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  • Klima & Ressourcen
  • 08/2024
  • Ulrich Post

Land Grabbings: Wie transnationale Landgeschäfte sich weiter ausdehnen

Die Initiative Land Matrix hat fast 100 Millionen Hektar betroffenes Land erfasst, darunter geplante oder schon gescheiterte Deals – aber auf einer Fläche so groß wie zwei Drittel des EU-Agrarlandes.

Die Land Matrix ist eine globale und unabhängige Initiative, die zum Ziel hat, Transparenz in das weltweite Geschäft von transnationalen Landkäufen und -verkäufen zu bringen. Auf ihrer Website betreibt sie ein globales „Observatorium“ – ein offenes Instrument zur Sammlung und Visualisierung von Informationen über groß angelegte Landkäufe oder Pachtverträge. Die auf Crowdsourcing basierende Datenbank wird von vielen internationalen Organisationen, wie beispielsweise der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ), sowie von wissenschaftlichen Instituten, wie dem Hamburger GIGA, unterstützt und koordiniert.

Bei der Interpretation der Daten ist allerdings zu beachten, dass diese nicht zu 100 Prozent die Wirklichkeit widerspiegeln können. Viele Deals können aufgrund mangelnder Informationen nicht in die Datenbank aufgenommen werden, zudem können Deals als angekündigt aufgenommen werden, aber noch platzen.

Die Land Matrix definiert ein Landgeschäft oder Land Grabbings als jeden beabsichtigten, abgeschlossenen oder gescheiterten Versuch, Ländereien durch Kauf, Pacht oder Konzession für die landwirtschaftliche Produktion, die Holzgewinnung, den Kohlenstoffhandel, die Erzeugung erneuerbarer Energien, die Industrie, den Bergbau, die Öl- und Gasförderung, den Naturschutz, den Tourismus oder die Bodenspekulation in Ländern mit niedrigen und mittleren Einkommen zu erwerben.

Die Zahlen in der Grafik umfassen transnationale Geschäfte, die

Anfang der 2000er Jahre machten die transnationalen Landkäufe noch Schlagzeilen, als Regierungen oder staatliche Konzerne wohlhabender Länder fruchtbare Felder in ärmeren Ländern aufkauften und dort Agrargüter für den Export anbauten, um ihre Bevölkerungen zu ernähren. Mittlerweile hat sich das Geschäft mit Land Grabbings enorm ausgedehnt; laut Land Matrix sind fast 100 Millionen Hektar Land davon betroffen, darunter auch erst geplante oder schon gescheiterte Deals. Zum Vergleich: Die gesamte EU verfügt über 157 Millionen Hektar Agrarland.

Die Grafik zeigt, dass die Region Osteuropa/Russland die meisten Flächen an ausländische Investoren verkauft hat, danach folgen Afrika, Asien/Ozeanien und Lateinamerika/Karibik. Heimat der größten Investoren sind – in dieser Reihenfolge – China, die USA und die Schweiz.

Land Grabbings sind aber nicht nur ein Problem von ärmeren Ländern; auch in Deutschland ist Land in wachsendem Maße ein Anlageobjekt. Da sich die Bodenpreise seit 2010 im Durchschnitt mehr als verdoppelt haben, ist der Landkauf auch für agrarferne Investoren attraktiv geworden. So gehören etwas mehr als die Hälfte der landwirtschaftlichen Flächen in Ostdeutschland juristischen Personen wie GmbHs und Aktiengesellschaften. Das hat mit der Art der gewachsenen Agrarstrukturen, der Größe der landwirtschaftlichen Betriebe und den im Vergleich zu Westdeutschland niedrigeren Bodenpreisen zu tun.

Prträt: Ulrich Post, Leiter Team Grundsatzfragen.
Ulrich Post Mitglied im Redaktionsbeirat

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