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  • Krisen & Humanitäre Hilfe
  • 06/2020
  • Francis Nyamnjoh
Schwerpunkt

Corona: Wie ein Virus uns Demut lehrt

Afrikas Kampf gegen die Pandemie erfordert mehr als Rhetorik und Unentschlossenheit. Ein Essay zum Aufruf afrikanischer Intellektueller.

Mund- und Nasenschutz in Nairobi. Mitarbeiter des Designers David Ochieng zeigen Masken-Kreationen. © Nairobi Fashion hub

Francis Nyamnjoh lehrt Anthropologie an der University of Cape Town. Neben wissenschaftlichen Schriften hat er auch Romane geschrieben. Nyamnjoh war außerdem Mitglied einer deutsch-afrikanischen Denkfabrik der Welthungerhilfe. Eine frühere und kürzere Version dieses Essays wurde im Blog „Corona Times“  veröffentlicht.

Mitte April veröffentlichte die südafrikanische Zeitung Mail & Guardian einen offenen Brief von zahlreichen afrikanischen Wissenschaftlern und Schriftstellern, darunter Wole Soyinka und Veronique Tadjo. Sie fordern die afrikanischen Regierungen dazu auf, die Corona-Pandemie auch als Chance dafür zu nutzen, das Schicksal des Kontinents wieder in die eigenen Hände zu nehmen und den Staat in Afrika neu zu denken – als Dienstleister für das Gemeinwohl seiner Bürgerinnen und Bürger, als Vordenker eines veränderten Entwicklungsmodells und mit einer Absage an die orthodoxe Vorstellung von Wachstum. Unter den Unterzeichnern des Aufrufs ist auch Francis Nyamnjoh.

Ich habe es immer wieder gehört, bis zum Erbrechen: Covid-19 ist das ultimative Symbol der Globalisierung. Das Symbol eines gleichmachenden Prozesses ohne Rücksicht auf jegliche Gefüge von Hierarchien und Ungleichheiten. Egal welche Fernseh- oder Radiosender, jede Pressemitteilung, jeder Blog und Facebook-Post oder jede WhatsApp-Nachricht, die meine besorgten und angespannten Sinne erreichte – sie alle haben versucht, mich mit nüchternen Worten zu beruhigen.

Eine solche Beruhigung wurde gut von Zou Yue, einem Moderator des chinesischen Senders CGT.1 in einem Videoclip aufgegriffen: "Covid-19 respektiert keine nationalen Grenzen, keine sozialen Grenzen, keine politischen Systeme und keine kulturellen Werte. Es trifft uns alle gleich hart. Es ebnet die Welt ein."2 Auch Mike Ryan, der Exekutivdirektor des WHO-Programms für gesundheitliche Notfälle, brachte solch ein Gefühl zum Ausdruck: "Viren kennen keine Grenzen, und es ist ihnen egal, welcher ethnischen Herkunft Sie sind, welche Hautfarbe Sie haben oder wie viel Geld Sie auf der Bank haben.“3

Ist dem wirklich so? Einerseits ja, andererseits nein.

Inwieweit setzt sich Covid-19 nun über nationale Grenzen hinweg? Es mag zuerst in Wuhan, China, diagnostiziert worden sein, aber Covid-19 hat durch seine verborgene Beweglichkeit der Füße und Flügel sehr schnell bewiesen, dass es sich nicht nur um ein chinesisches oder ein Wuhan-Virus handelt. Sein mächtiger Turbo stößt sich nicht an Barrieren, weder real noch imaginär. Es hat sich blitzschnell ausgebreitet und fast im Handumdrehen in eine wahrhaft globale Krise verwandelt, die eine gut koordinierte globale Reaktion erfordert.

