Die Situation in der Demokratischen Republik Kongo – Zahlen und Fakten.
Geflüchtete in der DR Kongo: Neue humanitäre Krise
In der Region Nord-Kivu hat das Vorrücken der Rebellengruppe M23 in bevölkerungsreiche Orte tausende Menschen zur Flucht gezwungen. Die Welthungerhilfe verteilt Lebensmittel und Hygieneprodukte in der Zufluchtsregion, die selbst Notstandsgebiet ist.
Während sich die internationale Medienaufmerksamkeit derzeit auf andere große Krisen wie beispielsweise den Krieg in der Ukraine konzentriert, ist die humanitäre Katastrophe im Ostkongo fast vergessen. Immer wieder kommt es in der Region zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen unterschiedlichen bewaffneten Gruppen und den kongolesischen Streitkräften. Seit Beginn des Vormarsches der Rebellengruppe M23 im Oktober 2022 sind tausende Menschen vor der anhaltenden Gewalt geflohen und suchen Schutz in benachbarten Regionen. Für Hilfsorganisationen ist der Zugang zu den eingenommenen Gebieten stark eingeschränkt.
Es droht eine humanitäre Katastrophe, den Geflüchteten fehlt es an Nahrung und Unterkunft. Viele Menschen fliehen nach Süden in Richtung Goma oder nach Norden in Richtung Lubero. Nur etwa 43% der Vertriebenen sind bislang in örtlichen Dorfgemeinschaften aufgenommen worden, die übrigen sind in Schulen und Kirchen untergebracht, oder sie leben in improvisierten Lagern unter freiem Himmel.
Viele Hilfsorganisationen mussten ihre Arbeit in der Provinz Nord-Kivu vorübergehend einstellen. Auch die Welthungerhilfe konnte ihre Arbeit in Kitchanga wegen der angespannten Sicherheitslage nicht fortsetzen, nachdem die Rebellengruppe M23 das Gebiet eingenommen hatte. Wir konnten jedoch einen neuen Standort in Kirumba einrichten und unterstützen dort Geflüchtete mit Nahrungsmitteln und Hygieneartikeln.
Kirumba liegt in der sogenannten Gesundheitszone von Kayna (Zone de Santé de Kayna). Gesundheitszone ist in der DR Kongo ein Verwaltungsbegriff für eine Region, in der humanitäre Hilfe geleistet wird. In der Zone Kayna kommen derzeit tausende Flüchtlinge an. Normalerweise hat die Region etwa 60.000 Einwohner*innen – allein im März dieses Jahres suchten dort über 175.000 vertriebene Menschen Zuflucht.
Viele Menschen wissen nicht, wie sie sich ernähren sollen
Daher ist die Versorgungslage kritisch. Weder die Menge noch die Qualität der vorhandenen Nahrungsmittel reicht aus, um alle ausreichend zu ernähren. Schon vor der gegenwärtigen Krise war die Ernährungssituation der Bewohner*innen der Region angespannt. Jetzt gibt es auf den Märkten noch weniger Lebensmittel zu kaufen – und sie sind im Durchschnitt 50% teurer als noch vor fünf Monaten. Mangelernährung und Hunger werden immer größere Probleme. Viele Menschen lassen Mahlzeiten aus oder verschulden sich, um Essen kaufen zu können. Es gibt Berichte über Diebstähle und Survival Sex (aufgrund extremer Not, um die unmittelbaren, überlebenswichtigen Bedürfnisse zu stillen).
Auch sauberes Wasser, Seife und andere Hygieneprodukte sind knapp. Das erhöht das Risiko für schwere Durchfallerkrankungen; in der Nachbarregion gibt es bereits erste Fälle von Cholera.
Nahrungsmittel für 6.000 Menschen
Die Welthungerhilfe unterstützt etwa 6.000 Menschen mit lebensnotwendigen Gütern. In den Dörfern Bukomerwa und Mbwanvinywa verteilen wir Nahrungsmittel- und Hygienepakete mit Reis, Pflanzenöl, Bohnen, Salz, Wassergefäßen, Wasseraufbereitungstabletten, Seife, Menstruationsprodukten und Unterwäsche. Bei unserer Arbeit stimmen wir uns eng mit anderen Hilfsorganisationen ab, damit möglichst alle Menschen von Hilfsaktivitäten profitieren können.
Warum fliehen Menschen aus ihrem Land oder flüchten innerhalb ihres eigenen Landes? Flucht hat oft vielfältige Gründe. Was die wesentlichen Fluchtursachen sind und wie man ihnen entgegenwirken kann.
Der Osten der Demokratischen Republik Kongo ist seit Jahrzehnten ein Krisengebiet. Seit Januar 2023 wurden mehr als 410.000 Menschen in der Provinz durch anhaltende Gewalt bewaffneter Gruppen vertrieben. Über sechs Millionen Binnenvertriebene gibt es insgesamt im Land; etwa die Hälfte der Bevölkerung der DR Kongo lebt mit unzureichender Nahrungsmittelversorgung. Hinzu kommen immer häufiger eintretende Naturkatastrophen als Folge des Klimawandels – Anfang Mai beispielsweise sorgte Starkregen für heftige Überschwemmungen. Rund 400 Menschen sind gestorben, tausende wurden verletzt.
Die Welthungerhilfe ist seit 1997 in der Demokratischen Republik Kongo tätig. Wir arbeiten eng mit der lokalen Bevölkerung und insgesamt acht kongolesischen und internationalen Organisationen zusammen.