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  • Klima & Ressourcen
  • 08/2024
  • Francois Camps
Schwerpunkt

Im Namen des Klimas: Wird Waldschutz für Kambodschas Indigene zur nächsten Gefahr?

Nach Jahren der Landlizenzierung für Agrarland befürchten Experten, dass REDD+-Projekte für eine neue Welle von Konflikten zum Nachteil angestammter Gemeinschaften sorgen.

Ranger in einem von REDD+ verantworteten Projektgebiet zum Waldschutz und gegen Degradierung in Kulen Mountain. Das UNDP ist Partner im Auftrag der Weltbank zur Umsetzung ihrer Forest Carbon Partnership Facility (FCPF). © UNDP via Flickr

Es war ein sonniger und heißer Märztag, mitten in Kambodschas Trockenzeit, als das Leben Dam Teins mit einem Schlag nicht mehr so war wie zuvor. Ohne vorherige Warnung wurde dem 54 Jahre alten Bauern der Zugang zu den Feldern verweigert, die er seit 15 Jahren bebaut hatte. „Ranger des Umweltministeriums sind gekommen und haben mich und 30 weitere Familien von dem Land vertrieben, weil es, wie sie sagten, dem Staat gehöre“, berichtete der Mann aus dem Dorf Srae Andoal in der östlichen Provinz Mondulkiri. „Seitdem haben wir die Hoffnung verloren und kommen kaum mehr über die Runden. Einige nutzen die Felder weiter, weil sie keine andere Möglichkeit haben zu überlebe. Aber sie haben große Angst und verschwinden schnell, wenn sie die Ranger kommen hören. Einige Bauern mussten erleben, dass ihre Motorräder oder Werkzeuge von den Rangern beschlagnahmt wurden."

Das Land, von dem Dam Tein spricht, liegt in der Mitte des Naturschutzgebiets Keo Seima. Das 290.000 Hektar große Schutzgebiet ist Standort des zweiten, 2010 eingerichteten Projekts zur CO2-Kompensation in Kambodscha. Das Gebiet beherbergt verschiedene Wälder mit hoher Biodiversität und landwirtschaftliche Flächen, die von der seit langer Zeit ansässigen lokalen Bevölkerung genutzt werden.

Der Staat Kambodscha hat sich allerdings zum Ziel gesetzt, bis 2050 klimaneutral zu werden. Der Schutz der Wälder soll dabei eine herausragende Rolle spielen. Deswegen fürchten die Anwohner nun, dass im Namen des Waldschutzes ihre Anbauflächen ebenso wie ihre traditionellen landwirtschaftlichen Methoden verschwinden werden.

Das Dorf Srae Andoal liegt tatsächlich innerhalb der Grenzen eines REDD+-Projektes. Dabei handelt es sich um ein von den Vereinten Nationen unterstütztes Verfahren, durch finanzielle Anreize Kohlenstoffsenken zu schützen, indem z.B. Wälder vor der Abholzung bewahrt werden. Das Akronym REDD+ steht für „Reducing Emissions from Deforestation and forest Degradation in developing countries“. Dabei können Unternehmen und Einzelpersonen aus der gesamten Welt ihren CO2-Ausstoß durch Zahlungen kompensieren, mit denen der Erhalt von Urwäldern an Orten wie Keo Seima finanziert wird. Die Erlöse aus dem Verkauf von Emissionsrechten fließen an lokale Behörden, an Umwelt-Nichtregierungsorganisationen (NGOs), die sich an der Umsetzung der Projekte beteiligen, und zuletzt auch – wenn auch in geringem Umfang – an die lokale Bevölkerung.

Auf dem Papier kann ein solches Verfahren als effizienter Weg erscheinen, um CO2-Emissionen auszugleichen. Eine neuere Recherche mehrerer Medien weist hingegen nach, dass die Auswirkungen deutlich überbewertet werden. Angesichts der tragischen Geschichte Kambodschas sowie der dort geltenden komplexen Regeln für Landnutzung und Naturschutz fürchten Experten nun, dass REDD+-Projekte zu einer neuen Form des "Land Grabbing" zum Nachteil der indigenen Gemeinschaften führen könnten.

