Millionen Menschen in Ländern Ostafrikas wie Kenia, Somalia, Äthiopien oder Uganda leiden unter der Dürre. Niederschlagsprognosen versprechen nun eine Verbesserung der Situation, doch die Folgen der jahrelangen Dürre sind schwerwiegend. Die Ernährungssituation vieler Menschen ist immer noch kritisch.
Die jahrelange Dürre in Ostafrika ist noch nicht vorbei
Vor allem im Norden Kenias, in vielen Teilen Somalias, im Süden Äthiopiens und im Norden Ugandas ist die Situation immer noch lebensbedrohlich. Der ausbleibende Regen war eine Katastrophe für viele Menschen in Ostafrika. In fünf Regenzeiten in Folge hat es nicht oder kaum geregnet. Zwischen Januar und Februar 2024 haben Regenfälle nun leichte Verbesserung gesorgt. In Teilen der Region konnte sich die Vegetation erholen. Auch die Prognosen für März bis Mai 2024 deuten darauf hin, dass in vielen Gebieten mit überdurchschnittlich hohen Niederschlägen zu rechnen ist. Doch die Folgen der schwerwiegenden Dürre sind dramatisch. Die Böden waren viel zu trocken, um Getreide oder Gemüse anzubauen. Für kleinbäuerliche Familien bedeutete das: keine Ernte und nicht genügend zu essen. Viele Familien, die von der Landwirtschaft leben, haben bereits bis zu 70 Prozent ihres Viehbestands verloren – oft ihre einzige Einnahme- und Versorgungsquelle. Deshalb können sie es sich nicht mehr leisten, Lebensmittel auf den Märkten zu kaufen. Diese Situation wird noch verschärft durch die weltweit stark angestiegenen Lebensmittelpreise. Es bleibt abzuwarten, ob die Niederschlagsprognosen das Marktangebot verbessern und dadurch die Lebensmittelpreise senken wird. Nach wie vor sind viele Millionen Leben vom Hunger bedroht.
Bereits im Herbst 2023 erlebte die Region überdurchschnittliche Niederschläge. Das hat sich zwar positiv auf die Weide- und Wasserressourcen ausgewirkt. Allerdings kam es wegen der extrem vertrockneten Böden zu Sturzfluten und Überschwemmungen, die Häuser zerstörten und Vieh töteten. Für eine vollständige Erholung der Dürre bedarf es mehrere Saisons mit guten Niederschlägen.
Neue Herausforderungen: Niederschlagsperioden begünstigen Heuschreckenplage
Alle Daten und Fakten zur Dürre in Ostafrika auf einen Blick.
Aufgrund der langanhaltenden und wiederkehrenden Trockenzeiten konnten Menschen, Tiere und Natur in Ostafrika sich kaum erholen. Auch wenn es regnet, kann der ausgetrocknete Boden das Wasser kaum speichern. So können die Niederschlagsprognosen Erdrutsche in hügeligen Gebieten von Kenia, Ost- und Westuganda, sowie Ruanda und Buruni auslösen. Dazu sind Überschwemmungen in Äthiopien, Somalia, Südsudan sowie im Osten Ugandas zu erwarten. Darüber hinaus gibt es in Ostafrika viele sich überlagernde Katastrophen, die die Widerstandsfähigkeit der Menschen schwächen: In den letzten Jahren hatte die Region immer wieder mit großen Heuschreckenplagen zu kämpfen. Die günstigen Klima- und Vegetationsbedingungen fördern leider die Vermehrung und Ausbreitung der Tiere. Hinzu kamen die Corona-Pandemie und anhaltende gewaltsame Konflikte. All diese Krisen führen zusätzlich zu Ernteausfall und damit zu Hunger. Im März 2024 gibt es schätzungsweise 54 Millionen Menschen, deren Ernährung nicht gesichert ist.
Die Welthungerhilfe ist aktiv vor Ort und unterstützt die Menschen, die nach den anhaltenden Dürren in Äthiopien, Kenia und Somalia/Somaliland dringend auf humanitäre Hilfe angewiesen sind.
