Europa dominiert den Welthandel mit Fisch
Die eigene Flotte fährt einen Nachhaltigkeitskurs, aber im globalen Handel hat die EU die Nase vorn.
Gemessen am Wert ist die Europäische Union der weltweit führende Händler von Fischen und Aquakultur-Produkten. Der Handel mit Drittländern ist in den vergangenen Jahren sogar gestiegen. Importe und Exporte erreichten 2018 einen Wert von 32 Mrd. Euro. Wichtigste Lieferanten in die EU waren Norwegen, China, Ecuador, Marokko und Island; wichtigste Abnehmer die USA, China, die Schweiz, Norwegen, Japan und Nigeria. Bei den Fängen steht die EU hinter China, Indonesien, Indien und Vietnam auf Platz 5 (2017). Nach Angaben der Welternährungsorganisation (FAO) wurden 2018 international insgesamt 67 Millionen Tonnen Fisch gehandelt. Das entspricht 38 Prozent aller Fischfänge weltweit.
Während die reichen Länder bei den Fischimporten dominieren, wächst die Bedeutung der Entwicklungs- und Schwellenländer als Konsumenten und als Produzenten von Fisch und Fischprodukten. Im Jahr 2018 importierten diese 31 Prozent der globalen Menge – gemessen am Wert. Der Handel mit Fisch und Meeresfrüchten ist nach Erdöl und -gas der zweitwichtigste Exportsektor der Entwicklungsländer. Doch insgesamt geht die FAO davon aus, dass der Handel mit Fisch und Fischprodukten in den nächsten Jahren weniger wächst als bisher. Sie führt das darauf zurück, dass die Produktion nur noch langsam expandiert, dass die inländische Nachfrage in einigen der wichtigsten Produktions- und Exportländern wächst und dass die Fischpreise weiter steigen.
In der EU werden Fischerei und Aquakultur durch die Gemeinsame Fischereipolitik (GFP) gesteuert. Sie wurde 2013 grundlegend reformiert und setzte sich nach Jahrzehnten der Überfischung ambitionierte Ziele, um das Fischereimanagement zu verbessern, um für alle Fischbestände nachhaltige Fanggrenzen festzulegen, gesunde Ökosysteme zu erhalten und eine stabile und rentable Fischerei für die EU-Flotte zu sichern. Das alles und noch mehr sollte bis 2020 erreicht werden.
Heute steht fest, dass die Reformen zwar Fortschritte gebracht haben, aber dennoch nur ungenügend umgesetzt wurden. So wurde die Überfischung reduziert, und einige Fischbestände haben sich erholt. Doch von einem Ende der Überfischung kann keine Rede sein. Die politischen Entscheider legten nach wie vor höhere Fangquoten fest, als von der GFP empfohlen. Fischereipolitik wurde so behandelt, als sei sie ein quasi-autonomer Bereich, der mit Umweltpolitik oder Nachhaltigkeit nichts zu tun habe.
EU justiert Nachhaltigkeitskurs nach
Für die Haushaltsperiode 2021-2027 unternimmt die EU einen neuen Anlauf. Das Europäische Parlament billigte im Juli den Haushalt des Europäischen Meeres-, Fischerei- und Aquakulturfonds (EMFAF). 6,1 Mrd. Euro werden zur Verfügung gestellt, um laut EU-Pressemitteilung vom 6.7.21 den Schutz, das Management und die nachhaltige Nutzung des Ozeans und seiner Ressourcen zu unterstützen. Damit solle der Fonds u.a. Biodiversität und die Versorgung mit gesundem und nachhaltigem Fisch und Meeresfrüchten fördern, um so dem European Green Deal zu dienen. Das ist ehrgeizig und geht in die richtige Richtung. Ob sich die für Fischerei zuständigen MinisterInnen der EU-Mitglieder jedoch daran halten werden, bleibt abzuwarten.
In die richtige Richtung gehen selbst nach Meinung von Kritikern auch die Fischerei-Verträge, die die EU mit Entwicklungsländern schließt. Nur noch bei wissenschaftlich erwiesenem Überschuss darf die EU überhaupt anfragen, ob ihre Fangflotte dort fischen darf, und die Verträge müssen veröffentlicht werden. Bei den Entscheidungen sollen Vertreter der Kleinfischer einbezogen werden. Wenn ein EU-Fangschiff gegen die Regeln verstößt, verliert es für mindestens zwei Jahre das Fischerei-Recht in dem Gebiet.