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Welthunger-Index

Wie steht es um die Hungersituation weltweit? Wurden Fortschritte erzielt oder sind Rückschläge zu verzeichnen? Der Welthunger-Index liefert eine umfassende Berechnung und Bewertung der globalen Hungersituation.

Miriam Wiemers Team Politik und Außenbeziehungen

Der Welthunger-Index (WHI, auf Englisch: Global Hunger Index, GHI) misst und vergleicht jährlich die Ausprägung von verschiedenen Hungerindikatoren wie Unterernährung und Kindersterblichkeit in der Welt, verschiedenen Regionen und einzelnen Ländern. Er soll zu einer erhöhten Aufmerksamkeit für das Engagement gegen den Hunger führen, zeigt auf, in welchen Weltregionen zusätzliche Ressourcen am dringendsten benötigt werden, und liefert Handlungsempfehlungen, um den Hunger zu beenden.

Welthunger-Index 2023: Die Zukunft der jungen Generation ist bedroht 

Der Welthunger-Index 2023 zeigt eine dramatische Entwicklung auf: In einer Zeit vielgestaltiger Krisen ist die Entwicklung hin zu einer Welt ohne Hunger praktisch zum Stillstand gekommen. In vielen Ländern gibt es kaum noch Fortschritte, in einigen Ländern steigt der Hunger sogar wieder an. 

Die Auswirkungen des Klimawandels und die Folgen der Pandemie, Russlands Krieg gegen die Ukraine, zahlreiche Konflikte und die schwache Konjunktur haben soziale und wirtschaftliche Ungleichheiten verschärft. Dabei treffen Armut und Ernährungsunsicherheit überproportional häufig junge Menschen, besonders junge Frauen. Für eine erfolgreiche Umgestaltung unserer Ernährungssysteme wird von zentraler Bedeutung sein, ob es gelingt, Jugendliche und junge Erwachsene dabei einzubinden. Um Zukunftsperspektiven zu schaffen, brauchen wir neue, effektive, gerechte und nachhaltige Wege, Nahrungsmittel zu produzieren, zu verarbeiten und allen Menschen verfügbar zu machen. Ohne das Engagement und die Kreativität junger Menschen wird dies nicht möglich sein. 

Bericht, Kurzfassung, Factsheet: Alle Publikationen zum WHI 2023 herunterladen oder als Print-Version bestellen.

Der weltweite Hunger, repräsentiert durch einen Welthunger-Index-Wert von 18,3, liegt 2023 in der Kategorie mäßig. Gegenüber dem Wert von 2015 (19,1) ist er kaum gesunken. Seit 2015 hat sich die Hungersituation in 14 Ländern mit mäßigen, ernsten oder sehr ernsten Hungerwerten nicht nennenswert verbessert. In weiteren 18 Ländern in diesen Kategorien, hat sich die Situation sogar verschlechtert. Weltweit leiden immer noch zu viele Menschen an Hunger. In 43 Ländern ist die Situation weiterhin ernst oder sehr ernst. Fast einer Dreiviertelmilliarde Menschen wird ihr Recht auf angemessene Nahrung verwehrt. 

Bei Kindern und Jugendlichen hat Mangelernährung besonders gravierende Folgen, da sie die körperliche und geistige Entwicklung beeinträchtigt. Schulumfragen in 95 Ländern zeigten, dass 25,5% der Schülerinnen und Schüler im Alter von 11 bis 14 Jahren in den vorangegangenen 30 Tagen Ernährungsunsicherheit erfahren hatten. Bei der Altersgruppe von 15 bis 18 Jahren waren es sogar 30%. 

Multiple Krisen erschweren Engagement gegen Hunger

Nach Schätzungen des WHI 2023 werden 58 Länder auf Grundlage ihrer jüngsten Entwicklungen bis 2030 wahrscheinlich nicht einmal das Ziel eines niedrigen Hungerniveaus erreichen. In einigen Ländern werden jahrzehntelange Fortschritte bei der Überwindung von Hunger gerade zunichtegemacht. 

Die Folgen der Pandemie, des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine und der höheren Nahrungsmittelpreise könnten sich 2023 etwas abschwächen. Auf der anderen Seite bleiben diese Preise für viele Menschen immer noch unbezahlbar, und die klimatischen Bedingungen verschlechtern sich weiter. Strukturelle Ursachen für Hunger wie Armut, Ungleichheit, mangelhafte Regierungsführung, schlechte Infrastruktur und geringe landwirtschaftliche Produktivität bestehen weiterhin. 

Sowohl in Südasien als auch in Afrika südlich der Sahara ist die Hungerlage weiterhin ernst. Südasien verzeichnet die weltweit höchste Auszehrungsrate bei Kindern. Auszehrung ist hier oft gleichzeitig mit Wachstumsverzögerung verbunden. Afrika südlich der Sahara hat die weltweit höchsten Raten von Unterernährung, Wachstumsverzögerung und Kindersterblichkeit. Dürren treten hier überproportional häufig auf. Afrika ist die einzige Weltregion, für die ein deutlicher Anstieg der Zahl unterernährter Menschen prognostiziert wird. Prognosen zufolge wird das zweite UN-Ziel für nachhaltige Entwicklung (SDGs) „Kein Hunger bis 2030“ nicht mehr zu erreichen sein. Bei keinem der WHI-Indikatoren Unterernährung, Wachstumsverzögerung, Auszehrung bei Kindern und Kindersterblichkeit sind die Zielwerte in Reichweite. 

