Dramatische humanitäre Lage in Mali
Welthungerhilfe fordert nachhaltige Strategie der Bundesregierung
Bonn/Berlin, 15.02.2022. Mathias Mogge, Generalsekretär der Welthungerhilfe, zur aktuellen Lage in Mali im Vorfeld des anstehenden EU-Gipfels mit der Afrikanischen Union und der aktuellen Debatte zu einem möglichen Abzug der Bundeswehr aus dem Land:
„Die humanitäre Situation in Mali ist dramatisch. Das Land befindet sich in einer der schlimmsten Krisen seit Jahren mit etwa 7,5 Millionen Menschen, die auf Hilfe zum Überleben angewiesen sind. Diese Ausgangslage hat auch gravierende Auswirkungen auf die politische Lage. Wir empfehlen der Bundesregierung, zukünftig eine aktive Rolle bei anstehenden internationalen Verhandlungen zu übernehmen und die Entwicklung des Landes in den kommenden Jahren stärker zu begleiten. Deutschland hat keine koloniale Vergangenheit in Mali und sollte seinen guten Ruf im Land für eine ehrliche Vermittlerrolle nutzen.
Dafür benötigt Deutschland trotz der komplizierten und komplexen Lage im Land und in der Region eine klare Strategie. Dazu gehört auch zu klären, was die Bundeswehr in Mali erreichen kann, welchen Nutzen das Engagement für die Stabilisierung des Landes hat und ob durch die Präsenz die Not der Bevölkerung gelindert werden kann.
Die humanitäre Lage muss bei künftigen Entscheidungen wesentlich stärker als bisher beachtet werden. Hunger und Armut haben in den letzten Jahren stark zugenommen. Sanktionen dürfen die Arbeit von internationalen, aber auch lokalen Hilfsorganisationen nicht behindern. Mali ist stark von Importen abhängig, eine Grenzschließung z.B. hat daher direkten Einfluss auf die Verfügbarkeit und die Preise von Nahrungsmitteln. Es muss sichergestellt werden, dass der Zugang zur betroffenen Bevölkerung sowohl für Hilfsgüter als auch Personal gesichert ist. Dazu gehört auch, dass Gelder für Hilfsprojekte ungehindert ins Land kommen müssen. Die aktuellen Erfahrungen in Afghanistan sind eine starke Warnung: wenn ein Land durch Sanktionen isoliert und die Arbeitsbedingungen für Hilfsorganisationen massiv eingeschränkt werden, leiden die Menschen, die ohnehin ums Überleben kämpfen.
Die Zivilgesellschaft in Mali sollte bei der politischen Entwicklung im Land eine wichtige Stimme haben, gehört und unterstützt werden. Man kann weder gegen eine Regierung noch gegen eine Bevölkerung arbeiten.
Trotz aller großen Probleme in Mali und der Region darf sich Deutschland nicht abwenden, sondern sollte die friedensfördernden Kräfte und die Zivilbevölkerung großzügig unterstützen. Ein abrupter Abzug der Bundeswehr aus Mali würde die Probleme verschärfen. Das ist eine der Lehren aus Afghanistan.“
Die Welthungerhilfe ist eine der größten privaten Hilfsorganisationen in Deutschland; politisch und konfessionell unabhängig. Sie kämpft für „Zero Hunger bis 2030". Seit der Gründung im Jahr 1962 wurden mehr als 10.369 Auslandsprojekte in 70 Ländern mit 4,2 Milliarden Euro gefördert. Die Welthungerhilfe arbeitet nach dem Grundprinzip der Hilfe zur Selbsthilfe: von der schnellen Katastrophenhilfe über den Wiederaufbau bis zu langfristigen Projekten der Entwicklungszusammenarbeit mit nationalen und internationalen Partnerorganisationen.