Für unsere Ernährung nutzen wir nur ein Prozent der verfügbaren Nutzpflanzen. Dabei gibt es gute Gründe, die Saatgutvielfalt dringend zu erhalten.
Hochwertiges Saatgut schützt vor Hunger
Schlechtes Saatgut bringt schlechte Ernten - In Burundi, wo 90 Prozent der Bevölkerung von der Landwirtschaft lebt, hat dies katastrophale Folgen. Die Welthungerhilfe unterstützt bäuerliche Familien dabei, hochwertiges Saatgut herzustellen und dadurch ihre Ernährung zu sichern.
Ein hoffnungsvoller Blick in den bewölkten Himmel von Burundi bevor es wieder an die Arbeit geht. Zu Beginn der Regenzeit laufen die Vorbereitungen für die nächste Saison auf Hochtouren. Unzählige Helfer schreiten durch die aufgelockerte braune Erde eines Ackers, legen etwas Saatgut und Dünger in die vorbereiteten Kuhlen und bedecken sie wieder mit Erde. In Burundi leben 90% der Menschen von der Landwirtschaft – schlechte Ernten haben katastrophale Folgen für die Bevölkerung.
In der Provinz Marangara, im Norden des Landes, betreibt die Welthungerhilfe gemeinsam mit der Dorfbevölkerung ein Saatgutzentrum. Hier werden Grundnahrungsmittel wie Kartoffeln, Bohnen und Mais gepflanzt, aber auch verschiedene Gemüsesorten, die das ganze Jahr über wachsen.
"Das Saatgut hat unsere Ernährung deutlich verbessert"
Gutes Saatgut ist entscheidend bei der Hungerbekämpfung in Burundi, denn das ostafrikanische Land ist sehr klein und dicht bevölkert – neue Nutzflächen sind nur schwer zu finden. Jedes Jahr sterben über 40.000 Kinder an den Folgen chronischer Unterernährung. „Ein großes Problem ist, dass das Saatgut in Burundi nicht hinreichend sortiert und vermehrt wird. Es ist von schlechter Qualität, die jedes Jahr weiter abnimmt. Wir stellen hier Saatgut von guter Qualität her. Das ist widerstandsfähig gegen Dürren und Schädlinge und bringt hohe Erträge“, erklärt Viola Hakizimana, die Präsidentin des Saatgutzentrums.
Wenige Kilometer südlich, in der Provinz Ruhororo, kommt das Saatgut der Welthungerhilfe bereits zum Einsatz. Weißkohl, Auberginen, Lauch – riesige Felder mit unterschiedlichen Gemüsesorten sichern eine abwechslungsreiche und gesunde Ernährung in dieser Gemeinde. Melchurie Mukeshimana gehört zu einer Frauengruppe, die sich um die Bewirtschaftung der Felder kümmert: „Für das Saatgut der Welthungerhilfe bin ich sehr dankbar. Das hat unsere Ernährung deutlich verbessert und wir haben jetzt das ganze Jahr über Gemüse. In Zukunft würde ich gerne noch weitere Gemüsesorten anbauen, um die Vielfalt zu erhöhen. Schließlich sind hier viele junge Menschen, die Kinder bekommen, und das Gemüse hilft uns gesund zu bleiben.“
Die 29-Jährige wirft ein buntes Tuch über ihre Schultern und setzt eine dünne, schwarze Kopfbedeckung zum Schutz vor der Sonne auf. Zusammen mit den anderen Frauen aus der Genossenschaft, jätet sie jeden Tag Unkraut, pflückt reifes Gemüse und pflanzt neue Zöglinge. Von der Welthungerhilfe haben sie alles über die Anbaumethoden gelernt. „Besonders praktisch sind die Gemüse-Aufzuchtstationen“, sagt Melchurie. Die kleinen mit getrockneten Bananenblättern überdachten Flächen stehen mitten auf den Feldern und schützen das Saatgut vor zu viel Regen oder Sonne. „Sobald die Zöglinge etwas wachsen und stark genug sind, pflanzen wir sie auf die Felder um. Das steigert unsere Erträge, weil weniger Saatgut ausgespült und zerstört wird“, ergänzt Melchurie und wischt sich den Schweiß von der Stirn.
Auf die Ergebnisse ihrer Arbeit ist sie sichtlich stolz: „Unsere Felder sind sehr groß und wir produzieren mehr, als wir brauchen. Deswegen werden die Überschüsse auf dem Markt verkauft. Von dem Geld können wir die Schulgebühren für unsere Kinder bezahlen und sogar etwas Geld für Notfälle sparen.“
Kochkurse gegen Mangelernährung
Zu einer gesunden Ernährung gehört auch die richtige Zubereitung von Essen. Das Wissen darüber ist über die Jahrzehnte durch Kriege und politische Konflikte in Burundi verloren gegangen. Viele Menschen sind froh, wenn sie überhaupt etwas zu essen haben – die richtige Zubereitung ist oft zweitrangig. Die Welthungerhilfe will dieses Bewusstsein wieder in den Fokus rücken und bildet sogenannte Haushaltsberater aus. Sie ziehen von Dorf zu Dorf und zeigen den Menschen den richtigen Umgang mit Nahrungsmitteln, indem sie Kochkurse veranstalten.
Einer dieser Haushaltsberater ist der 31-jährige Didace Ndikumana. Ein vor Energie strotzender, junger Mann, der seinen Job mit Hingabe und Begeisterung ausübt. „Wir haben viele Fälle von Unter- oder Mangelernährung in unserer Gemeinde. Vorher hatten wir kaum Möglichkeiten, etwas daran zu ändern. Erst Dank der Trainings der Welthungerhilfe ist hier ein Bewusstsein für gesunde Ernährung entstanden. Dieses Wissen sollen sie möglichst in ihrem täglichen Leben umsetzen. Wir verfolgen das Ganze und stehen bei Fragen zur Verfügung.“
Vor dem Kochen waschen sich alle Teilnehmer die Hände – das Bewusstsein für richtige Hygiene gehört ebenfalls zum Programm der Welthungerhilfe. Die Kochtrainings richten sich hauptsächlich an alte Menschen und an Frauen mit Kindern – sie leiden am stärksten an den Folgen schlechter Ernährung. Unter den Teilnehmerinnen befindet sich auch Melchurie: „Ich bin vor kurzem Mutter geworden und stille mein Kind zurzeit. Die Erkenntnis, dass das Kind nur gesund sein kann, wenn ich mich selbst gut ernähre und auf Hygiene achtgebe ist für mich sehr wichtig. Das hat mein Leben nachhaltig verändert.“
Gesunde Ernährung dank besseres Saatgut
Gute Stimmung und ausgelassene Gespräche – Melchurie und die anderen Frauen haben sichtlich Spaß am Training. Im Akkord waschen sie die Bohnen, schneiden Kohl und Tomaten, während Didace ihnen immer wieder über die Schulter schaut und nützliche Tipps gibt. „Wir sind dabei ein Gericht fertigzustellen, das alle wichtigen Komponenten von gesunder Ernährung vereint. Die Basis des Essens bilden Bohnen und Mais als wichtige Proteinquellen. Verschiedenes Gemüse wie Tomaten und Auberginen dienen als Quellen von Vitaminen, Mineralien und Ballaststoffen“, erklärt der junge Haushaltsberater. Aus den einzelnen Projekten der Welthungerhilfe entsteht hier ein großes Ganzes: Besseres Saatgut, nachhaltige Anbaumethoden und das Wissen über die richtige Zubereitung landen buchstäblich in einem Topf – mit einem Ergebnis, das allen schmeckt.