2015 – das Jahr der Nachhaltigkeit?
Ob 2015 das Jahr der Nachhaltigkeit wird, entscheidet sich nicht zuletzt im Dezember auf der Klimakonferenz in Paris. Dann findet nämlich die letzte einer Reihe von UN-Großveranstaltungen statt, die in diesem Jahr geeignet wären, Entwicklung und Nachhaltigkeit neu zu definieren.
Ob Katastrophenvorsorge, Finanzierung für Entwicklung, die Verabschiedung der neuen Nachhaltigkeitsziele in New York oder die Enzyklika des Papstes. An Auseinandersetzungen mit den Problemen dieser Welt mangelte es in diesem Jahr nicht.
Klimakonferenz Nr. 21 in Paris: Zum Erfolg verdammt
Auf der Klimakonferenz in Paris sollen nun die knapp 200 Teilnehmerstaaten zum ersten Mal seit Bestehen der Verhandlungen 1992 einen gemeinsamen, verbindlichen Klimaschutzvertrag unterschreiben, der 2020 in Kraft treten soll. Die Chancen für den Vertrag stehen gut. Aber ob er das Ziel erreicht, die Erwärmung der Erdatmosphäre bis zum Ende des Jahrhunderts auf unter 2 Grad Celsius zu halten, muss bezweifelt werden.
Bereits die G7-Staaten haben sich bei ihrem Treffen in Elmau darauf geeinigt die Weltwirtschaft im Laufe des Jahrhunderts zu dekarbonisieren. Das heißt, die Treibhausgasemissionen müssen auf null zurück gefahren werden. Man ist sich in der großen Politik also einig, dass der vom Menschen verursachte Klimawandel dringend gestoppt werden muss. In dem Vertragsentwurf von Paris klafft allerdings eine erhebliche Lücke zwischen den zu beschließenden Maßnahmen und diesem angestrebten Ziel.
Die bisher eingereichten nationalen Beiträge zur Emissionsminderung (INDC) reichen nämlich nicht aus, um das 2 Grad Ziel zu erreichen. Und selbst dieses Ziel wird von den bereits heute betroffenen Entwicklungsländern als ungenügend abgelehnt. Sie fordern, den Temperaturanstieg auf 1,5 Grad zu begrenzen.
Insbesondere die ärmeren Entwicklungsländer sind von den Auswirkungen des Klimawandels besonders betroffen.
Michael KühnSie sind den Folgen nicht nur am massivsten ausgesetzt (wie Dürren, Überschwemmungen, Extremwetterereignisse und Wassermangel), sie haben auch keine Mittel, um sich an diese Entwicklungen anzupassen.
Der Weg zu einer klimagerechten Zukunft – was fordert die Bundesregierung?
Die Vielfältigkeit der Problemlagen und der sich daraus ableitenden Forderungen an die Bundesregierung, aber auch die Europäische Union und insgesamt an alle Industriestaaten und Schwellenländer fasst das Positionspapier von VENRO und der Klimaallianz Deutschland zusammen. Die Welthungerhilfe ist Mitglied von VENRO und unterstützt diese Forderungen ausdrücklich.
Ausstieg aus fossilen Energienutzung – Emissionen in der Landwirtschaft nachhaltig reduzieren – wirksamen Wald- und Klimaschutz umsetzen – klimabedingte Schäden und Verluste ernsthaft angehen. Dies sind nur einige der Forderungen.
Die Anpassung an die Klimafolgen muss vorangebracht werden
Aus der Sicht der Hungerbekämpfung ist es insbesondere wichtig, unseren Partnern und den Menschen in den betroffenen Ländern Möglichkeiten aufzuzeigen, wie sie sich am besten an die unvermeidbaren Veränderungen anpassen können.
- Klimatische Veränderungen und extreme Wetterereignisse haben einen unmittelbaren Einfluss auf Landwirtschaft und Wasserverfügbarkeit. Wie können sich die Menschen in den betroffenen Ländern an veränderte Bedingungen anpassen?
- Wie können Kleinbauern in Entwicklungsländern unter den neuen Bedingungen Landwirtschaft betreiben, Infrastruktur bauen und schützen und sich auf Krisensituationen vorbereiten?
- Wie kann man Leben schützen und perspektivisch einen Entwicklungsweg gehen, der aus der Armut führt?
Daher ist für die Welthungerhilfe besonders wichtig,
- dass möglichst viele Staaten beim Umbau ihrer Energiesysteme unterstützt werden,
- dass bezahlbare und sozialverträgliche Kohleausstiegsstrategien umgesetzt und
- dass die vielfältigen Funktionen einer nachhaltigen Landwirtschaft unterstützt werden.
Jetzt eine transparente und verlässliche Klimafinanzierung sicherstellen!
Dafür muss eine transparente und verlässliche Klimafinanzierung sichergestellt werden und der Grüne Klimafonds muss seine Funktion erfüllen können. Klar ist aber auch, dass alle Klimaschutzmaßnahmen nur dann hinreichend greifen, wenn wir auch unser einseitig auf Wachstum ausgerichtetes Wohlstandmodell in Frage stellen. Die ökologischen und sozialen Folgen dieses Models untergraben die ökologischen Grenzen des Planeten.
All das muss in dem Klimaabkommen in Paris mindestens eine Rolle spielen. Leitplanken für einen ehrgeizigen Klimaschutz müssen festgelegt werden. Die eigentliche Arbeit geht dann nach der Unterzeichnung des Abkommens erst richtig los.