Gesunde Ernährung im Kindergarten
In Peru sind ausgerechnet Kinder aus Kleinbauernfamilien unterernährt. Valentin hat den Eisenmangel überwunden.
Der vierjährige Valentin läuft die Straße hinab und lacht über den Rucksack, der auf seinem Rücken auf und ab hüpft. Er freut sich auf den Kindergarten. Zum Frühstück hat ihm seine Mutter einen Obstsalat mit Mandeln gemacht, dazu gab es ein Omelett, ein Glas Milch und zusätzlich Eisentropfen. Ein perfekter Start in den Tag.
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Noch vor einem Jahr war Valentin müde, still und antriebslos. "Er hatte eine durch chronischen Eisenmangel verursachte Anämie", weiß seine Mutter heute. Ohne den Eintritt in den Kindergarten, den die Partnerorganisation der Welthungerhilfe Puririsun in einem Armenviertel der Touristenhochburg Cusco betreibt, wüsste Lidia Espinoza immer noch nicht, was ihrem Sohn fehlte. "Für mich ist dieser Kindergarten ein Geschenk", sagt die 35-jährige Hausfrau. "Ich hatte ja keine Ahnung, wie man sich richtig ernährt und was Mikronährstoffe sind." Damit ist sie keine Ausnahme.
Verborgener Hunger ist in Peru ein Riesenproblem
Landesweit leiden 18 Prozent aller Jungen und Mädchen unter fünf Jahren an chronischer Unterernährung. Auf dem Land und in den Armenvierteln der Städte steigt diese Zahl auf bis zu 70 Prozent. Noch weit mehr Kinder sind von Mikronährstoffmangel betroffen. "Der verborgene Hunger ist in Peru ein Riesenproblem", sagt Oscar Cerne von Puririsun. 46 Prozent der unter Dreijährigen leiden an Anämie. In Peru ist das vor allem eine Frage des Einkommens. „Es ist absurd“, sagt Richard Haep, Regionaldirektor der Welthungerhilfe in Südamerika, "Kleinbauern produzieren in Peru 80 Prozent aller Nahrungsmittel, doch ausgerechnet sie sind häufig unterernährt, arm und ausgeschlossen."
Leben in Peru: eine Frage des Einkommens
Definitionen
Hunger = Qual durch den Mangel an Nahrung
Fehlernährung = Aufnahme einer falschen Menge und Art von Nahrung (einschließlich Unter- und Überernährung)
Unterernährung = chronisches Kaloriendefizit (1800 kcal/Tag) und/oder Unterversorgung mit Nahrungsenergie, Protein- und Mikronährstoffen
Mikronährstoffmangel = verborgener Hunger, eine Form der Unterernährung, bei der zu wenige Vitamine und Mineralstoffe aufgenommen und verarbeitet werden
Überernährung = übermäßige Aufnahme von Energie oder Mikronährstoffen
Dabei ist Peru längst kein Entwicklungsland mehr. Vom Wirtschaftssaufschwung und millionenschweren Sozialprogrammen profitieren jedoch nicht alle: Noch immer lebt fast ein Viertel der Peruaner unterhalb der nationalen Armutsgrenze, die meisten von ihnen im Hochland. Dort nehmen die Menschen hauptsächlich Kohlenhydrate in Form von Kartoffeln und anderen Knollenfrüchten zu sich. Lebenswichtige Proteine, Fettsäuren und Mikronährstoffe wie Zink, Jod, Folsäure, Vitamin A und Eisen fehlen. Medizinisch versorgt sind auch die wenigsten: „Sozialprogramme wie die staatliche Grundsicherung oder kostenfreie Krankenversicherung kommen bei diesen Leuten nicht an“, erklärt Oscar Cerne. „Sie wissen nicht einmal, dass ihnen etwas zusteht.“
Deshalb engagieren sich Puririsun und die Welthungerhilfe auf allen Ebenen: Ernährungs-, Koch- und Gesundheitskurse, Anbau von Gemüse, Obst und Heilkräutern, Kleintierhaltung, Aufklärung über bürgerliche Rechte, Ausbildung von Gesundheitspromotoren, Erziehern, Lehrern und medizinischem Personal. „Wir arbeiten direkt mit den Menschen und setzen auf persönliche Veränderungsprozesse“, erklärt Cerne. Empowerment steht im Fokus, Valentins Familie ist dafür ein gutes Beispiel. „Bei den Seminaren im Kindergarten habe ich gelernt, was meine Kinder brauchen“, sagt Lidia Espinoza stolz.