In dem Zusammenhang ist es bedauerlich, dass sich – trotz der raschen Ausbreitung in wahrhaft alle Winkel dieser Erde – wirksame Reaktionen im Bereich der öffentlichen Gesundheit nach wie vor eher nach innen zielen, also lokal und national ausgerichtet sind. Dies birgt unter anderem die "Gefahr, dass Covid-19 den Rechten von Migranten langfristig Schaden zufügt, da die Staaten weiterhin eine Nabelschau-Politik verfolgen". So soll auch teilweise die Bewegung von "Menschen, die nach besseren wirtschaftlichen Möglichkeiten suchen" eingedämmt und "diejenigen, die vor politischer Verfolgung fliehen", ferngehalten werden.4

Angriff auf die neoliberale Weltordnung

In dieser Verdichtung von Zeit und Raum läuft die neoliberale Weltordnung in ihren verschiedenen Verkleidungen und Erscheinungsformen Gefahr, gegen das Virus zu verlieren – nämlich zugunsten einer neuen globalen Ordnung –, falls die derzeitigen Übertragungsraten des Erregers nicht mit Phantasie, Kreativität und Innovation eingedämmt werden.

Dank seiner Unsichtbarkeit und Unempfindlichkeit gegenüber verschiedenen Methoden der Eindämmung und Formen der Aufdeckung, Kontrolle und Vertreibung ist das Virus an Grenzübergängen tatsächlich noch aggressiver, als es Kapital, privilegierte Arbeitsformen, die Vielfliegerelite, das Streben nach Konsum oder jede andere Religion der Welt es je waren.

Wie eine Kakerlake im durchlöcherten Gepäck eines hilfsbedürftigen Reisenden ohne Papiere an einem streng kontrollierten Grenzübergang hat Covid-19 die auszehrende Fähigkeit, solche (physischen, sozialen, kulturellen, körperlichen und ideologischen) Grenzen auszuschalten, vor denen andere gewaltigen Respekt haben.

Merkwürdigerweise hat das Virus zugleich ohne viel Aufhebens und fast auf Knopfdruck die starken Männer der Politik und ihren Hang zur Hybris und verantwortungslosen Macht gedemütigt. Es mag viel mit Fake News im digitalen Zeitalter der Post-Wahrheiten gemeinsam haben. Aber es ist weitaus realer und wirkungsvoller als jede digital gesteuerte, viral gehende gefälschte Nachricht. Die Überträger und Fortbewegungsmittel von Covid-19 sind Menschen, die sich nach Geselligkeit, Intimität und Gemeinsinn sehnen.

Professor für Anthropologie Francis Nyamnjoh.

Das Virus hat ohne viel Aufhebens und fast auf Knopfdruck die starken Männer der Politik und ihren Hang zur Hybris und verantwortungslosen Macht gedemütigt.

Francis Nyamnjoh

Dank seiner Unsichtbarkeit und Unempfindlichkeit gegenüber verschiedenen Methoden der Eindämmung und Formen der Aufdeckung, Kontrolle und Vertreibung ist das Virus an Grenzübergängen tatsächlich noch aggressiver, als es Kapital, privilegierte Arbeitsformen, die Vielfliegerelite, das Streben nach Konsum oder jede andere Religion der Welt es je waren.

Wie eine Kakerlake im durchlöcherten Gepäck eines hilfsbedürftigen Reisenden ohne Papiere an einem streng kontrollierten Grenzübergang hat Covid-19 die auszehrende Fähigkeit, solche (physischen, sozialen, kulturellen, körperlichen und ideologischen) Grenzen auszuschalten, vor denen andere gewaltigen Respekt haben.

Merkwürdigerweise hat das Virus zugleich ohne viel Aufhebens und fast auf Knopfdruck die starken Männer der Politik und ihren Hang zur Hybris und verantwortungslosen Macht gedemütigt. Es mag viel mit Fake News im digitalen Zeitalter der Post-Wahrheiten gemeinsam haben. Aber es ist weitaus realer und wirkungsvoller als jede digital gesteuerte, viral gehende gefälschte Nachricht. Die Überträger und Fortbewegungsmittel von Covid-19 sind Menschen, die sich nach Geselligkeit, Intimität und Gemeinsinn sehnen.