Multiple Landnutzungen überlagern einander

Dam Tein zählt sich wie fast alle in seinem Dorf zu den Bunong, einer der 20 ethnischen Bergvölker Kambodschas mit jeweils eigener Sprache, die ihren animistischen Glauben bewahrt haben. Die Bunong haben eine besondere Beziehung zum Wald entwickelt und nutzen dessen pflanzliche Ressourcen wie Pilze, Blumen oder Harz, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. „Wir fühlen uns als Beschützer des Waldes“, sagt der Bauer.

Sie bauen auch Reis, Gemüse und Obst in Wanderfeldbau an. Dieses Verfahren wird von den meisten ethnischen Gruppen Kambodschas genutzt. Dabei wird ein Feld einige Jahre lang für den Anbau genutzt, bevor man auf ein neues Feld wechselt, damit der zuvor genutzte Boden sich regenerieren kann.

In der Provinz Mondulkiri versteht sich das Volk Bunong als "Hüter des Waldes", doch in Projektgebieten von REDD+ sind ihre daran gebundenen Lebensgewohnheiten bedroht. © Francois Camps

Aber diese traditionelle Anbauweise, die viele verschiedene Felder an unterschiedlichen Orten erfordert, ist inzwischen durch die wachsende Größe der Schutzgebiete und REDD+-Projekte gefährdet, denn sie beziehen oft Flächen ein, die von den Bunong als ihre traditionellen Ländereien angesehen werden. „Seit wir Anfang 2024 von unserem Land vertrieben wurden, haben wir es mit der Unterstützung der lokalen Behörden und einer örtlichen NGO kartiert“, sagt Yaen Song aus Chak Char, einem etwa zehn Kilometer von Srae Andoal entfernten Dorf. Ihm wurde wie Dam Tein kürzlich die Nutzung seines Ackerlands untersagt. „Aber es ist noch zu früh, um zu sagen, ob wir es behalten können oder nicht“, klagte er.

Seine Sorge gründet auf dem wechselvollen Umgang mit Bodeneigentum in Kambodscha. Am Anfang stand 1975 die Machtergreifung der Roten Khmer, die jeglichen Gedanken an Privateigentum auslöschten. Deren Anführer Pol Pot und seine maoistischen Genossen kollektivierten die Landwirtschaft, siedelten unzählige Menschen unter Zwang in Arbeitslager um und zerstörten bis dahin gültige Dokumente über Landbesitz.

Vier Jahre danach, als das Regime zusammenbrach, das für den Tod von mehr als 1,5 Millionen Menschen verantwortlich war, kehrten Millionen Kambodschaner in ihre alten Heimatorte zurück und siedelten sich ohne Besitzdokumente dort an, wo es ihnen möglich war. Dies wurde vor allem von der indigenen Bevölkerung so gemacht, die schon immer Land als Besitz ihrer Gemeinschaft betrachtete und nie über so etwas wie Grundbucheinträge verfügte.

Die Regierung wollte geordnetere Verhältnisse und erließ 2001 ein Gesetz, das vorsah, dass „jede Person, die in den fünf Jahren vor Verkündung dieses Gesetzes friedlich und unwidersprochen über unbewegliches Eigentum verfügt hat, welches rechtmäßig in privatem Besitz sein darf, das Recht hat, eine endgültige Besitzurkunde zu beantragen“.

Das Gesetz sah auch ein Verfahren vor, nach dem indigenen Gemeinschaften sogenannte „indigene kommunale Landbesitzrechte“ (ICLTs) zugesprochen werden konnten. So sollte ihre besondere Form des kollektiven Bodeneigentums anerkannt werden. Ihre Rechte auf Anerkennung ihres Landbesitzes wurden 2007 noch gestärkt, als Kambodscha die UN-Deklaration der Rechte indigener Völker ratifizierte. In ihr wird diesen Gruppen die Verfügung über Land zugesprochen, das sie „aufgrund traditioneller Eigentumsrechte“ besessen haben. Sie haben danach das Recht, es nach ihrem Willen nutzen und entwickeln zu können.

Doch heute, zwei Jahrzehnte später, fehlt der großen Mehrheit der indigenen Gemeinschaften immer noch eine ordnungsgemäße Registrierung ihrer Ländereien: Nur 32 der mehr als 450 indigenen Gemeinschaften Kambodschas haben bisher die Dokumente über ihr kollektives Besitzrecht erhalten, bei weiteren 86 ist der Prozess in Gang gekommen.

