Zur Hauptnavigation springen Zur Suche springen Zum Seiteninhalt springen Zum Footer springen

loading
Flüchtlinge der Rohingya in Cox's Bazar, Bangladesch, 2018.

Flucht und Migration

Flucht und Migration von Menschen – kaum ein Thema entfacht mehr emotionale Diskussionen über Sicherheitsfragen, ethische Aspekte oder kulturelle Streitpunkte. Die Menschen zeigen sich dabei entweder solidarisch mit Flüchtlingen und Migrant*innen oder empfinden Ängste, Vorurteile und sogar Hass.

Mehr als 108 Millionen Menschen auf der Flucht

Ein Mensch, der aus seiner Heimat flüchtet, hat in der Regel keine Zukunftsperspektiven oder befindet sich in einer lebensbedrohlichen Lage. Laut aktuellem Bericht des UNHCR „Global Trends - Forced Displacement in 2022“ waren bis Ende 2022 über 108 Millionen Menschen auf der Flucht. Die meisten davon, 62,5 Millionen, sind Binnenvertriebene. Sie fliehen vor gewaltsamen Konflikten und Menschenrechtsverletzungen.

Mehr als 40 Prozent von ihnen sind Kinder und Jugendliche, die durch die Umstände besonders geschwächt und durch die traumatischen Erfahrungen der Flucht oder der Migration ein Leben lang geprägt sind. Die Millionen von Menschen, die aufgrund von Hunger, extremer Armut oder Folgen des Klimawandels ihr Zuhause verlassen müssen, sind in den vorgenannten Zahlen noch nicht einmal berücksichtigt.

Projekte der Welthungerhilfe unterstützen – Jetzt spenden!

Die sogenannte Flüchtlingskrise im Jahr 2015 hat uns gezeigt, welche Herausforderungen wir als Gesellschaft bewältigen müssen. Die Integration Geflüchteter aus anderen Kulturkreisen ist keine leichte Aufgabe und darf nicht an Wichtigkeit verlieren. Zudem muss unbedingt mehr gegen Fluchtursachen unternommen werden. Menschen müssen in ihren Ländern Lebensverhältnisse vorfinden, die sie nicht zu Flüchtlingen oder erzwungenen Migrant*innen machen.

Flüchtlinge der Rohingya aus Myanmar überqueren die Grenze nach Bangladesch. Ihr Hab und Gut tragen sie dabei auf ihren Schultern.
Flüchtlinge der Rohingya aus Myanmar überqueren die Grenze nach Bangladesch. Ihr Hab und Gut tragen sie dabei auf ihren Schultern. © Daniel Pilar/Welthungerhilfe

Flucht und Migration - ein und dasselbe?

Die Begriffe Flucht und Migration, beziehungsweise Flüchtling und Migrant*in, werden oftmals synonym verwendet. Jedoch gibt es wichtige begriffliche Unterschiede.

Migration: Migration ist jede Situation, in der Menschen für einen nicht unwesentlichen Zeitraum ihr Zuhause verlassen. Migration sagt nichts über die Gründe aus. Häufig werden Begriffe wie „erzwungene Migration“ oder Klimamigration benutzt, um Situationen zu beschreiben, in denen Menschen z.B. wegen Naturkatastrophen, Hunger oder extremer Armut ihre Heimat verlassen müssen, ohne im engeren Sinne Flüchtlinge zu sein. Durch die synonyme Verwendung von Begriffen wie Klimaflucht, verschwimmen die begrifflichen Grenzen.

Flucht: Bei Flucht handelt es sich um eine Form der Migration, bei der Menschen vor bewaffneten Konflikten oder Verfolgung fliehen. Die Genfer Flüchtlingskonvention definiert Flüchtlinge als Menschen, die “aus der begründeten Furcht vor Verfolgung wegen ihrer [...] Religion, Nationalität, Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe oder wegen ihrer politischen Überzeugung” ihr Heimatland verlassen und eine internationale Grenze überschreiten. Menschen, die aus den gleichen Gründen, aber nicht über eine internationale Grenze, sondern innerhalb Ihres Landes fliehen, bezeichnet man als Binnenflüchtlinge. Sie können sich nicht auf die Rechte aus der Flüchtlingskonvention berufen. Ihre Unterstützung ist daher oft nur sehr begrenzt. Diese Gruppe der Menschen auf der Flucht ist jedoch mit Abstand die größte. Binnenvertriebene umfasst jene Menschen, die aus anderen Gründen als Konflikten und Gewalt innerhalb ihres Landes gezwungen sind, ihr Zuhause zu verlassen. Dazu zählen Naturkatastrophen, andere Folgen des Klimawandels, aber auch Hunger und extreme Armut. Die Begriffe Binnenflüchtlinge und Binnenvertriebene werden oft gleichbedeutend verwendet.

Warum verlassen Menschen ihre Heimat?

