Katastrophenrisiken bedrohen Landwirtschaft wie nie zuvor
Ackerbau, Viehzucht und Fischerei tragen die schwerste Last nach extremen Umweltereignissen. Ein Risikobericht der FAO warnt erstmals vor Langzeitschäden aus der Unterernährung.
Felder werden verwüstet, Nutztiere sterben, Bewässerungssysteme brechen zusammen, oder der Weg zum Markt ist versperrt. Wenn Umweltkatastrophen zuschlagen, und das tun sie immer häufiger, trifft es immer die Landwirtschaft am meisten. Aus Ernährungssicherheit wird Unsicherheit, oder große Not. Weltweit gingen deswegen rechnerisch in den vergangenen Jahren rund vier Prozent der landwirtschaftlichen Produktion verloren, errechnet der jüngste Katastrophenrisikobericht der Welternährungsorganisation (FAO).
Der Rückblick zeige, dass noch nicht genügend zur Eindämmung bekannter Risiken getan werden. Gefährdete Sektoren könnten aber widerstandsfähiger gemacht werden. Die Welt sei nicht unvorbereitet, mahnt die Organisation, die Risikolandschaft des nächsten Jahrzehnts, was Katastrophen bewirken werden, sei aus Daten klar ersichtlich. Mehr als bisher müsse daher systematische Vorsorge getroffen werden, besonders im Agrarsektor: in Ackerbau, Tierzucht, Forstwirtschaft und Fischerei.
Die Grafik zeigt das Ausmaß und die Verteilung der Schäden aus der zerstörerischen Kraft der Umweltkatastrophen.
Extreme Wetterereignisse fügen im Vergleich der Wirtschaftssektoren der Landwirtschaft mit mehr als 60 Prozent überproportional den stärksten Schaden zu, hat der FAO-Bericht vom März 2021 ermittelt. Weil sie abhängig ist von Wetter, Klima und Wasser, ist sie besonders verwundbar für Katastrophen und trägt im Verhältnis zu Industrie, Handel oder Tourismus die größte Last – vor allem in Entwicklungs- und einkommensschwachen Ländern. Noch nie waren die Ernährungssysteme so bedroht wie heute, heißt es. Die Gefährder sind bekannt: Trockenheit, Stürme, Fluten, Brände sowie neue Plagen von Wüstenheuschrecken oder die Pandemie des neuartigen Coronavirus.
Erstmals hat die FAO auch errechnet, welche Einschnitte bei der Ernährung aus Umweltkatastrophen folgen. Über einen Zeitraum von zehn Jahren (2008-2018) wird dabei gesamt eine Unterversorgung festgestellt, die dem Jahresverbrauch an Kalorien von sieben Millionen Erwachsenen entspricht. Aus den Verlusten von Ernte und Tierhaltung sei in Entwicklungsländern ein Defizit von 6,9 Billionen Kilokalorien pro Jahr entstanden. Am stärksten litt die Ernährung in Lateinamerika, gefolgt von Afrika und Asien. Im weltweiten Durchschnitt gehen laut der Studie 22 Prozent des täglichen Kalorienverbrauchs an Katastrophen verloren.