenmeinung dramatisch zurückgehen.
Schließlich sind die Gesundheitssysteme der meisten armen Länder, vor allem Krankenhäuser, schon in „normalen“ Zeiten überfordert; in welchem Maß sie bei einer starken Ausbreitung des Virus überfordert sein werden, mag man sich kaum vorstellen. In den Medien spielt das – noch – keine große Rolle. Anders sieht es in Fachkreisen aus, in denen bereits eine Vielzahl relevanter Analysen, Prognosen und Warnungen ausgetauscht werden.
Renommierte europäische und US-amerikanische Denkfabriken debattieren seit einigen Wochen mit teils unterschiedlichen Schwerpunkten die möglichen Folgen der Pandemie und machen Handlungsvorschläge, so etwa:
- die Brookings Institution: https://www.brookings.edu/topic/coronavirus-covid-19-politics-and-international-relations/
- das Overseas Development Institute: https://www.odi.org/our-work/coronavirus?utm_campaign=1366797_ODI%20newsletter%20-%203%20April%202020&utm_medium=email&utm_source=Overseas%20Development%20Institute&utm_country=&dm_i=4O2W,TAML,4JNXCZ,3J9KA,1
- das Institute for Development Studies: https://www.ids.ac.uk/news/covid-19-the-social-science-response-to-the-pandemic/
- das Deutsche Institut für Entwicklungspolitik: https://www.die-gdi.de/publikationen/die-aktuelle-kolumne/
- das Centre for Global Development: https://www.cgdev.org/section/opinions/blogs
- Eine sehr spannende Frage versucht Graham Teskey in einem Blog zu beantworten. Was bedeutet die Krise im Verhältnis von Staat und Gesellschaft und für die Funktionsweise der Staaten? Gibt es eine globale Verschiebung hin zu mehr autoritären Herrschaftsformen? https://abtassocgovernancesoapbox.wordpress.com/2020/04/03/the-worry-of-governance-coronavirus-and-emergency-politics/
Die Welternährungsorganisation FAO hat soeben eine neue Studie zu „COVID-19: Channels of transmission to food and agriculture“ herausgegeben: http://www.fao.org/documents/card/en/c/ca8430en
Ebenso von der FAO stammen Kurzdossiers zu COVID-19 mit einhergehenden Politikempfehlungen: http://newsletters.fao.org/q/13XlqFDMNE9geTeBnlrvC/wv
Beachtenswert auch der Brief an die G20-Regierungen, der von sehr vielen ehemaligen und aktiven hochrangigen Politikern unterschrieben wurde, aus Deutschland u.a. von Horst Köhler und Joschka Fischer. Sie verlangen eine international gut koordinierte Antwort und sofortige Aktionen, um die COVID-19 Krise zu bekämpfen: https://www.project-syndicate.org/commentary/a-letter-to-g20-governments-by-erik-berglof-et-al-2020-04
Unser Autor Robert Kappel befasst sich in einem Beitrag mit den Folgen der Pandemie speziell für Afrika und fordert eine stärkere Unterstützung dieser Länder: https://www.wirtschaftsdienst.eu/inhalt/jahr/2020/heft/4/beitrag/covid-19-afrika-im-sog-des-coronavirus.html