Unsere Mitarbeiter*innen aus der Logistik berichten über den aufwendigen Prozess im Hintergrund.
6 Monate nach dem Erdbeben in der Türkei und in Syrien: Wie geht es weiter?
Am 6. Februar 2023 erschütterten mehrere Erdbeben den Südosten der Türkei und den Nordwesten Syriens. In den sechs Monaten seit der verheerenden Katastrophe konnte die Welthungerhilfe mehr als 120.000 Betroffene mit lebenswichtigen Hilfsgütern unterstützen – und unsere Arbeit geht weiter. Yasin Almaz, Welthungerhilfe-Communications Officer aus der Türkei, berichtet.
+++ Ein Jahr nach den Erdbeben in der Türkei und in Syrien +++
31. Januar 2024: Mehrere Erdbeben erschütterten am 6. Februar 2023 den Südosten der Türkei, nahe der Grenze zu Syrien. Über 56.000 Menschen verloren ihr Leben. Die WHO spricht von einer Jahrhundertkatastrophe – in der Türkei waren rund 13,5 Millionen Menschen betroffen, in Nordwestsyrien etwa 9 Millionen.
Die Welthungerhilfe unterstützte Betroffene in der Türkei und Nordwestsyrien mit lebenswichtigen Hilfsgütern, wie Nahrungsmitteln, Zelten und sauberem Wasser. Auch heute arbeiten wir mit den Menschen vor Ort gegen die langfristigen Folgen der Katastrophe.
Die Erinnerung an die Nacht vom 5. auf den 6. Februar 2023 wird für Millionen Menschen im Südosten der Türkei und in Nordwestsyrien eine traumatische sein. Ein Beben der Stärke 7,8 erschütterte die Region. In den Tagen und Wochen danach folgten insgesamt 25.000 Nachbeben. Millionen Menschen verloren ihr Zuhause, über 56.000 Menschen starben. Auch unser Team war von der Erdbeben-Katastrophe betroffen. In Hatay kamen zwei unserer Kolleg*innen tragischerweise ums Leben, viele haben Familienangehörige und Freund*innen verloren. Die emotionale und berufliche Belastung war für das komplette Team in der Türkei und in Syrien enorm – doch für sie alle war trotzdem klar: Wir möchten den Menschen, die alles verloren haben und jetzt vor dem Nichts stehen schnellstmöglich unterstützen.
Schnelle Unterstützung nach dem Beben
Die Situation war dramatisch: Über zwei Millionen Menschen wurden durch die Beben obdachlos, viele wussten nicht, wo sie schlafen sollten. Es war Winter und sehr kalt. In mehreren unserer Projektstandorte, darunter Hatay und Mardin, wurden sofort Hilfsgüter wie warme Mahlzeiten, Lebensmittel und Trinkwasser, Zelte, Decken und Heizmaterial verteilt.
Seda Sertdemir, Leiterin des Welthungerhilfe-Büros in Mardin, erinnert sich an die Zeit nach der Erdbeben-Katastrophe:
Wir haben uns sofort mit unseren lokalen Partnern und staatlichen Institutionen in Mardin und den Nachbarprovinzen in Verbindung gesetzt, um mit der Planung zu beginnen. Unser Hauptaugenmerk lag auf der Bereitstellung von warmen Mahlzeiten und der Deckung des dringenden Bedarfs an Kleidung und Unterkünften aufgrund der extremen Wetterbedingungen. Wir setzten alle uns zur Verfügung stehenden Mittel ein, um so viele Menschen wie möglich zu erreichen; wir schliefen in Autos, um in der Nähe der betroffenen Gebiete zu bleiben und die Menschen so gut wie möglich zu erreichen.