Registrierung kollektiver Landrechte in Naturschutzgebieten „unmöglich“

Gemeinsame Besitzrechte für indigene Gruppen sind deshalb bisher so selten, weil der Prozess zu ihrer Anerkennung sehr teuer und zeitaufwändig ist und daran mehrere Ministerien und lokale Behörden beteiligt sind. Aber indigene Gemeinschaften, die ihre Landrechte in Naturschutzgebieten wie dem von Keo Seima durchsetzen wollen, sagen, dass vor allem das Umweltministerium in dem Verfahren Probleme schafft.

Das Ministerium kann jeden Antrag ablehnen, der Teile eines Schutzgebiets einschließt, sei es ein Nationalpark, ein Naturschutzgebiet oder ein REDD+-Projekt. Und seit das Ministerium 2017 zur einzigen Institution wurde, die über die 7,4 Millionen Hektar geschützter Gebiete bestimmt – das sind 41 Prozent der Landfläche Kambodschas –, nutzt es Berichten zufolge seine de-facto-Veto-Macht, um die Ausbreitung kollektiver Landrechte in Kambodscha zu verhindern.

„Es gibt derzeit keinen Prozess, der es Gemeinschaften ermöglicht, Anweisungen des Umweltministeriums anzufechten“, merkte 2020 ein Bericht des kambodschanischen Büros des UN-Hochkommissars für Menschenrechte an. Es betonte die gegenwärtige „Unmöglichkeit, kollektive Landrechte in Naturschutzgebieten zu registrieren“.

„Das Umweltministerium möchte einfach nicht die Kontrolle über seine Schutzgebiete verlieren“, sagt der Agrarökonom Jean Christophe Diepart. „Es betrachtet kollektive Landrechte als Staat im Staat, die seine Verfügungsgewalt über diese Gebiete untergraben.“ Fragen an das Umweltministerium, die diesen Artikel betreffen, blieben unbeantwortet.

In den Augen von Mane Yun, der Vorsitzenden der Kambodschanischen Organisation der indigenen Völker (CIPO) „berücksichtigt die Regierung nur die Rechte der Natur, aber niemals die der indigenen Völker“, wenn sie die Registrierung etlicher kollektiver Ländereien blockiert. „Dabei wäre das ein guter Weg, das Land und die Traditionen der indigenen Völker zu bewahren“, sagte sie. „Allerdings sollten das Verfahren vereinfacht und die lokale Bevölkerung stärker einbezogen werden.“

Freie, vorherige und informierte Zustimmung

Dabei wird es für die indigene Bevölkerung immer dringender, sich ordnungsgemäß registrierte Besitzdokumente für das von ihnen genutzte Land zu beschaffen, denn die Gebiete rund um REDD+-Projekte wecken immer mehr Begehrlichkeiten. Das Southern Cardamom REDD+-Projekt im Südwesten Kambodschas geriet kürzlich in die Schlagzeilen, weil es im Zusammenhang mit dem Projekt zur CO2-Kompensation zu Menschenrechtsverletzungen gekommen sein soll. Es ist das mit 465.000 Hektar flächenmäßig größte REDD+-Projekt in Kambodscha und Heimat für mehr als 16.000 Menschen, die meist dem indigenen Volk der Chong angehören.

Im Februar 2024 veröffentlichte die internationale NGO Human Rights Watch (HRW) die Ergebnisse einer Untersuchung, die auf mehrere Fälle fragwürdigen Vorgehens bei der Umsetzung des Projekts hinwiesen, vor allem beim Einholen der Zustimmung der lokalen Bevölkerung. REDD+-Projekte müssen die „freie, vorherige und informierte Zustimmung“ (FPIC) der lokalen Bevölkerung erhalten, bevor sie umgesetzt werden können. HRW ermittelte allerdings, dass Informationsveranstaltungen über die Veränderungen für die betroffenen Menschen „erst 31 Monate nach dem Projektstart am 1. Januar 2015 begannen“.

„Der mängelbehaftete FPIC-Prozess hatte tiefgreifende Folgen für die Rechte und die Lebensweise der betroffenen Angehörigen des indigenen Chong-Volkes, die für ihre bäuerliche Arbeit und das Sammeln von Produkten des Waldes strafrechtlich belangt wurden“, hob der Bericht hervor.