Jugendliche als zentrale Kraft bei der Umgestaltung der Ernährungssysteme

Angesichts der dritten globalen Nahrungsmittelpreiskrise innerhalb von 15 Jahren ist es offensichtlicher denn je, dass unsere derzeitigen Ernährungssysteme ungeeignet sind, Armut und Hunger nachhaltig zu beenden.

Alle aktuellen Zahlen, eine interaktive Karte sowie alle WHI-Berichte der letzten Jahre.

Bei der Neugestaltung müssen junge Menschen eine tragende Rolle spielen. Heute wachsen viele Jugendliche in einem System auf, das ihnen weder Ernährungssicherheit bietet noch Teilhabe an Prozessen, die ihre eigene Zukunft betreffen, ermöglicht. Wenn wir einen Zustand von Ernährungssouveränität erreichen wollen, in dem Menschen das Recht auf gesunde, kulturell angepasste, nachhaltig produzierte Nahrung wahrnehmen können, brauchen wir die Energie und Innovationskraft junger Menschen. Wir müssen daher die junge Generation stärken und sie stärker in politische Gestaltungsprozesse im Ernährungssystem einbinden. Landwirtschaft und Ernährungssysteme müssen so umgestaltet werden, dass sie jungen Menschen echte Lebensperspektiven bieten – in selbstbestimmten Lebensformen und verantwortungsvollen Positionen.

Wo ist der Hunger am größten?  

Der diesjährige Welthunger-Index veranschaulicht, dass die Hungersituation in vielen Ländern dringend mehr Aufmerksamkeit benötigt.

In neun Ländern – der Zentralafrikanischen Republik, der Demokratischen Republik Kongo, Lesotho, Madagaskar, Niger, Jemen, Burundi, Somalia und Südsudan – ist die Hungerlage als sehr ernst eingestuft. In weiteren 34 Ländern ist das Hungerniveau ernst. Selbst in Regionen und Ländern, die gut abschneiden, herrscht in einigen Gebieten nach wie vor Ernährungsunsicherheit. Es gibt jedoch Anzeichen für Fortschritte: So sind entgegen dem Trend in sieben Ländern zwischen 2015 und 2023 die WHI-Werte um fünf oder mehr Punkte gesunken, darunter Bangladesch und Nepal. 

Welthunger-Index 2023: Die analysierten Länder können in Kategorien einsortiert werden, je nachdem, ob die Hungersituation gravierend, sehr ernst, ernst, mäßig oder niedrig ist. © Welthungerhilfe
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Seit 2015 stagniert der Fortschritt zur Beendigung des Hungers. Entgegen dieses Trends haben einige Länder jedoch bemerkenswerte Fortschritte erzielt. © Welthungerhilfe
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Vor allem junge Menschen müssen mehr gefördert sowie in die Politik und die Entscheidungsprozesse rund um Ernährungssysteme einbezogen werden. © Welthungerhilfe
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Auf der Welt leben rund 1,2 Milliarden junge Menschen. Die Mehrheit von ihnen lebt in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen in Südasien, Ostasien und Afrika. © Welthungerhilfe
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Wie wird der Welthunger-Index berechnet? 

Die Hungersituation in den untersuchten Ländern wird anhand von vier Indikatoren als gravierend, sehr ernst, ernst, mäßig oder niedrig eingestuft. Je höher der Wert, desto stärker der Hunger im jeweiligen Land. 

Die 4 Indikatoren des Welthunger-Index

Der Bericht wird gemeinsam von der Welthungerhilfe und dem Alliance2015-Partner Concern Worldwide herausgegeben.

Digitale Pressemappe Welthunger-Index 2023

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Schwerpunkt 2023: Jugend für eine ernährungssouveräne Zukunft

Die globalen Ernährungssysteme sind veraltet, nicht nachhaltig, instabil und lassen oft Inklusivität und Gerechtigkeit missen! Das nachfolgende Video-Essay befasst sich mit der entscheidenden Bedeutung der Ernährungssouveränität und wie sie uns auf den Weg zu ZeroHunger führen kann.

Wendy Geza und Mendy Ndlovu, Expertinnen für transformative landwirtschaftliche Ernährungssysteme, erläutern die aktuellen Missstände in unseren Ernährungssystemen und deren Auswirkungen auf die Jugend. Angesichts der zwischen den Generationen herrschenden Ungerechtigkeiten, des Klimawandels und der Wirtschaftskrisen ist klar, dass junge Menschen mehr als nur komplexe Probleme zu bewältigen haben.

(Dieses Video steht ausschließlich in englischer Sprache zur Verfügung.)

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