Eine extreme Dürre verschärft die Situation der armen Bevölkerung in Somalia und Somaliland. Die vierte Regenzeit in Folge ist ausgefallen und die Lebensmittelpreise steigen extrem an. Es wird erwartet, dass sich im Laufe des Jahres 2023 rund 8,3 Millionen Menschen (fast 50 Prozent der Bevölkerung) in einer akuten Ernährungsunsicherheit befinden (Quelle: UN) werden. In vielen Teilen Somalias ist die Situation schon jetzt lebensbedrohlich. Vor allem Kinder sind gefährdet.
Fast 100.000 Menschen befanden sich zwischen Januar und März 2023 in einer Hungersnot. Eine Hungersnot – IPC-Phase 5 – ist die schlimmste Stufe der offiziellen Klassifizierung von Hunger, der sogenannten „Integrated Food Security Phase Classification“ (IPC). Sie könnte sich auf weitere Regionen ausweiten, wenn die nächste Regenzeit geringer ausfällt als prognostiziert.
Auch Somaliland ist von der Dürre betroffen. Landwirt*innen konnten aufgrund der Trockenheit nicht aussäen. Der Viehhandel – für viele die Existenzgrundlage – leidet extrem. Über 3 Millionen Tiere sind gestorben und das übrige Vieh ist aufgrund seines schlechten Zustands kaum zu verkaufen.
Die Welthungerhilfe ist vor Ort in Somalia und Somaliland
Wir unterstützen die Menschen mit den folgenden Aktivitäten:
- Wasser wird mittels Wasser-Trucks in stark von der Dürre betroffene Regionen gebracht. Wasserstellen und Wasserauffangsysteme werden in Stand gesetzt, viele weitere Reparaturen sind noch dringend erforderlich. Dafür brauchen wir weitere Mittel.
- Binnenflüchtlinge werden dort, wo es noch funktionierende Märkte gibt, mit finanzieller Hilfe unterstützt. Wo es keine Möglichkeit gibt Lebensmittel einzukaufen, finden Verteilungen von Nahrungsmitteln statt. Mit unseren Partnern verteilen wir Hygieneartikel und andere Dinge des täglichen Bedarfs.
- Wir unterstützen die Menschen dabei, Viehseuchen zu bekämpfen. Das von der Dürre betroffene Weidevieh muss dringend tierärztlich versorgt werden.
Welthungerhilfe in Somaliland
Die Welthungerhilfe ist bereits seit 2001 in Somaliland aktiv | Aktuell arbeiten wir in Somaliland in 7 Projekten, die mit einem Gesamtbudget von 2,86 Millionen Euro im Jahr 2020 448.000 Menschen erreicht haben | Das Landesbüro befindet sich in Hargeisa; die Stadt gilt als Hauptstadt des seit 1992 de facto unabhängigen Somalilands
- Kleinbäuerliche Landwirt*innen erhalten widerstandsfähiges Saatgut und lernen in Schulungen moderne Anbaumethoden kennen, die gleichzeitig umweltschonend und ertragreich sind.
- Frühwarnsysteme für Dürren und Überschwemmungen sichern die Ernten der Bewohner*innen vor Naturkatastrophen.
- Über 10.000 Menschen erhielten bisher Nahrungsmittel und bedingungslose Bargeldzahlungen, um über die Runden zu kommen – darunter vorwiegend Familien von Binnenvertriebenen, die noch nicht in ihre Heimatregionen zurückkehren können.
- In der besonders von Trockenheit betroffenen Region Togdheer konnte die Welthungerhilfe die Wasserversorgung für fast 120.000 Menschen sicherstellen. Die Wiederherstellung weiterer Wasserquellen könnte bis zu 70.000 weiteren Menschen den Zugang zu sauberem Trinkwasser ermöglichen.
Projekt im Fokus
Aktuelle Projekte in Somaliland
Ihre Spende für Somaliland – Teil eines gespaltenen Landes mit vielen Konfliktherden
- Somaliland ist mehr als dreimal so groß wie die Schweiz (137.600 Quadratkilometer)
- Völkerrechtlich gesehen ist Somaliand eine zu Somalia gehörende autonome Region.
- Der Staat wird international von keinem anderen Land offiziell anerkannt.
- Die Viehhaltung macht ein Drittel der Wirtschaftsleistung des gesamten Landes aus.
- Humanitäre Hilfe in Somaliland wird ausschließlich von NGOs geleistet.
- Im Welthunger-Index hat Somalia die vorläufige Schweregrad-Einstufung "sehr ernst". (Ein exakter WHI-Wert konnte nicht berechnet werden, da nicht zu allen vier WHI-Indikatoren Daten vorliegen.)
Das kleine Somaliland ist ein de-facto-Staat, der im Norden der Bundesrepublik Somalias, einem föderalen Staat am äußeren Rande Ostafrikas, liegt. Somaliland wird von der internationalen Staatengemeinschaft nicht anerkannt. Bis zum Jahr 1991 war die Heimat von ca. 3,5 Millionen Menschen noch ein Teil Somalias, ein Land das entstand, nachdem die ehemaligen Kolonien Britisch-Somaliland und Italienisch-Somaliland im Jahr 1960 ihre Unabhängigkeit erklärten. Beide Regionen schlossen sich zur Republik Somalia zusammen und bildeten fortan einen Einheitsstaat. Die folgende parlamentarische Demokratie litt jedoch unter Korruption und Vetternwirtschaft.
1969 gelangte Siad Barre mit einem Putsch an die Macht und bildete ein autoritäres Regime, das nach langen militärischen Konflikten mit Äthiopien und verschiedenen Oppositionsbewegungen 1991 gestürzt wurde. Fortan entwickelte sich ein Bürgerkrieg zwischen verschiedenen Clans, die versuchten, die Macht über das Land an sich zu reißen. Somalia verfügt seitdem über keine funktionierende Zentralregierung und statt zur Einheit kam es zur Spaltung: Verschiedene Gebiete beanspruchen eine autonome Verwaltung als Teilstaat und große Teile des Landes werden von lokalen Clans, Warlords oder radikal-islamischen Gruppen kontrolliert.
Im Norden Somalias wurde infolgedessen 1991 die Republik Somaliland in den Grenzen des ehemaligen Britisch-Somaliland ausgerufen. Somaliland gilt als Musterbeispiel für einen gelungenen Friedens- und Demokratieprozess. Dennoch fehlt die rechtliche Legitimation, da die Autonomiebestrebungen weltweit nicht anerkannt werden. Wirtschaft und Politik sind in Somaliland durchaus stabil, dennoch lebt über die Hälfte der Menschen in Armut. Zusätzlich sorgt der Klimawandel für Dürren und Überschwemmungen, die zu Nahrungsmittelmangel führen. Die Welthungerhilfe hilft den Menschen in Somaliland seit dem Jahr 2001 mit verschiedenen landwirtschaftlichen und gesellschaftlichen Projekten um Hunger und Ungleichheit zu stoppen.
Video: Dürre in Somaliland
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Stärkung der Zivilgesellschaft: Frauen werden durch Bildungsangebote nachhaltig gefördert, um die gesellschaftlich etablierte Benachteiligung aufzubrechen. Auf dem Plan stehen Themen wie Hygiene, Ernährung oder Alphabetisierung.

Landwirtschaft & Umwelt: Um die Ernte auch in Dürreperioden zu sichern, fördert die Welthungerhilfe Techniken zur Boden- und Wasserkonservierung.