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06.01.2023 | Blog

Oft ersetzt Wasser das Essen

Die Folgen der anhaltenden Dürre in Ostafrika werden immer dramatischer. Was das für die dort lebenden Menschen bedeutet, erfuhr unsere Kollegin Asenath Niva bei einem Besuch im nordkenianischen Marsabit.

Dürre in Kenia: Eine Frau steht auf einem Feld, im Hintergrund sieht man totes Vieh.
Die Viehhirtin Lucy Kele steht neben den Kadavern ihrer Ziegen in Marsabit, Kenia. Sie hat über 30 Ziegen und Schafe und sechs Kamele verloren. © Asenath Niva/Welthungerhilfe
Asenath Niva Landesbüro Kenia

Es hat seit drei Jahren nicht mehr geregnet, Wasserquellen versiegen, Ernten verdorren und ganze Herden verenden. Nun sind auch noch Lebensmittel kaum mehr bezahlbar. In unserem Projektgebiet in Marsabit County verbreitet sich Unterernährung gefährlich schnell. Jedes dritte Kind ist betroffen. Mit der Ernährungsberaterin des Bezirkes, Mercy, besuche ich das Dorf Qorqa. Was ich dort erlebe, schockiert mich zutiefst.

Die junge Mutter Bati Boru

Wir treffen Bati Boru, eine junge Mutter, die mit ihren drei Kindern in einer strohgedeckten Hütte lebt. Ihre jüngste Tochter ist fünf Monate alt, der älteste Sohn vier Jahre. Wir erreichen ihr Zuhause am Nachmittag. Die Hitze ist unerträglich, die Erde eine Staubwüste. Bati Boru bittet uns in den Schatten ihrer Hütte. Sie sieht müde aus, schwach und gebrechlich. Ebenso ihr Baby. Seit Tagen ist Bati nicht mehr in der Lage, die Kleine zu füttern. Sie hat selbst nicht mehr genug zu essen und kann nicht mehr stillen. „Ich habe schlaflose Nächte“, sagt die junge Frau. „Meine Tochter weint vor Hunger. Ich gebe ihr etwas Wasser, mehr habe ich nicht.“ Die anderen beiden Kinder blicken apathisch, während die Mutter versucht, ihr weinendes Baby zu trösten.

Bati hat fast ihren gesamten Viehbestand verloren. Drei Ziegen sind ihr geblieben. Abgemagert liegen sie im Halbschatten eines Baumes. „Sie geben keine Milch mehr. Auch sie haben seit Tagen nichts mehr zu fressen bekommen“, sagt Bati. Auf der Feuerstelle steht ein Topf mit bräunlichem Wasser, eine Brühe aus gekochten Kuhhufen und Bockshornkleesamen. „Das war gestern unser Abendbrot“, erklärt die Mutter. „Heute gibt es Reis.“ Bati zeigt ein kleines Päckchen, das sie in einer Metallbox aufbewahrt. „Das ist das Einzige, was wir noch haben. Es wird bald aufgebraucht sein.“

Mercy untersucht das Baby und schnell wird klar, dass es an starker Unterernährung leidet. Mutter und Kind müssen dringend medizinisch versorgt werden. Die nächstgelegene Klinik befindet sich in Kalacha, etwa 30 Kilometer entfernt. Mercy plant den Transport für den nächsten Tag, der Fall ist sehr ernst. Die älteren Kinder werden bei Verwandten im Dorf unterkommen.

Erschreckender Alltag in Marsabit

Fälle wie diese sind erschreckender Alltag in Marsabit. Unser Team tut alles, um vorzusorgen und zu helfen. Wir verteilen Bargeld an besonders arme Familien. Damit können sie ihren Lebensmittelbedarf mindestens einen Monat lang decken. Schwer unterernährte Kinder erhalten eine therapeutische Zusatznahrung oder werden an medizinische Einrichtungen überwiesen. Wir setzen Wasserquellen instand, damit Menschen und Tiere genug zu trinken haben. So konnten wir schon viel Leid lindern, aber wir müssen noch so viel mehr tun, um die Menschen vor einer Hungerkatastrophe zu bewahren.

Die Erstveröffentlichung des Artikel war im Welthungerhilfe-Magazin, Ausgabe: 04/2022. 

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