Es ist 7 Uhr morgens in der Rwenzori Region in Uganda: Eine Gruppe junger Erwachsener in Gummistiefeln und mit Wanderstöcken wartet bereits am Waldesrand. Jetzt fehlt nur noch ihr Ausbilder, denn geplant ist eine Lehrtour durch den Regenwald. Heute lernen sie, welche Geräusche Gefahr bedeuten und wie sie sich verhalten sollen, wenn sie beispielsweise auf einen Elefanten treffen. Sie alle sind Student*innen des „Green Colleges“ und beschäftigen sich mit dem Thema „Ökosensibler Tourismus“.
Nachhaltige Ausbildung gegen Hunger und Armut
Die insgesamt zwölf „Green Colleges“, die die Welthungerhilfe gemeinsam mit lokalen Partnerorganisation ins Leben gerufen hat, sind Ausbildungszentren für nachhaltige Berufe. Dort werden rund 1.500 Jugendliche ausgebildet, die sonst kaum eine Chance auf einen Ausbildungsplatz hätten. Die Mehrheit der unter 25-Jährigen in Uganda ist arbeitslos. Der Grund: Viele Jugendliche müssen die Schule abbrechen, da sie oder ihre Familie sich die Schulgebühren nicht mehr leisten können. Den für eine Ausbildung relevanten Abschluss können sie daher nicht vorweisen, ein Ausbildungsplatz bleibt ihnen verwehrt – und somit auch die Perspektive auf ein Leben ohne Hunger und Armut.
In einem Land wie Uganda, wo 70 Prozent der Bevölkerung unter 25 ist, spielt die Jugend eine besondere Rolle für die wirtschaftliche Zukunft. Die Mehrheit der Bevölkerung verdient ihren Lebensunterhalt in der Landwirtschaft und ist auf natürliche Ressourcen angewiesen. Jedoch sind die Auswirkungen des Klimawandels in Uganda bereits spürbar. Abholzung, Umweltverschmutzung und Übernutzung der Weideflächen verschlimmern die Lage. Der einzige Weg kann nur eine nachhaltige und schonende (Land-)Wirtschaft sein, durch die die vorhandenen Ressourcen effizient und nachhaltig genutzt werden.

Das Konzept „Green Colleges“ wurde in Indien entwickelt und konzentriert sich auf Ausbildungsprogramme für nachhaltige natur- und ressourcensensible Berufe.
„Green Colleges“ bilden aus und schützen Ressourcen
Die „Green Colleges“ verknüpfen diese Komponenten miteinander und erreichen somit direkt zwei Ziele: Junge Menschen werden ausgebildet und haben bessere Chancen, einen Arbeitsplatz zu finden oder sich selbstständig zu machen. Und die Ressourcen werden durch eine neue, umweltbewusstere Generation geschont. Junge Frauen und Männer lernen in den Ausbildungszentren zum Beispiel, wie sie Früchte weiterberarbeiten und vermarkten, wie sie Energiesparöfen bauen, wie sie Solarmodule installieren und wie ökologischer Anbau funktioniert – oder eben, wie sie sich ein Standbein in Ökotourismus aufbauen. Sie werden zu „Ökopreneur*innen“, Unternehmer*innen in umweltfreundlichen Berufen.
- An zwölf „Green Colleges“ werden rund 1.500 Jugendliche in Bereichen wie Gemüseanbau, Solartechnik, Saftverarbeitung, Handyreparatur, Bienenzucht und Tourismus ausgebildet. Trainings für Ausbilder*innen und gemeinsam entwickelte Lehrpläne erweitern die Kapazitäten der Ausbildungsstätten.
- Zusatzkurse vermitteln Wissen zur Selbstständigkeit.
- Die Absolvent*innen erhalten nach ihrem Abschluss ein Startpaket für das eigene Unternehmen: etwa Saatgut, Werkzeuge oder Formen für energieeffiziente Öfen.
- 500 Jugendliche sammeln nach der Ausbildung in zweimonatigen Praktika Berufserfahrung.
- Im Zuge des Projektes wird eine regionale Kampagne organisiert, die die Green Colleges bekannter machen und das Bewusstsein der Bevölkerung für die Bedeutung natürlicher Ressourcen und nachhaltiger Bewirtschaftung stärken soll. Daneben können die jungen „Ökopreneur*innen“ ihre Produkte und Fertigkeiten potentiellen Kunden und Arbeitgebern präsentieren.