Welthungerhilfe in Myanmar
Die Welthungerhilfe ist seit 2002 in Myanmar tätig. Im Jahr 2023 hat die Welthungerhilfe 12 Projekte mit einer Gesamtsumme von 4,1 Millionen Euro gefördert. So konnten 80.000 Menschen unterstützt werden. Das Länderbüro befindet sich in der ehemaligen Hauptstadt Myanmars Yangon.
Unsere Hilfsprojekte und Unterstützung vor Ort
- Wir versorgen vertriebene Menschen mit grundlegenden Dingen wie Nahrungsmittel, Unterkünften und Hygieneprodukte.
- Wir richten in Dörfern mit der lokalen Bevölkerung Entwicklungskomitees, Spar- und Ernährungsgruppen ein.
- Wir beraten Kleinbäuerinnen und Kleinbauern, wie sie ihre landwirtschaftliche Produktion verbessern können. Frauen lernen in Schulungen, wie Ernteprodukte verarbeitet und haltbar gemacht werden.
- Wir fördern eine nachhaltigere Gummiproduktion ohne Abholzung und Landnahme (land grabbing) und unterstützen Kleinbäuerinnen und Kleinbauern, ihre Interessen und Rechte durchzusetzen.
Konflikte plagen den Vielvölkerstaat – jetzt für Myanmar spenden
- Im Welthunger-Index (WHI) 2024 liegt Myanmar auf Rang 74 von 127.
- Die Ernährungslage ist laut WHI mäßig.
- Die Kindersterblichkeit unter 5 Jahren liegt bei 4 Prozent.
- Mehr als 900.000 Menschen sind vor der Gewalt in Myanmar nach Bangladesch geflohen.
Myanmar gilt als das ärmste Land Südostasiens. Die Republik Myanmar liegt in Südostasien und grenzt an Bangladesch, Indien, China, Laos und Thailand. Mit einer Fläche von 676.578 km² ist das Land fast doppelt so groß wie die Bundesrepublik Deutschland. Myanmar ist ein Vielvölkerstaat: Die zirka 55 Millionen hier lebenden Menschen unterteilen sich in 135 ethnische Gruppen und sprechen über 100 verschiedene Sprachen. Fast 90 Prozent der 55 Millionen Einwohner*innen sind Buddhisten.
Aktuell sind schätzungsweise 17,6 Million Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen - das sind fast 1/3 der Bevölkerung. Dies ist ein Anstieg um das 17-fache seit der Machtübernahme durch das Militär Anfang 2021. Weitere Gründe sind Natur- und andere Katastrophen. Die COVID-19-Pandemie hat das Leben der Menschen in Myanmar zusätzlich erschwert. Der Bedarf an humanitärer Hilfe ist vor allem im vergangenen Jahr aufgrund von bewaffneten Konflikten insbesondere in Rakhine, im südlichen Chin, nördlichen Shan und Kachin angestiegen.
Interview mit Welthungerhilfe-Mitarbeiter Fraser Patterson über die Situation in Myanmar.
Myanmar: Ein Land im Widerstand
Anfang 2021 hat das Militär in Myanmar durch einen Putsch die Macht übernommen. Seither gibt es regelmäßig Massendemonstrationen. Die Streitkräfte gehen gewaltsam gegen Demonstrant*innen vor. Viele unschuldige Zivilist*innen – darunter auch viele Kinder – sind ums Leben gekommen.
Früher war Myanmar eine Kolonie unter britischer Herrschaft und wurde im Jahr 1948 unabhängig. Als britische Kolonie trug das Land den Namen Burma. Erst im Jahr 1989 bekam es von der herrschenden Militär-diktatur den Namen Myanmar. Nach fast 50 Jahren Diktatur fand seit 2011 ein Demokratisierungs- und Friedensprozess statt, der durch den Putsch nun jedoch stark gefährdet ist.
Rohingya: Fast eine Million Menschen geflohen
Die Konflikte im Land Myanmar haben auch Auswirkungen auf die seit Jahrzehnten systematisch verfolgte ethnische Gruppierung Rohingya, eine muslimische Minderheit, die von der Regierung Myanmars nicht anerkannt wird.
