Finanzkrise: Von Hartz IV kann man in Entwicklungsländern nur träumen
Die Finanzkrise wirkt verstärkt auf die Entwicklungsländer. Die Folgen sind verheerend, denn für viele gibt es keine soziale Absicherung.
Liebe Leserinnen und Leser,
immer deutlicher kommt die Finanz- und Wirtschaftskrise in den ärmsten Ländern an. Lange Zeit haben wir Hilfsorganisationen uns zur Abschätzung der Folgen auf die Prognosen wissenschaftlicher Einrichtungen und auf die Erfahrungen aus früheren Finanzkrisen gestützt. Inzwischen berichten uns aber unsere Projektleiter*innen immer häufiger von den Auswirkungen der Krise. Es sind Einzelschicksale, die sicherlich nicht repräsentativ sind. Dennoch verdeutlichen sie, wie unmittelbar die Menschen aufgrund der fehlenden sozialen Sicherungssysteme in den meisten Entwicklungsländern der Krise ausgeliefert sind.
Da ist der Lastwagenfahrer in Haiti, der aufgrund der ausbleibenden Überweisungen seiner Verwandten in den USA das Schulgeld für seine Kinder nicht mehr aufbringen kann. Da ist die Bauernfamilie in den peruanischen Anden, die aufgrund der sinkenden Weltmarktpreise für Alpaca-Wolle kaum noch Geld für das Notwendigste zusammenbringen kann. Und da sind jede Menge Arbeiter*innen in den Minen der verschiedenen afrikanischen Länder, die ihren Arbeitsplatz verloren haben und nicht mehr wissen, wie sie ihre Familien ernähren sollen. Die Auswirkungen sind verheerend, denn es gibt keine soziale Absicherung. Von Hartz IV kann man dort nur träumen.
Angesichts dieser Tatsachen wird vor allem eines deutlich: Die Industrieländer haben die Krise ausgelöst. Und sie müssen nun auch die Verantwortung übernehmen. Auch wenn sie selbst die Folgen der Krise immer mehr zu spüren bekommen. Das heißt: Die finanziellen Mittel für die Entwicklungszusammenarbeit dürfen nicht gekürzt werden. Im Gegenteil: Sie müssen sogar erhöht werden. Das fordert auch die von der UN eingesetzte Kommission um den Nobelpreisträger Josef Stieglitz. Nur so können wir versuchen zu verhindern, dass dieses Jahrhundert zu keinem Hungerjahrhundert wird!
Was denkt Ihr/ was denken Sie über die Situation?
Viele Grüße,
Katrin Radtke