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22.03.2023 | Blog

Wie wir die Erdbebenopfer mit Hilfsgütern erreichen

Vom Zentrallager in Gaziantep aus bringen wir Hilfsgüter an bedürftige Familien in Syrien und der Türkei. Unsere Mitarbeiter*innen aus der Logistik berichten über den aufwendigen Prozess im Hintergrund.

Drei Männer beladen einen LKW.
Vorbereitungen im Lager von Welthungerhilfe-Partner ASAM. Zelte und Non-Food-Items werden für eine Verteilung verladen. © Stefanie Glinski / Welthungerhilfe
Stefanie Glinski Journalistin

Der Lärm ist fast ohrenbetäubend, als der große Lastwagen – vollbepackt mit Zelten – im Lager der Welthungerhilfe eintrifft. Tausend Stück sollen heute geliefert werden, danach geht die Verteilung in betroffenen Erdbebengebieten sofort los.  

Tarik Polat, der seit neun Jahren als Logistikleiter bei der Welthungerhilfe arbeitet, hat alles organisiert. Der Prozess ist aufwendig, sei so aber nötig, meint er.

"Wenn wir neue Hilfsgüterlieferungen benötigen, machen wir zuerst eine lokale Ausschreibung, um Firmen anzuwerben, die uns die gewünschten Waren herstellen und schnellstmöglich liefern können. Die Angebote beurteilen wir dann nach Preisleistung, also: wie sieht die Qualität im Verhältnis zum Preis aus. Vor Vertragsabschluss werden dann auch die Firmen selbst noch überprüft. Wir gucken, ob diese unabhängig sind, welche Werte sie vertreten und wer dahinter steht."

Bei Notfällen sowie dem schlimmen Erdbeben in der Türkei muss solch ein Prozess trotz alldem schnell gehen. "Die Bürokratie kann eigentlich in ein paar Tagen abgeschlossen werden; dann geht es für die ausgewählte Firma in die Produktion, dann direkt zu den Menschen, die Hilfe benötigen", meint Tarik.  

Schnelle Nothilfe nach der Erdbeben-Katastrophe

Mehrere Erdbeben erschütterten am 6. Februar 2023 den Südosten der Türkei, nahe der Grenze zu Syrien. Die Menschen brauchen jetzt dringend Unterstützung.

Schon wenige Tage nach der schlimmen Katastrophe war die Welthungerhilfe bereit, Zelte, Hygieneartikel und Nahrungsmittel zu verteilen – und diese Verteilungen gehen auch einen Monat nach dem Erdbeben stetig weiter. "Direkte Notfallhilfe können die Betroffenen sogar mehrere Monate lang empfangen. Danach kann diese hoffentlich in eine Art Hilfe zum Aufbau übergehen – zum Beispiel versuchen wir längerfristig Jobmöglichkeiten zu schaffen oder den Menschen direkt finanzielle Unterstützung zu bieten."  

Heute soll es nach Samandag gehen, eine der Städte in der Nähe der syrischen Grenze, die wohl am schlimmsten betroffen ist. Gemeinsam mit unserem Partner ASAM, einer türkischen Hilfsorganisation, verteilen wir die Zelte. Die Anzahl wird jeden Tag an die Nachfrage angepasst. Heute haben wir zwölf Zelte dabei, die dann ganz individuellen Familien zugeteilt werden.

Ein Gewächshaus als Not-Unterkunft

Zum Beispiel treffen wir heute Yelis, eine 37-jährige Mutter, die gemeinsam mit ihrem Mann Ali, 39, und deren beiden Töchter Belen, 9, und Gül, 15, den letzten Monat in einem Gewächshaus verbracht hat.

Eine Familie findet Unterschlupf in einem Gewächshaus.
Yelis Yildiz, 37, im Gewächshaus, in dem sie einen Monat lang mit ihrem Mann Ali, 39 und Töchtern Belen, 9 und Gül, 15, gewohnt hat. Die Welthungerhilfe hat der Familie ein neues Zelt und Matratzen geliefert. © Stefanie Glinski / Welthungerhilfe

Das Haus der Familie ist schwer beschädigt, zurückziehen können sie nicht. Wie es langfristig weitergehen soll, ist der Familie noch unklar, aber aktuell wollen sie aus dem Gewächshaus ausziehen. "In der Nacht ist es eiskalt und am Tag so heiß wie eine Sauna", erzählt Yelis. Außerdem ist jetzt auch Frühling; gerne würde die Familie wieder Gemüse im Gewächshaus anbauen.

Die Familie erhält vier neue Matratzen – bis jetzt schliefen sie auf dünnen Matten am Boden –, ein Zelt und eine Kiste mit Hygieneartikeln.  

Helfen Sie Familien in der Erdbebenregion mit Ihrer Spende

"Wir werden unser Leben wieder aufbauen"

Auch Hakan Gültekin, der 44-jährige Vater von Ali, 6, erhält Zelt und Matratzen. Niedergeschlagen zeigt er auf sein Haus; erst letztes Jahr wurde es renoviert. Es ist so schlimm zerstört, dass es nur noch abgerissen werden kann. Die Familie überlebte, weil das Türschloss klemmte. "Wir wollten nach draußen rennen als das Erdbeben begann, aber wir waren eingesperrt. Das hat uns das Leben gerettet", sagt Hakan und deutet auf schwere Steinbrocken. "Das ist unser Balkon. Er ist kollabiert und hätte uns alle begraben können", erzählt der Familienvater betrübt.  

Ein Mann steht vor seinem zerstörten Haus und hält einen Karton mit frisch geerntetem Obst.
Hakan Gültekin, 44, vor seinem zerstörten Haus in Samandag. Geblieben ist ihm ein Garten voller Obstbäume; er hat gerade Orangen gepflückt. © Stefanie Glinski / Welthungerhilfe

Aufgeben will er aber nicht. Was ihm geblieben ist, ist der grüne Garten voller Obstbäume. Hakan pflückt ein paar der frisch duftenden Orangen. Er bietet sie uns an, zusammen mit einem Becher türkischem Kaffee. Er deutet auf einen freien Platz zwischen den Bäumen. "Genau hier schlagen wir unser Zelt auf und hier werden wir unser Leben wieder aufbauen", sagt Hakan.  

Die Menschen in den von Erdbeben erschütterten Regionen brauchen jetzt dringend Unterstützung. Helfen Sie uns, die Menschen mit weiteren lebensnotwendigen Hilfsgütern zu unterstützen.

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