Durch vorausschauenden Katastrophenschutz trägt die Welthungerhilfe dazu bei, im Krisenfall Leid und Schäden zu mildern.
Wie Vorhersagen Leben retten
Helfen, bevor es zu spät ist: Die Welthungerhilfe nutzt Frühwarnsysteme und Risikoanalysen, um humanitäre Hilfe zu leisten, bevor verheerende Katastrophen eintreten.
Immer mehr Menschen sind von Extremwetterereignissen, wie Dürren, Überflutungen und Wirbelstürmen, betroffen. Deshalb braucht es neue Lösungsansätze in der humanitären Hilfe. Nothilfe ist bisher darauf ausgerichtet, erst im Anschluss an eine eingetretene Katastrophe zu reagieren.
Vorsorge statt Nachsicht
Hier ist die Welthungerhilfe aktiver Teil eines Bewusstseinswandels: Sie setzt Vorhersagen ein, um Menschen zu helfen, noch bevor beispielsweise drohende Dürren zu Hunger führen. Mit ihrem innovativen Ansatz nutzt die Organisation die Chance, bereits auf der Grundlage einer durch Daten gesicherten Frühwarnung aktiv zu werden. Dadurch lässt sich kosteneffizient reagieren, noch bevor die Katastrophe große Schäden anrichtet.
Dürren und Ernteausfälle bedrohen Familien in Madagaskar
In Madagaskar sind kleinbäuerliche Familien besonders häufig von Dürren und Trockenperioden betroffen. Neben den klassischen Trockenzonen im Südwesten breiten sich Dürren zunehmend auch in anderen Landesteilen aus – mit gravierenden Folgen für die Lebensmittelversorgung. Hier setzt die Welthungerhilfe auf vorhersagebasiertes Risikomanagement, damit die bedrohte Bevölkerung im Falle einer herannahenden Dürre frühzeitig handeln kann.
Gut vorbereitet dank Vorhersagemodell
Die Welthungerhilfe ist neben dem Deutschen Roten Kreuz die erste deutsche Nichtregierungsorganisation, die sich in der vorhersagebasierten humanitären Hilfe engagiert. Mit Mitteln des Auswärtigen Amtes initiierte sie ein Pilotprojekt in Madagaskar. In Zusammenarbeit mit der lokalen Katastrophenschutzbehörde, dem meteorologischen Dienst sowie mit Unterstützung des Start Networks, einem Zusammenschluss von über 40 internationalen humanitären Nichtregierungsorganisationen, entwickelte die Welthungerhilfe für sechs Regionen des Landes ein replizierbares Vorhersagemodell.
Frühe Warnung – Schnelle Hilfe
Das Modell kündigt an, ob eine Dürre zu erwarten ist und wo die Ernährungssicherheit der Bevölkerung betroffen sein wird. Sobald eine Frühwarnung ausgegeben wird, werden eigens entwickelte Katastrophenpläne mit frühzeitigen Hilfsmaßnahmen automatisch umgesetzt. Deren Finanzierung ist dabei schon vorab mit Geldgebern vereinbart.
Früh handeln, Ernährung sichern und Leben retten
Die Maßnahmen dienen dazu, Schäden und Verluste zu minimieren oder sogar gänzlich zu verhindern. Es sichert zudem die Versorgung der betroffenen Haushalte. Die durch eine Katastrophe bedrohten Menschen erhalten beispielsweise durch Bargeldzahlungen die Möglichkeit, selbstbestimmt zu handeln und überlebenswichtige Entscheidungen in die Tat umzusetzen. Je nach Warnung kann es so zum Beispiel hilfreich sein, Tierbestände rechtzeitig zu reduzieren und zu verkaufen. Oder auch den Zugang zu Trinkwasser zu sichern und Nahrungsmittel zeitnah zu beschaffen.
Der Ansatz der vorhersagebasierten humanitären Hilfe ist ein wichtiger Baustein unserer Arbeit. Die Welthungerhilfe setzt auf Maßnahmen, welche die Widerstandsfähigkeit der lokalen Bevölkerung stärken sowie auf eine gründliche Katastrophenvorsorge- und Nothilfeplanung. Denn klassische, reaktive Nothilfe sollte als das Mittel der letzten Wahl eingesetzt werden.
Von der klassischen humanitären Hilfe hin zur vorausschauenden humanitären Hilfe
- Erdbeobachtungssysteme und Wissenschaftler*innen überwachen Dürreindikatoren.
- Kritische Grenzwerte werden erreicht.
- Eine Warnung wird ausgegeben und der Auslösemechanismus aktiviert.
- Geldmittel werden bereitgestellt.
- Angepasst an die jeweilige Situation werden frühzeitige Hilfsmaßnahmen getroffen.
- Negative Auswirkungen einer Dürre werden abgeschwächt.
- Schäden und Verluste können minimiert oder sogar verhindert werden.
Ein Modellprojekt mit Zukunft
Der Mechanismus kann jetzt auf andere Gebiete übertragen werden: Anfang 2020 werden weitere Projektregionen in Madagaskar erschlossen und das erfolgreiche Konzept wird auch in Simbabwe und Kenia eingeführt. Der Prozess verlangt Geduld, doch es lohnt sich.