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  • Krisen & Humanitäre Hilfe
  • 02/2023
  • Marina Zapf

Angewiesen auf externe Nahrungsmittelhilfe

In diesen Ländern herrscht akute Ernährungsunsicherheit – landesweit oder in Regionen. Afrika und Fernost werden 2023 mehr Getreide importieren müssen, die globalen Ausfuhren aber sinken.

Zum Jahreswechsel waren überwiegend auf der südlichen Welthalbkugel 45 Länder von externer Nahrungsmittelhilfe abhängig – etwa ein Drittel mehr als noch fünf Jahre davor. In allen diesen Ländern herrscht landesweit oder in bestimmten Regionen akute Ernährungsunsicherheit – das heißt, Menschen müssen also um die nächste Mahlzeit bangen. Die Weltlandwirtschafts- und Ernährungsorganisation FAO stellt in regelmäßigen Abständen dar, welche Länder auf externe Hilfe angewiesen sind: Ende Dezember waren es 33 in Afrika, 9 in Asien, 2 in Lateinamerika und der Karibik und ein Land in Europa – die Ukraine.

Die globalen Folgen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine hat besonders die Notlagen in einkommensschwachen Ländern verschärft, die mehr Nahrungsmittel einführen als exportieren (LIFDCs). Dort treiben Preisaufschläge für internationale gehandeltes Getreide, Dünger, Öl und Gas für hohe Teuerungsraten und Geldentwertung. Grundlegend sind nach wie vor Konflikte und extreme Wetterereignisse die Hauptursachen für schwere akute Ernährungsunsicherheit, wobei Länder in Ost- und Westafrika besondere Sorge bereiten.

Und wie stellt sich die globale Ernte- und Versorgungslage dar?

Die gute Nachricht ist eine Entspannung auf den Weltmärkten. Die weltweiten Lebensmittelpreise sind im Januar den zehnten Monat in Folge gesunken. Der FAO-Lebensmittelpreisindex fiel um 17,9 Prozent gegenüber dem historischen Höchststand, der im März 2022 nach dem Einmarsch Russlands in der Ukraine erreicht wurde. Der Rückgang wurde getrieben von pflanzlichen Ölen, Milchprodukten und Zucker. Zudem hat der Getreidekorridor für ukrainisches Korn zur Verschiffung über das Schwarze Meer den Abwärtstrend bei den Preisen unterstützt. Auch wegen global leicht gesunkener Energiepreise ließ der Druck durch Kraftstoffe auf Lebensmittelpreise etwas nach.

Das Welternährungsprogramm warnt dennoch: Alle Faktoren, die diese Ernährungskrise befeuern, sind nach wie vor akut, sei es der Krieg, lokale Konflikte, Flüchtlingsbewegungen, die Klimakrise oder die dramatische Preis- und Schuldenentwicklung in armen Ländern. Hunger bleibe mit 350 Millionen Betroffenen ein Flächenbrand. Zahlreiche importabhägige Staaten sind weiterhin von hohen Weltmarktpreise u.a. für Getreide überfordert. Immerhin zeigte der Getreidepreisindex der FAO für Weizen 2022 einen Anstieg von 27,9 Prozent zum Vorjahr, bei Mais von 17,9 Prozent, und bei Reis von 1,3 Prozent (Januar-November).

Global wird der Planet 2022 rund zwei Prozent weniger Getreide produziert haben als im Jahr davor, schätzt die FAO. Damit stünden knapp 2,756 Milliarden Tonnen aus durchschnittlichen Ernten von Weizen, Mais und Hafer zur Verfügung. Davon gingen im Landwirtschaftsjahr 2022/23 rund 472 Millionen Tonnen in den Welthandel – ebenfalls ein wahrscheinlicher Rückgang um knapp zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr. Einer der Gründe: kriegsbedingt exportiere die Ukraine weniger als 40 Millionen Tonnen. Andere Quellen erwarten nur 30 Millionen Tonnen (statt 60 davor).

Importbedarf steigt

Den Importbedarf aller armen Länder mit Nahrungsmitteldefizit (LIFDCs) sieht die FAO derweil im Steigen begriffen. Sie erwartet 63,7 Millionen Tonnen im Zeitraum 2022/23. Diese Menge liege sieben Prozent über dem Fünfjahresdurchschnitt – was sich u.a. aus höheren Bedarfen in Ostafrika und Fernost erkläre.

Alle Länder Afrikas, die externe Nahrungsmittelhilfe brauchen, sind sowieso von Importen abhängig und haben ein Handelsdefizit – wie z.B. die Elfenbeinküste, Ghana und Madaskar. An eigener Getreideproduktion 2022 kommen alle einkommensschwachen von Lebensmittelimporten abhängigen Länder (LIFDCs) in Afrika (36) auf etwa 111,5 Millionen Tonnen. In Asien wird die Ernte für diese Gruppe auf 72 Millionen Tonnen geschätzt. Vor allem im zweiten Covid-Jahr 2021 war die Eigenproduktion aller LIFDCs von Getreide um fünf Prozent zum Vorjahr eingebrochen, und sie stagnierte im Jahr 2022.

 

Marina Zapf, Journalistin, berichtet seit 20 Jahren aus Berlin über Themen der Außen, Außenwirtschafts- und Entwicklungspolitik.
Marina Zapf Team Welternährung.de

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