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Ziegenzucht als Türöffner zur finanziellen Unabhängigkeit
Früher arbeitete Deviram Sunar aus Nepal als Tagelöhner in Indien, heute führt er sein eigenes Business
Als Deviram Sunar sich entschloss, in die Ziegenzucht einzusteigen, war ihm durchaus etwas mulmig zumute. Er hatte nicht viel Erfahrung in diesem Bereich. Doch die Alternative wäre, weiterhin saisonal als Tagelöhner in Indien zu arbeiten und seine Familie regelmäßig für mehrere Monate verlassen zu müssen.
In West-Nepal ist die Arbeitslosigkeit hoch, viele junge Leute gehen ins Nachbarland, um dort als Tagelöhner*in Geld zu verdienen. Auch Deviram musste eine Familie ernähren – deshalb fing er mit 17 Jahren an, saisonal auf einer Baustelle in Indien zu arbeiten.
Deviram erzählt, dass ein indischer Ziegenhirte ihn auf die Idee brachte, in die Ziegenzucht einzusteigen: "Er ging an der Baustelle vorbei, auf der ich arbeitete, und wir kamen ins Gespräch. 'Warum arbeitest du hier? Du könntest Ziegen in deinem eigenen Land züchten und mehr erreichen. Nepal hat ein großartiges Klima dafür', sagte er zu mir. Das brachte mich zum Umdenken." Er wollte sich ein Standbein in seiner Heimat, den westlichen Teil Nepals, aufbauen. Also kaufte er sich von seinem Erspartem vier weitere Ziegen, zwei hatte er schon.
Ziegenzuchtschulung in einem Green College der Welthungerhilfe
Da seine Familie seit jeher in der traditionellen Landwirtschaft tätig war und er deshalb wenig Erfahrung in der Ziegenzucht hat, meldete Deviram sich bei einer Ziegenzuchtschulung in einem "Green College" der Welthungerhilfe an. Das Ausbildungszentrum für nachhaltige Berufe gibt es nicht nur in Nepal, sondern auch Ländern wie Indien, Afghanistan, Kenia, Malawi und Uganda. In Nepal wird das Green College vom Welthungerhilfe-Ausbildungsprogramm “Skill Up!” unterstützt. Innerhalb der Schulung hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, sich mit Finanzinstituten zu treffen und über die Bestimmungen und Normen des Kreditsystems zu informieren. Deviram erhielt ein Darlehen von 10.000.000 Rupien (7.000 Euro) und konnte so direkt eine in der Schulung erlernte Maßnahme umsetzen.
"Ich wusste nicht, dass wir die Ziegen entsprechend ihrer Größe unterbringen müssen. Ich habe ich sie alle in einen Stall gepfercht. Aber jetzt habe ich mit Hilfe des Kredits separate, geräumige Ställe gebaut, in denen sich die Ziegen frei bewegen können", erzählt Deviram.
Im Green Colleges-Training lernte er auch, den Ziegen Medikamente zu verabreichen und sie zu kastrieren, damit er in solchen Fällen nicht immer eine*n Tierärzt*in aufsuchen muss. Auch in Sachen Wartung und Sauberkeit von Ställen verbesserte Deviram seine Kompetenzen. Ein Besuch in einer etablierten Ziegenfarm im Rahmen des Projektes inspirierte ihn zu weiteren Maßnahmen: "Ich halte meine Ziegen nicht mehr auf dem zementierten Boden, weil das schlecht für ihre Gesundheit ist", erklärt er. Stattdessen baute er einen erhöhten Holzboden für seine Futterstellen.
Früher kannte mich niemand, aber jetzt rufen mich unbekannte Leute aus der Stadt an, wenn sie Ziegen brauchen.
Deviram Sunar machte eine Ziegenzuchtschulung im Rahmen des "Skill Up!"-ProgrammsVom Tagelöhner zum erfolgreichen Ziegenunternehmer
Deviram hat sich heute einen Namen als Ziegenhirte gemacht. Er schaffte sich einen Büffel an, um die Zicklein mit ausreichend Milch zu versorgen. Das Futter bereitet er aus lokalen Pflanzen zu, die in seinem eigenen Garten wachsen. Durch die Selbstversorgung ist er unabhängig von Marktprodukten. Für Deviram, der abgelegen wohnt, genau der richtige Weg.
"Früher kannte mich niemand, aber jetzt rufen mich unbekannte Leute aus der Stadt an, wenn sie Ziegen brauchen", berichtet er stolz. Im vergangenen Jahr hat er etwa 60 Ziegen verkauft. Er ist sich sicher: "Ich habe nicht mehr vor, ins Ausland zu gehen, um dort zu arbeiten. Ich werde weiterhin Ziegen züchten und sie auf dem Markt verkaufen."
Deviram konnte durch die Green Colleges-Schulung nicht nur seinen Lebensstandard verbessern, sondern kann heute auch andere Kleinunternehmer*innen in der Region dabei unterstützen, ihre Ziele zu erreichen und ein erfolgreiches Business aufzubauen.
Geschrieben von Pratistha Rai und Khagin Dahal (Mitarbeiter der Organisation CEAPRED)