Bananen für China versus Urwald in Laos
China rodet im Norden von Laos weite Flächen des Urwalds um massenweise Bananen anzubauen. Für Bevölkerung und Umwelt hat das gefährliche Auswirkungen.
Der äußerste Nordwesten Laos’ wird immer besser erschlossen. Wo man bis vor einigen Jahren nur mit dem Boot über den Mekong setzen konnte um von Thailand nach Laos zu gelangen, thront heute die neue Friendship Bridge IV hoch über dem Fluss. Auf beiden Seiten der etwa zwei Kilometer breiten Pufferzone stehen riesige, hochmoderne Grenzanlagen mit zahlreichen Lautsprechertürmen und Flutlichtern. Die neue, durchgehend geteerte Straße führt geradewegs nach Boten – eine Sonderwirtschaftszone an der Grenze, welche 2002 chinesischen Investoren für dreißig Jahre überlassen wurde und damit faktisch chinesisches Staatsgebiet ist – und vor allem nachts reiht sich ein großer Lastwagen an den anderen.
Der Export von Laos nach China boomt
All dies ist größtenteils auf den zunehmenden Einfluss des mächtigen Nachbarn aus dem Norden zurückzuführen, denn: Die Schatzkammer Südostasiens, wie Laos gerne genannt wird, hat China viel zu bieten.
Neben verschiedenen Bodenschätzen und Holz werden auch Früchte und Kautschuk exportiert. In den letzten Jahren aber ist eine Entwicklung nicht mehr zu übersehen: Die exponentiell wachsende Zahl der Bananenplantagen.
Wenn Chinesen Hunger auf Bananen haben…
Diese Veränderung hat auch politische Ursachen: Seitdem China unter anderem mit Vietnam und den Philippinen im Clinch liegt und sich um verschiedene Inselgruppen im Südchinesischen Meer streitet, wurde ein Einfuhrembargo für Bananen aus diesen Ländern verhängt. Diese waren jedoch für China zuvor Hauptlieferanten der gelben Früchte, was daraufhin zu Lieferungsengpässen im Reich der Mitte führte. In Laos‘ Nordwesten werden deswegen große Waldgebiete gerodet sowie zuvor in anderer Weise landwirtschaftlich genutzte Flächen anders ausgewiesen, um immer noch mehr Bananen anzubauen und so den chinesischen Bedarf zu decken.
Dafür verpachten lokale Bauern ihre vom Staat zur Nutzung zugeteilten Landflächen an chinesische Investoren, was ihnen je nach Distanz zur chinesischen Grenze ein Vielfaches dessen einbringen kann, was sie durch die eigene Bearbeitung der Flächen erwirtschaften könnten.
Urwald-Rodung in Nord-Laos nimmt Kleinbauern die Lebensgrundlage
Dies bringt jedoch eine Vielzahl neuer Probleme mit sich. Zwar haben viele Dörfer, die bis vor kurzem nur mit dem Boot über den Mekong erreichbar waren, nun eine notdürftige, oft von chinesischen Firmen bezahlte Anbindung ans Straßennetz, um die angebauten Bananen abtransportieren zu können. Gleichzeitig sind aber gerade ärmere Dörfer und Familien immer noch stark vom Urwald abhängig, sowohl für Baumaterial als auch wirtschaftlich, etwa durch die Gewinnung von Rattan oder Ölpalmfrüchten.
Am dramatischsten jedoch zeigen sich die Auswirkungen des schwindenden Urwalds in Bezug auf die Nahrungssicherheit der lokalen ländlichen Bevölkerung, beziehen doch manche, vor allem ärmere Dörfer, immer noch einen beträchtlichen Teil ihrer Nahrung aus den umliegenden Wäldern.
Verschwindet der Urwald, oder werden die schrumpfenden noch vorhandenen Flächen weiter zu stark ausgebeutet um sich zu regenerieren, verschwindet damit auch buchstäblich die Lebensgrundlage der Menschen vor Ort.
Die ökologischen Folgen der Bananen-Monokultur
- Neben diesen sozialen Problemen sind auch katastrophale ökologische Folgen absehbar:
- Die großen Monokulturen der Bananenplantagen laugen die Böden aus.
- Sie fördern die Bodenerosion in dem bergigen Land.
- Ebenso verwandeln die Unmengen an Plastik, welche im Bananenanbau anfallen und in aller Regel vor Ort liegengelassen werden, die Plantagen zusehends in große Müllkippen.
- Auch der Wasserverbrauch könnte bald zu einem Problem werden, denn die Bananenstaude braucht verglichen mit anderen Feldfrüchten relativ viel Wasser.
- Der Einsatz giftiger Chemikalien wie Pestizide, Fungizide und Herbizide steigt kontinuierlich und diese werden in großem Masse in den zwischen den Hügeln fließenden Mekong – der Lebensader Südostasien geschwemmt.
- Außerdem sind die einmal gerodeten Urwaldflächen auf unabsehbare Zeit und wahrscheinlich unwiederbringlich verloren; und damit die Vielfalt an Tieren und Pflanzen, die sie einmal beherbergten.
Zu guter Letzt ist die geschilderte Entwicklung auch aus einfachen ökonomischen Gründen alles andere als nachhaltig.
Sollten sich gewisse Faktoren, wie etwa die Transportkosten oder vor allem der Verkaufspreis der Bananen verändern und dadurch der Anbau in Laos unrentabel werden, könnten sich die chinesischen Unternehmen genauso schnell zurückziehen wie sie gekommen sind.
Das wäre nicht das erste Mal, dass den Laoten ein von außen zugetragenes Entwicklungsversprechen vor seiner Erfüllung unter den Füßen weggezogen wird: Als vor vier Jahren der Kautschukpreis einbrach, wurden ganze, eben erst angelegte Plantagen teilweise noch vor der ersten Ernte wegen mangelnder Rentabilität wieder aufgegeben und damit ein gefährlicher Präzedenzfall für die aktuelle Situation geschaffen.
Support für Kleinbauern: Welthungerhilfe engagiert sich im Norden Laos
Die Welthungerhilfe arbeitet im betreffenden Gebiet im Rahmen des Projekts „Strengthening Farmers‘ Organisations on Food Security and Nutrition“ und versucht mit vorhandenen Ressourcen dieser Entwicklung entgegen zu wirken:
- Welthungerhilfe unterstützt betroffene Dörfern bei ihren landwirtschaftlichen Projekten und schafft damit für die Menschen Möglichkeiten und Anreize, ihr Land selber zu bestellen.
- Zudem ist geplant, in den Dörfern neue Schutzgebiete für sogenannte „Non-Timber Forest Products“ (NTFP) einzurichten und so den Wald vor Abholzung und Überbewirtschaftung zu schützten.
- Sie verteilt an interessierte Familien Setzlinge, um die Waldgebiete durch die Pflanzung eigener Obstbäume wenigstens etwas zu entlasten.
Dies sind zwar für sich gesehen nur Tropfen auf einen heißen Stein, trotzdem können sie langfristig einigen der geschilderten negativen Entwicklungen in Laos‘ Nordwesten entgegen wirken.