Die Resultate der HRW-Untersuchung veranlassten die Organisation Verra, die bei der Zertifizierung von Emissionsrechten führend ist, die Ausgabe neuer Emissionsrechte für das Gebiet Southern Cardamom zu stoppen. Verra verwies darauf, dass ihre eigene Überprüfung der Vorwürfe noch „im Gange“ sei.

Obwohl die HRW-Untersuchung neue Aufmerksamkeit für derartige Vorfälle signalisierte, haben die Landkonflikte in dem Gebiet nicht nachgelassen. Am 27. Juni 2024 wurde ein 43 Jahre alter Bauer von fünf Rangern festgenommen. Man warf ihm vor, Land für den Reisanbau freigeräumt zu haben und nahm ihn am folgenden Tag in Untersuchungshaft. Cheav Nov, die Frau des Bauern, erklärte der Welthungerhilfe am Telefon, dass sie und ihr Mann das Land seit zwei Jahren von einer anderen Familie gepachtet haben, die es zuvor 20 Jahre lang bebaut hatte.

„Ich verstehe nicht, warum wir das Land nicht weiter nutzen können, wenn es doch so lange wir zurückdenken können, von Menschen bebaut worden ist“, sagte sie. „Mir wurde gesagt, dass mein Mann einen Baum innerhalb der REDD+-Zone gefällt hat und deswegen angeklagt werden kann. Aber in Wahrheit hat man uns nie klar gesagt, wo wir anbauen können und wo nicht. Es scheint uns, dass nur die Leute vom Ministerium wissen, wo die Grenze verläuft.“

Entwaldung schreitet voran

Ein solches Vorgehen mit Anordnungen von oben, bei dem die lokale Bevölkerung nicht als vertrauenswürdige Partner betrachtet wird, und die unklaren Grenzverläufe von Schutzgebieten und REDD+-Projekten sind von dem Anthropologen Frederic Bourdier untersucht worden.

Er hat im Januar 2024 einen Forschungsbericht über die Auswirkungen von REDD+-Projekten auf die indigene Bevölkerung veröffentlicht. Darin schreibt er: „Dorfbewohner, besonders solche indigener Bevölkerungsgruppen, erleben zweierlei Regeln: Während ihnen verboten ist, auch nur einen Baum für den Eigenbedarf zu fällen, wissen sie, dass Investoren mit guten Verbindungen und private Interessen straflos große Waldflächen roden lassen können.“

In Kambodscha mit seiner verbreiteten Korruption, wo Nutzholz als wertvolle Ware gilt, hat die Ausweitung der unter Schutz gestellten Flächen die rapide Entwaldung nicht gestoppt. Bourdiers Studie stellt heraus, dass „etwa 600.000 Hektar oder 12 Prozent der geschützten bewaldeten Flächen Kambodschas zwischen 2011 und 2018 verloren gingen.“

Die vier laufenden REDD+-Projekte in Kambodscha zeigen eine ähnliche Entwicklung. Daten von Global Forest Watch zufolge ist die Gesamtfläche des ursprünglichen Regenwalds in Keo Seima REDD+ seit Beginn des Projekts im Jahr 2010 um 32 Prozent geschrumpft. Im Southern Cardamom REDD+-Projekt hat sich die durch Entwaldung verlorene Fläche zwischen 2022 und 2023 demnach mehr als verdoppelt. Die Waldfläche im dritten REDD+-Projekt Kambodschas, Tumring, sei im Vergleich zu 2011 um 66 Prozent kleiner geworden. Seit das Projekt 2014 initiiert wurde, gibt es Berichte über stetig fortgesetzte Entwaldung. In Oddar Meanchey, dem ersten 2008 im Land eingerichteten REDD+-Projekt, soll die Waldfläche seit 2000 um 35 Prozent zurückgegangen gegangen sein. Die für die Umsetzung der REDD+-Projekte verantwortlichen NRO haben nicht auf Interview-Anfragen reagiert. 

Wird sich die Geschichte wiederholen?