Wie entsteht Dürre?
Eine Dürre ist eine langanhaltende Trockenperiode. Das Ausbleiben von Niederschlägen führt zu Wassermangel. Die Wasserknappheit kann eine Vielzahl von dramatischen Auswirkungen in den Bereichen Gesundheit, Landwirtschaft, Wirtschaft und Umwelt haben. Dürren bedrohen die Lebensgrundlage von Menschen, erhöhen das Krankheits- und Todesrisiko. Diese durch den Klimawandel verursachten Umstände führen vermehrt zu Migration.
Der durch den Klimawandel verursachte Temperaturanstieg bewirkt, dass bereits trockene Regionen trockener und feuchte Regionen feuchter werden. In Ostafrika bedeutet dies vielerorts, dass durch steigende Temperaturen das Wasser schneller verdunstet. Dadurch erhöht sich das Risiko von Dürren. Zudem halten Dürreperioden durch die Erderwärmung in der Tendenz länger an.
Bei lang andauernden Dürreperioden leiden Menschen unter Durst, schlechter Wasserqualität, Ernteausfällen, Hunger und Armut. Vor allem die Bevölkerung in ländlichen Gebieten trifft Dürre besonders schwer. Ohne Nahrungsmittelhilfen oder Unterstützung durch Regierungen oder Hilfsorganisationen können lange Dürreperioden in Hungerkatastrophen enden.
Die Welthungerhilfe ist in vielen Regionen Ostafrikas aktiv – unterstützen Sie unsere Nothilfe mit einer Spende.
Diese Länder sind von der Dürre in Ostafrika betroffen
Wie Menschen in Somaliland mit Bäumen und Honig gegen Hunger und die Klimakrise kämpfen.
Somalia/Somaliland:
Bereits im November 2021 hat die Regierung von Somalia den Notstand ausgerufen. Über 90 Prozent des Landes sind von der Dürre in Somalia betroffen, die Ernährung von etwa 3,7 Millionen Menschen ist akut gefährdet; Prognosen zufolge wird die Zahl weiter steigen – auf 4,3 Millionen. In einigen Teilen Somalias ist die Situation lebensbedrohlich. 1,5 Millionen Kinder unter 5 Jahren sind akut unterernährt. Beinahe 1 Million Menschen befinden sich in der Situation eines humanitären Notfalls. Ein humanitärer Notfall ist die zweitschlimmste Stufe der offiziellen Klassifizierung von Hunger der UN. Die Folgen der Dürre, Überflutungen durch plötzliche starke Regenfälle sowie Konflikte haben Hunderttausende Menschen in die Flucht getrieben. Auch Somaliland ist von der Dürre betroffen. Landwirt*innen konnten aufgrund der Trockenheit nicht aussäen. Der Viehhandel leidet extrem. Insgesamt sind bisher 3,8 Millionen Herdentiere an der Dürre gestorben, die übrigen Tiere aufgrund ihres schlechten Zustands kaum zu verkaufen.
Kenia:
Trotz einer leichten Verbesserung und eines zuletzt positiven Trends bleibt die Lage ernst: Etwa 4,5 Millionen Menschen in Kenia sind von der Dürre betroffen, für 2,8 Millionen ist die Ernährungslage akut gefährdet. Die Dürre in Kenia hat die Ernteproduktion erheblich beeinträchtigt. Beinahe eine Million Kinder unter fünf Jahren sind akut unterernährt und benötigen eine Behandlung. Viele haben nicht ausreichend Trinkwasser, auch der Zugang zu Hygiene ist dadurch eingeschränkt. Wegen der angespannten Lage im Land besteht das Risiko, dass bis zu 1,9 Millionen Kinder nicht mehr regelmäßig zur Schule gehen können. Im Oktober 2022 brach in Kenia zudem die Cholera aus. Bis Juni 2023 wurden 11.694 Fälle registriert.