Die Zahl der Menschen, die aus ihrer Heimat fliehen, hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Dabei kommen 52 % aller Flüchtlinge unter dem Mandat des UNHCR und anderer Menschen, die internationalen Schutz benötigen, aus drei Ländern: Syrien (5,18 Millionen), Ukraine (5,7 Millionen) und Afghanistan (5,7 Millionen). Doch was sind die Ursachen für Flucht und Migration?


Verfolgung aufgrund bestimmter Merkmale

Verfolgung ist der häufigste Grund, warum Menschen die Flucht antreten. Sie fliehen vor Gewalt, die ihnen aufgrund ihrer Religion, Hautfarbe, sexuellen Gesinnung, politischen Einstellung oder ethnischen Herkunft droht. Religionsflüchtlinge gibt es überall auf der Welt: von den in Myanmar verfolgten Muslim*innen über die Christ*innen in der Zentralafrikanischen Republik bis hin zu den Hindus in Pakistan.

Warum verlassen Menschen ihre Heimat? Fluchtursachen sind vielfältig.

Krieg

Bewaffnete Konflikte führen dazu, dass Menschen fliehen, um ihr eigenes Leben zu retten. Sie werden als Kriegsflüchtlinge bezeichnet. Kriege sind für die meisten Flüchtlinge in der Geschichte der Menschheit verantwortlich.

Der Bürgerkrieg in Syrien hat zur Vertreibung von Millionen Menschen aus ihrer Heimat geführt. Rund 5,18 Millionen Syrer*innen mussten ihr Land verlassen, 6,8 Millionen Geflüchtete flohen innerhalb der Landesgrenzen. Der weiter andauernde russische Angriffskrieg in der Ukraine führte bislang zu aktuell über sieben Millionen Flüchtlingen und geschätzten sieben Millionen Binnenflüchtlingen. 

Doch auch bereits vor diesen beiden Kriegen flohen die Menschen vor den Kriegen, z.B. im Irak und in Afghanistan in den frühen 1980er, 90er und 2000er-Jahren. Vor allem Afghanistan hatte zwischen 1981 und 2013 mehr als zwei Jahrzehnte lang die meisten Flüchtlinge aller Länder der Welt. Krieg ist eine der Haupt-Fluchtursachen in Afghanistan. Aufgrund der erneuten Übernahme des Landes durch die Taliban im Jahr 2021, gibt es weitere Fluchtursachen, die oft miteinander verwoben sind. 

Armut, Hunger und Perspektivlosigkeit

Extreme Armut, Hunger und Perspektivlosigkeit sind Faktoren dafür, dass Menschen ihr Zuhause verlassen. Im alltäglichen Sprachjargon ist oftmals pauschal von “Wirtschaftsflüchtlingen” die Rede - ein meist abwertend gebrauchter Begriff, um die individuelle Notsituation dieser Menschen zu negieren.

Klimawandel

Die Auswirkungen des Klimawandels könnten bis 2050 zu über 140 Millionen sog. Klimaflüchtlinge führen. Ob steigende Meeresspiegel, zunehmende Wetterextreme oder die Veränderung von Ökosystemen: Schon heute beobachten wir gravierende Auswirkungen auf die Lebensgrundlage vieler Menschen. Der Klimawandel steht in direktem Zusammenhang mit Armut und Hunger, fördert jedoch indirekt auch neue und bereits bestehende Konflikte.

Wie hängen Klima und Flucht/Migration zusammen? Die Vielfältigkeit der Ursachen verdeutlicht die Grafik. © Welthungerhilfe

Offiziell ist der Klimawandel noch kein gültiger Grund für einen Asylantrag. Im Jahr 2013 wurde der erste Asylantrag für Klimawandel-Flüchtlinge vom neuseeländischen Obersten Gerichtshof abgelehnt, als ein Mann aus Kiribati versuchte, diesen Status gesetzlich zu beanspruchen.

Flucht: Risiken und Gefahren

Geflüchtete Kinder und Jugendliche schützen 

Besonders für Kinder und Jugendliche ist ein sicheres Zuhause unverzichtbar. Viele Millionen Mädchen und Jungen sind auf der Flucht vor Krieg, Gewalt und Hunger. Flucht und Migration sind bereits für Erwachsene mit großen Gefahren und Anstrengungen verbunden, aber bei Kindern vervielfachen sich die Risiken noch weiter. Sie leiden aufgrund ihrer andauernden Entwicklung stärker unter Hunger und sind bei gewaltsamen Auseinandersetzungen besonders wehrlos und auf die Hilfe anderer angewiesen.

Die Welthungerhilfe setzt an dieser Stelle an und legt ein besonderes Augenmerk auf die Unterstützung von Kindern und Jugendlichen auf der Flucht – damit alle Kinder die Kindheit bekommen, die ihnen zusteht.

Drei Kinder hocken auf dem schlammigen Boden in einem Camp für Binnenflüchtlinge in Nord-Aleppo, Syrien.
Drei Kinder in einem Camp für Binnenflüchtlinge in Nord-Aleppo, Syrien.