Seit die kambodschanische Regierung angefangen hat, Emissionsrechte zu verkaufen, hat sie durch REDD+ geschätzte 11,6 Mio. Dollar eingenommen. Diese eher bescheidene Summe könnte wachsen, denn mindestens sieben weitere Projekte werden derzeit entwickelt oder zertifiziert. Parallel äußern Experten Besorgnisse über die Auswirkungen auf die Rechte der lokalen Bevölkerung.

Wie vor 15 Jahren werden indigene Gemeinden in die Zange genommen.

Agrarökonom Jean Christophe Diepart

„REDD+-Projekte werden der wichtigste neue Bereich, in dem Landkonflikte in Kambodscha ausgetragen werden“, sagt der Agrarökonom Diepart. „Wie vor 15 Jahren werden indigene Gemeinden in die Zange genommen und müssen die Entscheidungen der Regierung hinnehmen, die in ihrer Entwicklungsstrategie nie auf sie Rücksicht genommen hat.“

Zwischen Mitte der 2000er-Jahre und 2012 mussten indigene Gemeinden bereits großflächige Vertreibungen und Landnahmen ertragen, weil die Regierung wirtschaftliche Landkonzessionen (ELCs) an einheimische und ausländische Unternehmen ausgegeben hat, um landesweit die Agrarindustrie zu fördern. Auf ihrem Höhepunkt umfassten derartige Konzessionen mehr als zwei Millionen Hektar oder zwölf Prozent der Landfläche Kambodschas, doch seit 2012 erteilt die kambodschanische Regierung keine neuen ELCs mehr.

Diese erste Welle der Landkonflikte beeinträchtigte die Existenzgrundlage von 830.000 Menschen, schätzte die NGO Global Diligence 2015. Da die ELCs in dem knapp 17 Millionen Einwohner zählenden Land meist in ländlichen Gebieten gewährt wurden, war es vor allem die indigene Bevölkerung, die bis heute unter den sozioökonomischen Folgen leidet.

„Der Zugriff auf Ländereien hält schon seit Jahren an, denn man ist überzeugt: Wer den Boden kontrolliert, hat eine Machtstellung inne“, erklärt Eang Vuthy, der Vorsitzende der NGO Equitable Cambodia, die sich für die Rechte der Bauern einsetzt. „Die (von Kambodscha unterzeichneten) internationalen Verträge sollen eigentlich Schutz vor systematischem Land Grabbing gewähren, aber es fehlt der politische Wille, sie durchzusetzen.“

Richtiges Gleichgewicht finden

Mane Yun von CIPO möchte eher Optimismus verbreiten und argumentiert, es sei immer noch Zeit, um den Trend in den REDD+-Gebieten umzudrehen. Aber nur unter bestimmten Voraussetzungen: „Falls die Behörden, die über die REDD+-Projekte bestimmen, die UN-Erklärung über die Rechte indigener Völker respektieren und diese als gleichwertige Partner betrachten, dann denke ich, dass wir immer noch eine Chance haben, die Landstreitigkeiten beizulegen", sagt die Indigenen-Vertreterin. "Sollten sie dies aber nicht tun, fürchte ich, dass unsere Rechte und besonders die traditionellen Verfügungsrechte über dieses Land nicht beachtet werden.“

In Keo Seima erkennt die Bevölkerung an, dass die Gelder, die ihnen durch das REDD+-Projekt zufließen, eine nützliche Hilfe sind. 2023 erhielt das Dorf Srae Andoal 30.000 Dollar aus dem Verkauf der Emissionsrechte für ihr Territorium – „mehr als in den Jahren zuvor, als wir meist zwischen 10.000 und 20.000 Dollar erhalten haben“, sagt der Bauer Dam Tein.

Aber während er Freude darüber äußert, „dass die Entwicklung uns Schotterstraßen, Brunnen und solarbetriebene Wegbeleuchtung gebracht hat, die wir in dem Dorf mit diesem Geld installieren konnten“, bleibt er unsicher, wie die Zukunft seiner Gemeinde aussehen wird. „Es kommt darauf an, das richtige Gleichgewicht zwischen REDD+ und unserer traditionellen Lebensweise zu finden“, sagt er. „Wir müssen vor allem unser Land weiterhin nutzen können, denn davon hängt unser Lebensunterhalt ab. Welchen Sinn ergibt REDD+, wenn es sich zu einem Punkt ausweitet, an dem wir keine Nahrungsmittel mehr anbauen können?“

Francois Camps Freier Journalist
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