Im Gegensatz zu Fake News-Viren braucht Covid-19 nicht die versteckte helfende Hand von Technikgiganten, Hackern und Spyware-Herstellern, um seine Potenz als bösartiges Mittel wirksam zu aktivieren. Wie mit Dracula braucht es nur unseren geschulten Geschmack und den Hunger von sozialen Wesen nach menschlicher Wärme und Verbundenheit, um uns allesamt in sein vampirisches Genuss-Inferno zu locken.

Das Virus hinterlässt ein Muster

Doch um es zu besiegen, wäre paradoxerweise eine andere Art von Verbundenheit erforderlich – eine, die nicht zwingend physischer, aber sicher sozialer und emotionaler Natur ist. Sie baut auf den Einsatz einer virtuellen Form von Solidarität, um ein Zusammenkommen zu ermöglichen, während man getrennt bleibt. Denn das Coronavirus verbreitet sich nicht von allein, sondern über die Menschen. Um seinen Überschwang zu disziplinieren, zu bestrafen und einzudämmen, müssen auch wir Disziplin üben und Nähe vermeiden. Nähe im Sinn von Berührung, Geschmack und Geruch. Indem wir Techniken nutzen, die Präsenz in der Abwesenheit und Abwesenheit in der Präsenz schaffen.

Wohl wahr, dass Covid-19 den Führungsetagen, Volkswirtschaften und Vorhersehbarkeiten dieser Welt gerade viel Demut abverlangt. Aber das ist die Geschichte auf einer allgemeinen Ebene. Schaut man auf die Ebene von Strukturen und Ordnungen, dann ist die Geschichte eine viel komplexere und nuanciertere. Je genauer man hinsieht, desto mehr gewinnen die Bilder von Macht, Privilegien und Hierarchien auf nationaler, regionaler und globaler Ebene an Schärfe.

Weltweit hat das Coronavirus den Ruf einer Pandemie erlangt, die tötet, ohne zu verhandeln oder Gnade und Reue zu zeigen – die also jeden zu einem potenziellen Opfer macht. Die Geschichten von Tod und Sterben sind wirklich schrecklich. So wie Pater Mario Carminati es in einer Kleinstadt in Norditalien ausdrückte, einem von dem Virus schwer getroffenen Gebiet: "Die Behörden wussten nicht, wohin mit den Särgen."5

Hygiene-ABC in Simbabwe. Händewaschen gehört in der Entwicklungshilfe in vielen so genannten WASH-Projekten zur Grundausbildung. © Welthungerhilfe

Doch obwohl jede soziale Gruppe betroffen ist, sind nicht alle in gleichem Maße getroffen. Überall sterben ältere Menschen überproportional. Könnte sich dies als die rettende Gnade für Afrika als jugendlichem Kontinent erweisen, wo drei Viertel der Bevölkerung unter 35 Jahre alt sind? Es gibt aber geschlechtsspezifische Unterschiede in der Wirkung des Virus auf den Menschen. "In den USA zum Beispiel sind doppelt so viele Männer an dem Virus gestorben wie Frauen“, bemerkte Martha Henriques auf der BBC-Website. „Ebenso waren 69 Prozent aller Corona-Toten in Westeuropa männlich. Ähnliche Muster wurden in China und anderswo beobachtet.“6

Es ist auch ein Diskriminierungsmuster nach Rassen zu erkennen. In Europa und Nordamerika sterben Angehörige von Minderheiten nach Ethnie und Rasse deutlich häufiger als Weiße. In Chicago sterben Berichten zufolge fast sechsmal so viele Afroamerikaner wie Weiße (68 Prozent), obwohl sie nur 30 Prozent der gesamten Stadtbevölkerung ausmachen.7 Dies spiegelt ihren Ausschluss vom Gesundheitssystem wider und die Unmöglichkeit, sich eine qualitativ hochwertige medizinische Versorgung zu leisten. Es spiegelt auch ihre niedrige Position in der sozialen, wirtschaftlichen und politischen Hierarchie wider, die der Mantel des Neoliberalismus verankert hat und fortbestehen lässt. Daher der Kommentar von Ex-Präsident Barack Obama: "Eine Krankheit wie diese rückt die Ungleichheiten und zusätzlichen Lasten ins Rampenlicht, mit denen schwarze Gemeinschaften in diesem Land in der Vergangenheit zu kämpfen hatten."8

Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa mit Maske. Das Land hat trotz eines strengen Lockdowns den Höhepunkt der Ansteckungswelle noch nicht erreicht. © GCIS

Aber wie verhandelt und steuert man aus ethischer Sicht den heiklen Balanceakt, dieses Missverhältnis wissenschaftlich, journalistisch, politisch und anderweitig darzustellen, ohne zu implizieren, dass die Leben der Betroffenen weniger zählen? Während die wirtschaftlichen Auswirkungen weltweit für alle und jeden verheerend sind, da das Virus die Produktivität einschläfert, verlieren auch einige ihre Geschäfte und Arbeitsplätze schneller als andere.

In vielen afrikanischen Ländern, in denen es den Bürgern im Laufe der Jahre meist nicht gelungen ist, die herrschenden Diktaturen aus dem Schlaf der Untätigkeit und Selbstgefälligkeit zu befreien, ist es Covid-19 gelungen, zumindest auf einer Ebene der hohlen Rhetorik die Aufmerksamkeit der Regierenden auf die Dringlichkeit des Augenblicks zu lenken. Und sei es auch nur, um den beklagenswerten Zustand der öffentlichen Gesundheitssysteme zu bedauern (oder so zu tun), die sie jahrzehntelang ungestraft ignoriert oder unterfinanziert haben. Wobei sie es, wie so oft, vorzogen, für die eigene Gesundheitsversorgung und die ihres engsten Familienkreises prestigeträchtigere Orte aufzusuchen.

Wenn, wie die Experten sagen, offensives und massives Testen das beste Rezept zur Eindämmung der verheerenden Auswirkungen von Covid-19 ist 9, wie sollen sich afrikanische Länder mit überwiegend bescheidenen Mitteln und unterfinanzierten öffentlichen Gesundheitsdiensten die Tests und die persönliche Schutzausrüstung leisten können, die von Medizinern benötigt werden, um einer solchen Erwartung gerecht zu werden?

Medizinisches Personal in einem Krankenhaus in Nigeria. Nach einer Reuters-Umfrage vom Mai kommen in Afrika ein Intensivbett und ein Beatmungsgerät auf 100.000 Menschen. © Voice of Nigeria

Dabei sind die potenziell verheerenden wirtschaftlichen Auswirkungen, insbesondere für die Armen des Kontinents, erschreckend. Weit verbreitet sind Berichte über so genannte normale Menschen, die in einem furchtbaren Ausmaß in die Verzweiflung getrieben werden, und sie nehmen ständig zu. In Kenia etwa wurde Frau Peninah Bahati Kitsa, eine in Mombasa lebende Witwe, darauf reduziert, "Steine für ihre acht Kinder zu kochen, um sie glauben zu machen, dass sie für sie Essen zubereitet", in der „Hoffnung, sie würden einschlafen, während sie auf ihr Essen warteten". Während ihre Geschichte die Aufmerksamkeit vieler Kenianer erregte, die sich zu ihrer Hilfe zusammentaten, bleibt es doch unvorstellbar, dass Tausende oder gar Millionen Mit-Kenianer und Afrikaner in ähnlichen Lebenslagen so viel Glück hätten.10

Es bleibt zu hoffen, dass die gegenwärtigen Probleme nicht einfach dazu führen, dass die afrikanische Bevölkerung als Versuchskaninchen missbraucht wird, um das Leben anderer Menschen zu retten, die in den vorherrschenden Hierarchien der Menschheit höher stehen.

