Die Welthungerhilfe unterstützt mit verschiedenen Projekten die Menschen in Äthiopien.
Mit Herzblut für Äthiopien
Mehr als nur ein Brunnen-Projekt: Welthungerhilfe-Mitarbeiter Fabian Jauss besuchte zusammen mit den Musiker*innen Antje Schomaker und Severin Kantereit von AnnenMayKantereit und Viva con Agua unser "John's Rig"-Projekt in Äthiopien. Im Interview berichtet er über seine Eindrücke.
Genauso wie der Einsatz jüngerer Mitarbeiter*innen sind auch Projektreisen ein unverzichtbarer Bestandteil der Arbeit der Welthungerhilfe. Fabian Jauss ist seit einigen Jahren als studentischer Mitarbeiter für die Welthungerhilfe tätig ist und hat im Oktober eine Projektreise nach Äthiopien begleitet. Im Gespräch mit Laura Neumann berichtet Fabian über seine persönlichen Eindrücke, wie er die Arbeit der Welthungerhilfe vor Ort wahrgenommen hat und welche Probleme eine solche Reise mit sich bringen kann.
Du bist vor kurzem durch Äthiopien gereist, deine erste Reise mit der Welthungerhilfe. Warst du aufgeregt, endlich mal live zu sehen, womit du Dich lange aus der Ferne befasst hast?
Auf jeden Fall. Davon, dass die Welthungerhilfe gute und wichtige Arbeit leistet, war ich auch schon vor der Reise überzeugt. Den Impact unserer Arbeit live vor Ort erleben zu dürfen ist dennoch eine ganz andere Erfahrung. Die Aussicht darauf und das Bewusstsein, die Reise als Vertreter der Welthungerhilfe anzutreten, hat mich in der Nacht vor dem Abflug auch ein paar Stunden Schlaf gekostet, das kann ich nicht abstreiten.
Kannst du uns mehr über eure Reise erzählen und weshalb du die Reise begleitet hast?
Es war eine zehntägige Projektreise, auf der wir uns gemeinsam mit unserem Kooperationspartner Viva con Agua das “John's Rig”-Projekt angesehen haben. Zu diesem Zweck sind wir von der Hauptstadt Addis Abeba Richtung Norden nach Bahir Dar gereist. Auf einer solchen Reise prasseln wahnsinnig viele Eindrücke auf einen ein. Man verbringt viel Zeit mit der Gruppe, daher ist es wichtig, dass die Chemie stimmt. Da ich früher selbst bei Viva con Agua aktiv war, in einem ähnlichen Alter bin wie viele der VcA-Aktivist*innen und nach drei Jahren bei der Welthungerhilfe auch inhaltlich schon einiges über die Organisation sagen kann, habe ich die Reise begleitet.
WASH – das steht für "water, sanitation & hygiene". Was die Welthungerhilfe rund um das Thema Wasser tut.
Wer war alles mit dabei und kannst du uns Genaueres zum Projekt berichten?
Aus Deutschland waren hauptsächlich Mitarbeitende und Aktivist*innen von Viva con Agua dabei. Auch die beiden Musiker*innen Severin Kantereit (von AnnenMayKantereit) und Antje Schomaker waren Teil unserer Gruppe. Außerdem haben uns lokale Aktivist*innen aus Äthiopien und unsere Kolleg*innen aus dem Welthungerhilfe-Büro in Addis Abeba begleitet. Das war eine super coole Truppe und alle haben sich super verstanden. Zusammen haben wir ein WASH-Projekt besucht, das wir gemeinsam mit Viva con Agua und ORDA, unserer Partnerorganisation vor Ort, an den Start gebracht haben. WASH steht übrigens für Water, Sanitation and Hygiene. Im Zentrum des Projekts steht ein Brunnenbohrgerät („Rig“), welches durch ländliche Gebiete fährt und dort Brunnen errichtet, um die Trinkwasserversorgung zu gewährleisten. Außerdem haben wir Schulen besucht, in denen mit unserer Unterstützung Sanitäranlagen errichtet und Bildungsmaßnahmen durchgeführt werden.
Wie sehen diese Bildungsmaßnahmen im Alltag der Schüler*innen aus?
Es handelt sich dabei um sogenannte "WASH-Clubs". Das sind Initiativen von älteren für jüngere Schüler*innen. Sie vermitteln grundlegendes Wissen über Hygienemaßnahmen im Rahmen von Schulstunden oder mithilfe von kulturellen Ansätzen wie Theaterstücken oder Musik. Dadurch, dass sie das selbstständig tun und auch neue Mitglieder ausbilden, bleibt das Wissen vor Ort. Da die Kenntnisse so auch nach Ende des Projekts weitergetragen werden können, ist dieser Ansatz sehr nachhaltig. Außerdem ist es uns wichtig, dass das Lernen auf einer Ebene stattfindet - also, dass die Schüler*innen sich gegenseitig etwas beibringen.
Die Situation in Äthiopien ist für einen Großteil der Bevölkerung nicht leicht, aber viele engagierte Menschen arbeiten mit Herzblut daran, sie zu verbessern.
Fabian Jauss Welthungerhilfe-MitarbeiterWas war dein Highlight während der Reise?
Mir persönlich hat der "WASH-Club" in der Schule besonders gefallen, weil das unglaublich engagierte junge Leute sind. Man merkt, dass sie sich mit dem Thema identifizieren und die Wichtigkeit des Themas verinnerlicht haben. Wenn ich da an meine Jugend zurückdenke, hatte ich wohl etwas andere Prioritäten. Insgesamt war aber die ganze Reise ein Highlight. Ich finde es beeindruckend, wie man vor Ort eine konkrete Verbesserung der Lebensumstände gesehen hat. Menschen, bei denen das Wasserholen zuvor einen viel zu großen Teil des Tagesplans eingenommen hat, haben nun einen Zugang direkt in ihrer Nähe. Man sieht genau die Effekte und was das Engagement unserer Spender*innen und Aktivist*innen bewirkt.
Die Situation in Äthiopien ist für einen Großteil der Bevölkerung nicht leicht, aber viele engagierte Menschen arbeiten mit Herzblut daran, sie zu verbessern. Dabei möchten wir sie unterstützen und ich bin jetzt überzeugter denn je, dass unsere Arbeit dabei hilft. Darüber hinaus ist das Land so vielfältig und hat so viel zu bieten, dass die Reise neben den Eindrücken vom Projekt auch viele weitere schöne Erinnerungen bei mir hinterlassen wird.
Vielen Dank Fabian für das Interview!