Seda Sertdemir Leiterin des Welthungerhilfe-Büros in MardinVon Anfang an arbeiteten wir eng mit Partnerorganisationen und Regierungsstellen zusammen, um die Versorgung der betroffenen Bevölkerung mit lebenswichtigen Gütern sicherzustellen. Innerhalb der Welthungerhilfe verlief die Koordinierung der Nothilfe-Aktivitäten eng mit Kolleg*innen aus Deutschland, der Türkei und Syrien. Vor allem in Nordwestsyrien war die Situation nach der Erdbeben-Katastrophe besonders prekär.
Mustafa Alkhonous, Experte vor Ort in einem der Welthungerhilfe-Büros in Syrien, beschreibt die schwierigen Umstände nach dem Erdbeben:
Wir haben hier Solidarität erfahren. Obwohl einige unserer Kolleg*innen durch die Erdbeben ihre Familien verloren hatten, wollten auch sie schnellstmöglich unterstützen. Die Situation in Nordwestsyrien war schon vor dem Erdbeben prekär, und das Erdbeben hat sie noch schwieriger gemacht.
Mustafa Alkhonous Welthungerhilfe SyrienAusweitung der Hilfsmaßnahmen
Schnell konnten wir unsere Hilfsmaßnahmen auf die gesamte Erdbebenregion in der Türkei ausweiten und unterstützten auch Menschen in Adıyaman, Gaziantep, Hatay und Kahramanmaraş. In betroffenen Gemeinden in Nordwestsyrien haben wir gemeinsam mit Partnerorganisationen Bargeld, Nahrungsmittel, sauberes Wasser und Hygieneartikel sowie Rehabilitationsmaßnahmen bereitgestellt. Bis heute hat die Welthungerhilfe mehr als 70.000 Menschen in der Türkei und 50.000 Menschen in Nordwestsyrien geholfen.
Nach und nach verlagerte die Welthungerhilfe ihren Arbeitsschwerpunkt auf die Planung des langfristigen Wiederaufbaus und der Rehabilitierung der betroffenen Gemeinden. Wir entwickelten Strategien, die Programme zur Sicherung der Lebensgrundlagen und zur Verbesserung der Wasser-, Sanitär- und Hygieneversorgung (WASH) beinhalteten, vor allem für die Menschen, die übergangsweise in provisorischen Unterkünften leben, weil ihre Häuser nicht mehr bewohnbar sind.
Unterstützung bei der Bewältigung des Erdbebens
Wir möchten den von der Erdbeben-Katastrophe betroffenen Menschen weiterhin zur Seite stehen, gemeinsam mit ihnen nachhaltige Initiativen zur Existenzsicherung entwickeln und sie bei der Bewältigung der Folgen des Erdbebens unterstützen. Die Welthungerhilfe wird ihre Arbeit im Südosten der Türkei in naher Zukunft mit folgenden Schwerpunkten fortsetzen:
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Grundbedürfnisse: Die Bereitstellung von Grundbedarfsgütern wie Bargeld, Nahrungsmitteln, Wasser, Unterkünften (Zelten und Containern) und Non-Food-Produkten für die betroffenen Gemeinden wird weiterhin Priorität haben.
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Lebensgrundlagen: Um die Selbstversorgung wiederherzustellen, wird die Welthungerhilfe Berufsausbildungen, Unterstützung für Kleinunternehmen und landwirtschaftliche Hilfe für Landwirt*innen anbieten, um die Verfügbarkeit von gesunden Lebensmitteln zu erhöhen.
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WASH: Die Welthungerhilfe setzt auf sauberes Wasser, sanitäre Einrichtungen und Hygiene durch die Verteilung von Hygienesets und die Installation von Wassertanks und Latrinen, um die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen.
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Psychosoziale Unterstützung: Die Welthungerhilfe und ihre Partner bieten psychologische Unterstützung und Dienstleistungen an, um den Menschen bei der Bewältigung des durch das Erdbeben verursachten Traumas zu helfen. Die Welthungerhilfe plant, sich mit den Schutzrisiken zu befassen, denen die vom Erdbeben betroffenen Personen und Gemeinschaften ausgesetzt sind.