Äthiopien:
Rund 24,1 Millionen Menschen sind in Äthiopien von der Dürre betroffen. 10,4 Millionen Menschen benötigen dringend Nahrungsmittelhilfe. Die Langzeitschäden der immer wiederkehrenden Dürre in Äthiopien trifft vor allem Viehhalter*innen und Landwirt*innen: Etwa 7 Millionen Nutztiere starben bereits. Starke Regenfälle sorgen für Überflutungen, die zu Fluchtbewegungen im Land führen. Insgesamt befinden sich 3,14 Millionen Binnengeflüchtete im Land. Davon haben rund 520.000 Menschen ihre Heimat allein wegen der Dürre verlassen müssen. Viele Teile des Landes haben sich bis heute nicht von der Dürrekatastrophe im Jahr 2016 erholt: Zehn Millionen Menschen waren von extremem Hunger bedroht, viele haben ihr Leben verloren.
Uganda:
In Karamoja im Norden Ugandas ist die Situation dramatisch. Der weitgehend ausbleibende Regen führt zu schlechten Ernten und Hunger. Es wird von 900 Hungertoten berichtet, wahrscheinlich ist die Zahl aber sehr viel höher. Die Menschen haben ihre Lebensmittelvorräte längst aufgebraucht, denn die dramatische Lage hält schon viele Monate an. Sie sind somit darauf angewiesen, Lebensmittel auf dem Markt hinzuzukaufen. Doch die Preise sind auf das Doppelte oder teilweise das Dreifache gestiegen. Manchmal essen die Dorfbewohner*innen fünf Tage lang nichts und trinken nur Wasser, erzählt ein Dorfältester in Karamoja. Besonders betroffene Familien in der Region unterstützt die Welthungerhilfe mit Lebensmittelpaketen. Die Weide-, Wasser- und Lebensmittelressourcen werden sich wahrscheinlich weiter verschlechtern. Die Menschen sind dringend auf Unterstützung angewiesen, um diese extrem bedrohliche Zeit zu überleben.
So hilft die Welthungerhilfe vor Ort
- Wir setzen Wasserstellen und Wasserauffangsysteme instand, viele weitere Reparaturen sind noch dringend erforderlich. Dafür brauchen wir weitere Mittel.
- Wir unterstützen den Transport von Hilfsgütern, um die Ernährung der Menschen zu sichern, zum Beispiel durch die Verteilung von Nahrungsmitteln und Wasser.
- Familien, die sich nicht mehr selbst ernähren können, erhalten Bargeld oder Lebensmittelpakete.
- Mit unseren Partnern verteilen wir Hygieneartikel und andere Dinge des täglichen Bedarfs.
- Wir unterstützen die Menschen dabei, Viehseuchen zu bekämpfen. Das von der Dürre betroffene Weidevieh muss dringend tierärztlich versorgt werden.
- Stärkung der Koordinierung zwischen Regierungsbehörden, Nichtregierungsorganisationen und internationalen Organisationen, um Kohärenz, Effizienz und Wirksamkeit der Maßnahmen zu gewährleisten.
- Einbindung lokaler Gemeinschaften in Entscheidungsprozesse und Projektumsetzung, um Eigenverantwortung.
- Umsetzung robuster Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz von Personal, Vermögenswerten und Operationen, einschließlich verbesserter Protokolle und Kapazitätsaufbau für lokale Sicherheitskräfte.
- Investitionen in Initiativen zum Aufbau von Kapazitäten, um die lokalen Institutionen, die Katastrophenvorsorge und die Reaktionsfähigkeit zu stärken und die Widerstandsfähigkeit gegen künftige Schocks zu fördern. Durch maßgeschneiderte Schulungen befähigt WHH die Beteiligten, Risiken wirksam zu mindern und eine nachhaltige Entwicklung zu fördern.