Mehr als 900.000 Menschen sind seit 2017 ins benachbarte Bangladesch geflohen. Dort ist nahe der Küstenstadt Cox’s Bazar mittlerweile eines der größten Flüchtlingscamps der Welt entstanden. Die Welthungerhilfe leistet vor Ort Nothilfe und versorgt die geflüchteten Rohingya mit grundlegenden Ressourcen, die sie zum Überleben brauchen.
Geschichte der Rohingya - verfolgt & ohne Zukunft
Die während der Kolonialzeit eingewanderten Rohingya wurden jahrzehntelang Opfer von Diskriminierung und Gewalt. Dazu beschränkt ein im Jahr 1982 eingeführtes und bis heute geltendes Gesetz die Vollbürgerschaft auf die Ethnien, die vor dem Jahr 1824 (Beginn der britischen Kolonialherrschaft) im Land ansässig waren. Die muslimische Minderheit ist ein staatenloses Volk. Da sie nicht als einheimische Bevölkerung gelten, verfügen sie über keinerlei Rechte. Sie dürfen kein Land besitzen, nicht frei reisen und müssen sich schriftlich verpflichten, nicht mehr als zwei Kinder großzuziehen.
Jahrelange Diskriminierung, Verfolgung und Gewalttaten schaffen in der Regel einen Nährboden für extremistische Gruppierungen. So auch in Myanmar: Einige der Verfolgten schlossen sich zur Arakan Rohingya Salvation Army (ARSA) zusammen und verschrieben sich dem Kampf für die Rechte des eigenen Volkes. Mit Angriffen auf Grenzposten und Polizeistationen in den Jahren 2016 und 2017 provozierten sie einen radikalen Gegenschlag des Militärs. Augenzeugen berichten von Vergewaltigungen, abgebrannten Dörfern und wahllosen Tötungen. Menschen wurden systematisch vertrieben und flohen ins benachbarte Bangladesch.
Direkte Hilfe durch Ihre Spende für Myanmar
Ihre Spende unterstützt unsere Ziele und Hilfsprojekte vor Ort
Nothilfe: Flüchtlinge und Binnenvertriebene erhalten sichere Unterkünfte, Trinkwasser, Nahrungsmittel, Öfen, Brennstoffe und Hygieneprodukte, die den Geflüchteten ein würdevolleres Leben in einer prekären Situation ermöglichen. Ebenso leistet die Welthungerhilfe Wiederaufbauhilfe im Nordwesten Myanmars, wo viele Menschen durch Zyklon Komen immer noch auf humanitäre Hilfe angewiesen sind. Die Menschen erhalten z.B. Saatgut und landwirtschaftliche Produktionsmittel, die ihre Ernährungslage verbessert und ihnen Sicherheit gibt.
Wirtschaftliche Entwicklung: Der Reissektor wird unterstützt. Zum Beispiel professionalisieren sich Saatguterzeuger*innen, damit sie die gewünschte Qualität erreichen und ein Geschäft aus dem Verkauf des Reissaatguts machen können. Die Reisbauern und Reisbäuerinnen erhalten wiederum Zugang zu diesem hochwertigen Saatgut.
Landwirtschaft & Umwelt: Die Welthungerhilfe unterstützt die lokale Bevölkerung dabei, die Nutzung von natürlichen Ressourcen wieder unter ihre Kontrolle zu bringen. Dazu werden in den Dörfern Entwicklungskomitees, Spar- und Ernährungsgruppen eingerichtet. Gleichzeitig werden Kleinbäuerinnen und Kleinbauern beraten, wie sie ihre landwirtschaftliche Produktion verbessern können. Frauen lernen in Schulungen, wie Ernteprodukte verarbeitet und haltbar gemacht werden.
Stärkung der Zivilgesellschaft: Eine nachhaltigere Gummiproduktion ohne Abholzung und Landnahme (land grabbing) ist Ziel dieses Projekts. Denn noch wird 85% des Kautschuks - vor allem für die Autoindustrie - auf kleinen Farmen produziert. Kleinbäuerinnen und Kleinbauern werden geschützt, indem sie für den Markt der Zukunft fit gemacht werden. Damit verbunden sind die Durchsetzung ihrer Interessen und Rechte. Zusammen mit dem Privatsektor, Regierungsvertreter*innen und Umweltschutzorganisationen werden sie z.B. an einer Aktionsplattform beteiligt.