Überbrückungshilfe in Übersee
Während Unternehmen in Deutschland in der Corona-Pandemie staatliche Hilfen beantragen können, haben kleine Betriebe in armen Ländern von heute auf morgen ihre Existenzgrundlage verloren und können nicht auf „Überbrückungshilfe“ zählen. Hier springt das Entwicklungsministerium (BMZ) ein und unterstützt nachhaltig produzierende kleinbäuerliche Betriebe, um in der Corona-Krise Jobs zu erhalten. Darunter sind auch Kakao-Bäuer*innen in Sierra Leone, die die Welthungerhilfe unterstützt.
COVID-19 Soforthilfe für den Fairen Handel
Das Entwicklungsministerium (BMZ) hat insgesamt 19,5 Mio. Euro bereitgestellt und zusammen mit Fairtrade International, dem Forum Fairer Handel und der Welthungerhilfe bereits 250 Produzentenorganisationen in 25 Ländern unterstützt, um in der Corona-Krise Jobs zu erhalten. Davon profitierten bislang 250.000 Menschen.
Als die ersten Lockdowns das öffentliche Leben rund um den Globus zum Erliegen gebracht haben, standen viele landwirtschaftliche Kleinbetriebe in armen Ländern vor dem Nichts: Lokale Märkte wurden geschlossen, Saatgut, Dünger und Maschinen kamen nicht mehr über geschlossene Grenzen, Ausgangsbeschränkungen verhinderten, dass Bäuer*innen ihre Felder bewirtschaften, finanzielle Unterstützung von Freund*innen und Verwandten aus dem Ausland brachen ab.
Das Entwicklungsministerium (BMZ) hat ein COVID-19 Sofortprogramm aufgelegt, um die Folgen der Pandemie für Kleinbetriebe abzufedern. Damit kann beispielsweise in Ausrüstung für Hygiene und Infektionsschutz investiert, pandemiebedingte Ernteausfälle kompensiert, Lebensmittelpakete verteilt und Aufklärungskampagnen finanziert werden. 250.000 Menschen haben bislang von der Hilfe profitiert.
Corona-Hilfen für Kakaobäer*innen in Sierra Leone
Auch Kakao-Bäuer*innen in Sierra Leone, die die Welthungerhilfe unterstützt, profitieren von dem Programm. In den Distrikten Kono, Kailahun und Kenema im Osten des Landes, nahe der Grenze zu Liberia und Guinea, arbeiten wir gemeinsam mit Partnerorganisationen wie Lizard Earth oder Yormata Youth Farmers Association an Verbesserungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette:
Für die Saatgutvermehrung werden Schoten von besonders ertragreichen „Plus-Bäumen“ beschafft und Setzlinge an die Kleinbäuer*innen verteilt. In neu geschaffenen Baumschulen werden Setzlinge gezogen und später ausgepflanzt. Kakao-Plantagen werden instand gesetzt und sollen durch verbessertes Schatten- und Pflanzenschutzmanagement höhere Erträge liefern. Neu errichtete Lagerhäuser, Fermentierungs- und Verarbeitungszentren helfen, mehr und qualitativ bessere Kakaobohnen zu produzieren.
Kochkurs übers Radio
In Kochkursen lernen die Kakao-Bäuer*innen und ihre Familien zudem alles über vielfältige und gesunde Ernährung, die das Immunsystem stärken soll, das ist gerade in Pandemie-Zeiten wichtig. Auf dem Speiseplan stehen beispielsweise „O-leh-leh“ aus Bohnen, Tomate, Ingwer, Knoblauch und Pfeffer und „Eba“ mit krain-krain (Jute-Blätter), Krabben und Erdnüssen. Das Besondere: Damit möglichst viele Menschen davon profitieren, werden die Kochkurse von lokalen Radiosendern übertragen. Zusätzlich schult die Welthungerhilfe Multiplikator*innen, die ihr neu gewonnenes Wissen über gesunde Ernährung und Hygienemaßnahmen zur Corona-Prävention in die Dörfer tragen.
Die Wirkung des Programms in Sierra Leone wird schon jetzt sichtbar, stellt Manfred Bischofberger, Co-Landesdirektor in Sierra Leone, fest: „Mit dieser Unterstützung erhalten kleinbäuerliche Familien nicht nur eine dringend notwendige Unterstützung zum Schutz vor Covid-19, z.B. durch Fortbildungen über Präventionsmaßnahmen und das Immunsystem stärkende Ernährung. Sie können auch ihre Existenz langfristig sichern durch nachhaltigen Kakaoanbau, Nachernteverwertung und Vermarktung, inklusive Zertifizierung. So entwickeln sie wieder Perspektiven – ein Hoffnungsschimmer in dieser schwierigen Zeit.“
Deutsche sind für globale Solidarität
Nach der ersten Phase der Nothilfe will das BMZ auch Maßnahmen zur Steigerung der Wiederstandfähigkeit (Resilienz) bei den Kleinbäuer*innen finanzieren und die Hilfe auf weitere Länder ausdehnen. Bis Mitte 2022 sollen 600.000 Kleinbäuer*innen in bis zu 30 Ländern unterstützt werden.
Dass die Bundesregierung diese „internationale Überbrückungshilfe“ leistet, findet Unterstützung bei den Bürger*innen in Deutschland: Rund die Hälfte der Bevölkerung befürwortet ausdrücklich, dass von den schuldenfinanzierten Corona-Hilfsgeldern auch ein Teil an ärmere Länder z.B. in Afrika geflossen ist. Nur 26 % finden das nicht gut, wie eine repräsentative Umfrage der Welthungerhilfe vom Februar 2021 zeigt.