Sorgen über eine anhaltende "koloniale Mentalität" in Europa sind berechtigt. Es ist eine Haltung, die vielfach verurteilt wurde und unter Afrikanern zu Misstrauen und der Verbreitung von Gerüchten und Verschwörungstheorien führt. Was Afrikaner aber wollen, ist "ein Impfstoff, der weltweit funktioniert - und nicht nur für reichere Nationen".11

Kontroverse um Heilmittel Covid-Organics

In diesem Zusammenhang ist auch die Kontroverse um Covid-Organics zu sehen, ein "pflanzliches Heilmittel", das vom madagassischen Institut für angewandte Forschung (Imra) vorgeschlagen und vom madagassischen Präsidenten Andry Rajoelina als "Kräutertee“ beworben wurde, „[der] in sieben Tagen Ergebnisse liefert".12 Sie wirft ein Schlaglicht auf das zusätzliche Problem der ungelösten Spannungen zwischen den konkurrierenden und oft konfliktträchtigen medizinischen Traditionen auf dem Kontinent. Die eine wird gemeinhin als "traditionell", "afrikanisch" und "endogen" bezeichnet, die andere grob damit gleichgesetzt, dass sie "wissenschaftlichen", "orthodoxen", "westlichen" und "kolonialen" Ursprungs ist.

Nach Ansicht von Präsident Rajoelina wären die Menschen nicht so skeptisch, wenn ein europäisches Land das Heilmittel entdeckt hätte. "Was wäre, wenn dieses Heilmittel von einem europäischen Land entdeckt worden wäre, anstatt von Madagaskar?“, fragte er in einem Interview mit Marc Perelman von „France 24“ und Christophe Boisbouvier von RFI. „Würden die Menschen so sehr daran zweifeln? Das glaube ich nicht.“13

Der Präsident ist kategorisch der Meinung, dass das, was an Covid-Organics als "präventivem und heilenden Mittel" wirklich in Frage steht, die Annahme ist, dass aus Afrika nichts Gutes kommen kann: "Was ist das Problem mit Covid-Organics wirklich? Könnte es die Tatsache sein, dass dieses Produkt aus Afrika stammt? Könnte es sein, dass es für ein Land wie Madagaskar, das an 63. Stelle der ärmsten Länder der Welt steht, nicht in Ordnung ist, sich (diese Formel) ausgedacht zu haben, die helfen kann, die Welt zu retten?“14

Auch das Wiederaufleben von Vorurteilen, Stereotypen, Diskriminierung sowie von physischer und sozialer Distanzierung von Afrikanern in China ist besorgniserregend.15 Es dient als weiterer Test dafür, ob sich afrikanische Regierungen wirklich über Absichtserklärungen hinaus für ihre Bürger im Ausland engagieren.

Gesundheitspersonal in Schutzauszügen: Die Weltbank unterstützt Madagaskar dabei, mehr Corona-Tests durchzuführen. © World Bank / Henitsoa Rafalia

Der IWF und die Weltbank prognostizieren Abschwünge und Rezessionen für die Volkswirtschaften weltweit und insbesondere auf dem afrikanischen Kontinent.16 Einigen Schätzungen zufolge wird die extreme Armut in der Welt aufgrund von Covid-19 im Jahr 2020 um schätzungsweise 50 Millionen Menschen zunehmen und damit alle Fortschritte zunichtemachen, die seit der Einführung der Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) im September 2015 bei der Armutsbekämpfung erzielt wurden.17

Forderungen nach intelligenten, rigorosen und starken Antworten durch afrikanische Regierungen wird hingegen mit der sprichwörtlichen Haltung von Bittstellern begegnet – ohne Skrupel und Scham und in einigen Fällen nicht ohne zweifelhafte Absichten im Westen wie im Osten. Und das ungeachtet der Tatsache, dass diese Regionen selbst mit den eigenen schlimmsten wirtschaftlichen Alpträumen konfrontiert sind. Noch dazu hat die Afrikanische Union in aller Eile einen Ausschuss eingesetzt, der die wohlhabenderen Volkswirtschaften um dringende Unterstützung bei der Bewältigung der Krise bitten soll.18

Die Welt war schon in der Vergangenheit und in relativ normalen Zeiten in seiner Haltung gegenüber Afrika nicht besonders großzügig oder enthusiastisch. Und es deutet wenig darauf hin, dass diese Länder, geplagt von eigenen Problemen mit dem Ansturm des Coronavirus, plötzlich zu Evangelisten werden und selbstlose Philanthropie üben. Eines ist aber sicher, unabhängig davon, ob man das Geld erbettelt, ausleiht, oder ob man veruntreute Gelder repatriiert: Der Kampf gegen COVID-19 erfordert Taten, kreative und innovative Formen der Solidarität, aber keine bloße Rhetorik und Unentschlossenheit.