Jetzt spenden und Menschen in den Dürre-Gebieten unterstützen
... reichen aus, um z.B. einer Familie in Somaliland zwei Monate lang Zugang zu sauberem Wasser zu ermöglichen
... versorgen z.B. eine Familie in Kenia für einen Monat mit den nötigsten Grundnahrungsmitteln.
... kostet es z.B., Viehhirt*innen in Äthiopien einen Monat lang mit Futter für 5 Tiere auszustatten.
Häufige Fragen zur Dürre in Ostafrika
Was verursacht Dürre in Afrika?
Wenn dringend notwendige Regenzeiten ausbleiben oder viel zu gering ausgefallen, kommt es zu Dürren. Der Wassermangel kann zu Bodenerosion bis hin zu Desertifikation führen. Ein wesentlicher Grund für anhaltende Bodentrockenheit ist der menschengemachte Klimawandel. Hier finden Sie weitere Informationen zum Thema Bodenerosion.
Warum ist das Horn von Afrika immer wieder von Hungerkrisen betroffen?
Die Region erlebt immer wieder Extremwetter wie Dürren und Überschwemmungen. Die Böden sind viel zu trocken, um Getreide oder Gemüse anzubauen. Für die kleinbäuerlichen Familien bedeutet das: Keine Ernte und nicht genügend zu essen. Ohne Futter und Wasser sterben die Tiere der Hirtenfamilien. Zudem steigen die Preise für Grundnahrungsmittel enorm an. Viele Menschen können es sich nicht mehr leisten, Lebensmittel auf den Märkten zu kaufen und müssen hungern. Nach der Heuschreckenplage des letzten Jahres und in Folge der Corona-Pandemie haben die Menschen keinerlei Reserven mehr, um der Dürre etwas entgegenzusetzen. Auch Armut, Kriege und bewaffnete Konflikte sind Hungertreiber. Jahrzehntelange Ausbeutung durch Industrienationen macht es vielen afrikanischen Ländern schwer, sich aus der Armutsfalle zu befreien.
Wie kann das Vorkommen von Dürre in Afrika verringert werden?
Viele Extremwetterereignisse wie Dürren sind auf den Klimawandel zurückzuführen, oder werden durch den Klimawandel häufiger und heftiger. Die Eindämmung der Klimakrise ist daher also ein wichtiger Schritt zur Bekämpfung des Hungers. Dafür sind politische Lösungen erforderlich. Doch auch im Kleinen kann jede*r kann mit einer nachhaltigen Lebensweise einen Beitrag leisten und helfen, den Klimawandel zu verlangsamen. Prävention ist eine der wichtigsten Maßnahmen, um Katastrophen wie beispielsweise Ernteausfälle abzumildern. Die Welthungerhilfe nutzt verschiedene Instrumente und Maßnahmen, um humanitäre Hilfe zu leisten, bevor Katastrophen eintreten. Durch Frühwarnsysteme mit einem vorhersagebasierten Risikomanagement können betroffene Menschen im Falle einer absehbaren Dürre frühzeitig handeln und Maßnahmen zur Ernährungssicherung einleiten. Solche Maßnahmen sind für die am schlimmsten betroffenen Bevölkerungsgruppen überlebenswichtig.
Welche Folgen hat die Dürre?
Anhaltende Dürren rauben Millionen Menschen die Lebensgrundlage. Ernten fallen aus, Vorräte sind vielerorts schnell verbraucht. Ernteeinbußen stürzen die Menschen gleich doppelt ins Elend. Auf der einen Seite können Familien nicht mehr von den eigenen Erzeugnissen leben, auf der anderen Seite schießen Lebensmittelpreise aufgrund der Knappheit in die Höhe. Menschen, die in Armut leben, können diese Preise nicht bezahlen und müssen Hunger leiden. Wasserknappheit verschärft außerdem das Potenzial für Unruhen und Kämpfe um das knappe Gut, vor allem in politisch instabilen Ländern. Konflikte und prekäre Lebenssituationen führen dazu, dass Menschen in andere Regionen oder Länder fliehen müssen.
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