Im Nordosten der Demokratischen Republik Kongo erleben die Menschen gerade den schlimmsten Ausbruch von Ebola in der Geschichte des Landes.
Ebola und Konflikte sind im Kongo Arbeitsalltag
Die Arbeit als Entwicklungshelfer in der Demokratischen Republik Kongo ist von gewaltvollen Konflikten und gefährlichen Krankheit Ebola geprägt. Trotzdem gibt es für Markus Diemon keinen besseren Beruf.
Immer wieder werden in der Demokratischen Republik Kongo Menschen von Rebellengruppen aus ihren Dörfern vertrieben und kommen zwischenzeitlich in anderen Städten, in Schulen oder auf Marktplätzen unter. Gerade während sich das Ebola-Virus wieder verbreitet, brauchen die Vertriebenen Hilfe – und da kommt das Team der Welthungerhilfe ins Spiel. Einer von ihnen ist Markus Diemon.
Vom FSJ zur Entwicklungshilfe in die Demokratische Republik Kongo
Markus ist seit 2015 bei der Welthungerhilfe. In dem Jahr begann er sein FSJ (Freiwilliges Soziales Jahr). Schon während des ersten Jahres bei der Welthungerhilfe wurde ihm klar, dass er in Zukunft in der humanitären Hilfe arbeiten möchte. Seit Anfang 2019 ist Markus in der demokratischen Republik Kongo als „Nachwuchsfachkraft für Programmkoordination mit dem Schwerpunkt humanitäre Hilfe“ tätig. Er arbeitet im Landesbüro der Welthungerhilfe in Goma. Aktuell beschäftigt sich Markus hauptsächlich mit der Projektfinanzierung und Organisationsfragen rund um die Finanzierung. Letzteres bedeutet, dass er mit lokalen Partnerorganisationen und der Bevölkerung schaut, wo es Hilfe und Unterstützung bedarf und wie diese finanziell gestemmt werden können, so dass die Projekte realisiert werden können.
Einen einheitlichen Arbeitsalltag hat Markus Diemon nicht. Macht er sich morgens aus seiner Wohnung auf den Weg am Kivu-See vorbei in Richtung Büro, ist kein Tag wie der andere. Wenn nicht gerade Anträge gestellt werden, kommen häufig Anrufe mit Anfragen der Dringlichkeitsstufe „Am besten bis gestern“ rein, die eine schnelle Bearbeitung erfordern. Routine gibt es nicht, jeder Tag ist anders. „Das macht die Arbeit einerseits schwierig, aber auch interessant“, so Markus. Bisher habe er dadurch gelernt, bestimmte Aufgaben zu priorisieren, seine Arbeit gut aufzuteilen und sehr flexibel zu sein.
Ebola und gewaltsame Konflikte sind aktuelle Herausforderungen
Manchmal müssen laufende Projekte und die Arbeit für mehrere Tage pausieren, wenn die Situation durch Konflikte schwieriger und gefährlicher geworden ist. Es gibt im Kongo über 100 verschiedene Rebellengruppen. Je nachdem, welche von ihnen gerade auf dem Vormarsch ist, kommt es zu Vertreibungen von Familien aus ihren Heimatdörfern.
Eine andere akute und aktuelle Herausforderung im Kongo ist Ebola. Die Krankheit ist vor einem Jahr wieder ausgebrochen und hat bereits mehr als 1.500 Menschen das Leben gekostet. Diese Ebola-Krise ist die größte in der Geschichte des Landes. Die Welthungerhilfe ist zwar keine medizinische Hilfsorganisation, doch wegen der erhöhten Dringlichkeit, die Ebola-Epidemie in den Griff zu bekommen, wird sie auch hier aktiv.
Die Welthungerhilfe unterstützt die Bevölkerung in der Demokratischen Republik Kongo in Vorsorge-Projekten, die vor allem auf die Aufklärung der Bevölkerung zielen. Es grassieren viele Gerüchte über die Krankheit, wie beispielsweise, dass sie nicht echt sei, die dringend beseitigt werden müssen. Außerdem werden Handwasch-Sets verteilt, die zu verbesserter Hygiene beitragen. Dadurch wird es für das Virus schwieriger, sich zu verbreiten und weniger Menschen werden infiziert. Das hat bisher schon ganz gut geklappt, berichtet Markus.
Unterstützung für Vertriebene: „Mit vereinten Kräften kann man viel erreichen“
In der Stadt Nobili, im Nordosten der D.R. Kongo hat Markus ein Nothilfe-Projekt für Geflüchtete mitrealisiert. Dort leben mittlerweile mehr Binnenflüchtlinge als ursprüngliche Stadteinwohner*innen. Etwa 85.000 Menschen sind aus umliegenden Dörfern nach Nobili vertrieben worden. Die Welthungerhilfe hat als einzige Hilfsorganisation ein Büro vor Ort und war die erste Organisation, die auf die Krise reagieren konnte. Bisher wurden Trinkwasseraufbereitungsanlagen errichtet und Latrinen gebaut. Gute hygienische Verhältnisse müssen gewährleistet sein, um die Menschen vor Ebola zu schützen und ihr Überleben zu sichern.
Die Situation in Nobili bleibt kritisch. Die Welthungerhilfe tut alles, um das Überleben der Menschen zuverlässig sicherzustellen.
Auch mit sogenannten Multipurpose-Cash-Transfer-Maßnahmen hilft die Welthungerhilfe den Binnenflüchtlingen: 6.300 registrierte Haushalte erhalten eine finanzielle Unterstützung von 35 US-Dollar. Mit diesem Geld können sie sich genau die Waren kaufen, die sie gerade am dringendsten benötigen. Erfahrungen mit dieser Art der Unterstützung haben gezeigt, dass die meisten Menschen mit der finanziellen Hilfe sehr verantwortungsbewusst umgehen und die Hilfe gezielter wirkt als Sachspenden. Die Menschen können selbstständig nach ihren individuellen Bedürfnissen handeln.
Dieses Projekt liegt Markus besonders am Herzen. Er war von Anfang an dabei und hat gelernt, wie schnell man auf eine Krise reagieren kann und muss. Besonders spannend und eindrücklich mitzuerleben war für ihn, wie viel man mit vereinten Kräften erreichen kann.
Markus ist sich sicher, in der humanitären Hilfe den richtigen Beruf für sich gefunden zu haben, da ihm seine Arbeit sehr viel gibt und ihn bereichert: "Es war auf jeden Fall die richtige Entscheidung für mich, im Bereich Nothilfe zu arbeiten. Ich würde es immer wieder tun."
Dieser Artikel wurde verfasst von Welthungerhilfe-Mitarbeiterin Marina Kaiser, Team Communications