Flucht und Migration – länderübergreifende Hilfe

Flucht und Migration ist kein Thema, das nur Herkunftsstaaten oder deren Nachbarländer betrifft, weil die überwiegende Mehrheit derer, die gezwungen sind, ihre Heimat zu verlassen, dort Schutz und die Perspektive für ein menschenwürdigeres Leben suchen. Kaum ein Konflikt und kaum eine Krise entsteht unter Ausschluss von geopolitischen oder geowirtschaftlichen Einflüssen, weshalb der Weltgemeinschaft eine Verantwortung zukommt, solche Konflikte und Krisen zu bewältigen.

Das hat sich die Weltgemeinschaft u.a. auch mit den 17 nachhaltigen Entwicklungszielen, einschließlich dem Ziel 16 (Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen) vorgenommen. Es setzen sich viele Länder und Staaten aktiv mit ihrer Außenpolitik für die Minderung der Fluchtursachen sowie zum Schutz der Geflüchteten ein. So auch Deutschland. Doch die Bemühungen reichen noch nicht und müssen in vielen Staaten massiv verstärkt werden.

Bereits im Jahr 2015 wurde der deutschen Gesellschaft im Rahmen der sog. Flüchtlingskrise aufgezeigt, welche Herausforderungen bewältigt werden müssen. Die Unterstützung von Flüchtlingen aus anderen Ländern und Kulturkreisen ist eine fortwährende wichtige Aufgabe, deren Stellenwert nicht verloren gehen darf. Ein Hauptaugenmerk der Welthungerhilfe liegt hierbei auf der Eindämmung von Fluchtursachen – die humanitäre Hilfe muss dort unterstützen, wo Menschen dennoch in Notlagen geraten.

 

Positionen und Forderungen der Welthungerhilfe

Fluchtursachen bekämpfen

Wenn Menschen, zumindest langfristig, keine Perspektive mehr sehen, unter Hunger und extremer Armut leiden oder ihr Leben durch Kriege und die Folgen der Klimakrise bedroht ist, liegt die Entscheidung zu Flucht oder Migration nahe. Damit diese Menschen ein stabiles Leben in ihrem Heimatland führen können, benötigen sie oftmals Hilfe von außen. Unsere Arbeit hat gezeigt, dass Projekte zur gesellschaftlichen und landwirtschaftlichen Entwicklung sowie Maßnahmen gegen die Auswirkungen des Klimawandels Grundlagen dafür schaffen, dass Menschen widerstandsfähiger werden und ein selbstbestimmtes Leben führen können. Hier appellieren wir an die Politik, stärker mit diplomatischen Mitteln Konflikten vorzubeugen und friedliche Lösungen zu finden.

Herkunftsländer und Nachbarstaaten stärker unterstützen

Die meisten Geflüchteten werden in anderen Regionen ihrer Heimat oder in angrenzenden Nachbarländern aufgenommen. Dies geschieht meistens in Afrika und Asien. Ärmere Länder gelangen dadurch schnell an kapazitive Grenzen. Gleichzeitig ist die internationale Flüchtlingshilfe noch immer stark unterfinanziert. Um “verlorene Generationen” von Flüchtlingen zu verhindern, braucht es neue und innovative Ansätze sowie eine stärkere finanzielle Förderung. Versorgungsleistungen gehen über Unterbringung und Ernährung hinaus und müssen auch weiterführende Leistungen wie Bildung, Zugang zum Arbeitsmarkt, Rechtsberatung oder psychosoziale Betreuung als Unterstützung beinhalten.

Integration erleichtern und neues Konzept zur Migration entwickeln

In Deutschland und der EU gibt es bisher kein ausgereiftes migrationspolitisches Konzept, das über kurzfristige Lösungen hinausgeht. Des Weiteren ziehen nicht alle EU-Staaten an einem Strang – zulasten der Geflüchteten. Die Welthungerhilfe vertritt klar definierte Positionen zur Flüchtlingspolitik. Es braucht einen fairen Interessenausgleich zwischen Migrant*innen sowie, Herkunfts- und Aufnahmeländern. Dazu müssen unbedingt Rechte der Flüchtlinge sichergestellt werden, um Ausbeutung oder Diskriminierung zu verhindern. 

Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe müssen Hand in Hand arbeiten

Während die humanitäre Hilfe als Soforthilfe akute Krisen lindert und Menschen im Notfall versorgt, können Krisen und Notlagen durch Entwicklungszusammenarbeit vorgebeut werden. Es besteht weiterhin ein wesentlicher Handlungsbedarf, um beide Herangehensweisen enger miteinander zu verbinden. Wie kann man Flüchtlinge so unterstützen, dass sie sich möglichst schnell selbst helfen können? Dabei müssen Bemühungen für eine bessere Verbindung der Herangehensweisen auch die Regierung der Herkunftsländer stärker mit in die Pflicht nehmen.

Es muss in enger Zusammenarbeit eine gemeinsame, europäische Lösung gefunden werden, um die Umstände von Flucht und Migration, parallel zum Abbau von Fluchtursachen, zu verbessern. Wichtige Punkte sind:

Helfen Sie nachhaltig mit einer regelmäßigen Spende!