Professor für Anthropologie Francis Nyamnjoh.
Francis Nyamnjoh University of Cape Town

Fußnoten:

[1] China Global Television Network

[2]   news.cgtn.com/news/2020-03-19/What-works-against-the-virus--OZBF7I0PiU/index.html, aufgerufen am 18 April 2020

[3]   thehill.com/homenews/administration/488479-who-official-warns-against-calling-it-chinese-virus-says-there-is-no, aufgerufen am 18 April 2020

[4] Vgl. ‘Letter from Africa: Spare a thought for stranded migrants’, www.bbc.com/news/world-africa-52645702, aufgerufen am 18 Mai 2020.

[5] www.reuters.com/article/us-health-coronavirus-italy-coffins-idUSKBN21F0M6, aufgerufen am 19 April 2020.

[6]   www.bbc.com/future/article/20200409-why-covid-19-is-different-for-men-and-women, aufgerufen am 14 April 2020.

[7] www.bbc.com/news/world-us-canada-52194018, aufgerufen am 14 April 2020.

[8] Vgl. ‘Coronavirus: Obama criticises Trump administration’s virus response’, www.bbc.com/news/world-us-canada-52694872, aufgerufen am 17. Mai 2020.

[9]   Vgl. ‘Coronavirus in Africa: Contained or unrecorded?’ www.bbc.com/news/world-africa-52702838, aufgerufen am 20. Mai 2020

[10]   Vgl. ‘Coronavirus: Kenyans moved by widow cooking stones for children’, www.bbc.com/news/world-africa-52494404, aufgerufen am 1. Mai 2020. 

[11] Vgl. Anne Mawathe, ‘Coronavirus: Why Africans should take part in vaccine trials’, www.bbc.com/news/world-africa-52678741, aufgerufen am 18 Mai 2020

[12] Vgl. Coronavirus: Caution urged over Madagascar’s ‘herbal cure’, aufgerufen am 18 Mai 2020

[13]   Vgl. ‘The Interview: Exclusive: Madagascar’s president defends controversial homegrown Covid-19 cure’, www.france24.com/en/africa/20200512-exclusive-madagascar-s-president-defends-controversial-homegrown-covid-19-cure, aufgerufen am 19 Mai 2020.

[14]   Vgl. ‘The Interview: Exclusive: Madagascar’s president defends controversial homegrown Covid-19 cure’, www.france24.com/en/africa/20200512-exclusive-madagascar-s-president-defends-controversial-homegrown-covid-19-cure, aufgerufen am 19 Mai 2020

[15]   www.dailymaverick.co.za/article/2020-04-14-victimisation-of-africans-in-china-threatens-afro-sino-relations/, aufgerufen am 19 April 2020.

[16]   www.bbc.com/news/business-52273988, aufgerufen am 14 April 2020; www.businesslive.co.za/bd/national/2020-04-13-sub-saharan-africa-faces-r14-trillion-output-loss-and-food-crisis-due-to-covid-19-says-world-bank/, aufgerufen am 14 April 2020.

[17] Vgl. Homi Kharas and Kristofer Hamel, www.brookings.edu/blog/future-development/2020/05/06/turning-back-the-poverty-clock-how-will-covid-19-impact-the-worlds-poorest-people/, aufgerufen am 20 Mai 2020.

[18] www.businesslive.co.za/bd/economy/2020-04-13-trevor-manuel-in-bid-to-find-international-support-for-africa/, aufgerufen am 14 April 2020.

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