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19.10.2020 | Projektupdate

Corona: Vielschichtige Krise für die Ärmsten

Die weltweite Covid-19-Pandemie hat viele Leben gekostet und belastet die Wirtschaft. Gerade in den ärmsten Ländern werden dramatische Auswirkungen für die Bevölkerung ganz konkret spürbar: Tagelöhner haben keine Arbeit mehr, immer mehr Menschen hungern, die häusliche Gewalt steigt und Mädchen werden früher verheiratet. Wie Corona das Leben der Menschen in unseren Projektländern beeinflusst.

Eine Frau mit Mundschutz und einem Kind auf dem Rücken.
Madeline Shimuli, 22, holt mit ihrer kleinen Tochter auf dem Rücken Lebensmittelspenden und Hilfsgüter in Nairobi, Kenia ab. © Welthungerhilfe
Iris Schöninger Team Communications (bis 2021)

Die Schilderungen unserer Kolleg*innen über die Auswirkungen der Corona-Pandemie und der damit verbundenen Maßnahmen schwanken von Land zu Land stark. Das zeigt uns eindringlich, dass pauschale Lösungen wenig sinnvoll sind und wie wichtig Kenntnisse der Mitarbeitenden vor Ort sind, um Menschen effektiv unterstützen zu können.

Humanitäre Hilfe während der Pandemie

Schon vor dem Corona-Ausbruch war die Situation in vielen Ländern alarmierend. 690 Millionen Menschen waren Ende 2019 unterernährt. Viele Länder sind nicht nur von einer Krise betroffen, sondern sind mit einer Vielzahl von Problemen konfrontiert. Sie leiden unter Kriegen, Dürren, Überschwemmungen und Heuschreckenplagen. Covid-19 wirkt dabei als „Brandbeschleuniger“, da die Pandemie die Hungersituation in vielen Ländern noch verschärft. 

Wirtschaftswachstum bricht ein

In Ländern wie dem Südsudan und Irak führt der Einbruch staatlicher Einnahmen durch den gesunkenen Ölpreis dazu, dass Staatsbedienstete nicht mehr bezahlt werden können und staatliche Serviceleistungen reduziert werden. 

Äthiopien ist eines der Länder, in dem mehrere Katastrophen zusammenkommen. Allein in diesem Jahr musste das ostafrikanische Land schon eine Heuschreckenplage und einen Ausbruch von Cholera bewältigen. Geschätzt hat hier der Anteil der Menschen, die an akuter Unterernährung leiden, um 15 bis 20 Prozent zugenommen. Die Coronavirus-Pandemie führt außerdem dazu, dass bis zu 30 Prozent der kleinen und mittelgroßen Unternehmen von Schließungen bedroht sind. Dies wiederum hat den Verlust von Arbeitsplätzen zur Folge. Vor allem Tagelöhner*innen und Gelegenheitsarbeiter*innen sind hiervon betroffen, aber auch der Großteil der Menschen, die in der Landwirtschaft arbeiten. Im Grunde genommen alle Menschen, die keinerlei soziale Absicherung haben. In Malawi haben in den letzten sechs Monaten schon 273.000 Menschen ihren Arbeitsplatz verloren.

Ein lachender Junge bei der Essensausgabe.
Auch in der indischen Hauptstadt Delhi unterstützt die Organisation Jan Pahal, als Teil des Netzwerkes, mit dem die Welthungerhilfe zusammenarbeitet, tausende Tagelöhner*innen und Saisonarbeiter*innen mit regelmäßigen Mahlzeiten. Sie haben aufgrund der Ausgangssperre ihre Einkünfte, oft auch ihr Dach über dem Kopf verloren. © Florian Lang/Welthungerhilfe

Die Folgen sind schon sichtbar

Die Preise für Nahrungsmittel steigen, viele Menschen können sich Lebensmittel schlichtweg nicht mehr leisten. Ein Grund dafür sind auch unterbrochene Lieferketten. Lebensmittel kommen nicht oder nur erschwert vom Land in die Städte. Daher greifen die Menschen oft auf wenig nahrhafte und günstigere Lebensmittel zurück. Diese machen zwar satt, aber versorgen die Menschen nicht mit Mikronährstoffen, sodass wichtige Vitamine, Mineralien und Spurenelemente fehlen. Der damit einhergehende verborgene Hunger kann zu Entwicklungsstörungen sowie körperlichen und geistigen Einschränkungen führen. Im Irak sind bereits 5,3 Millionen Menschen davon betroffen.

Interviews zum Thema

Gerne vermitteln wir Ihnen zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie Interviewpartner*innen in unseren Projektländern.

Hunger und Notsituationen führen auch vermehrt zu häuslicher Gewalt. Häufig können Männer ihrer traditionellen Rolle als „Ernährer“ nicht mehr gerecht werden. Dies führt teilweise zu Frustration und zu gewalttätigen Konflikten innerhalb der Familien. In der Folge werden Mädchen dieser Familien schneller verheiratet, um sie nicht versorgen zu müssen oder um durch den Brautpreis Einkommen zu generieren. Im Zusammenhang mit den Schließungen vieler Schulen steigen Teenager-Schwangerschaften stark an. In Malawi verdreifachten sich die Fälle auf 20.000.

Der Schlüssel: Nothilfe und Nachhaltigkeit

Zusätzlich zu Covid-19 belasten schwere Überflutungen die Menschen im Sudan und im Südsudan. Für hunderttausende Menschen hat sich die Versorgung mit Lebensmitteln zusätzlich erschwert. Die betroffenen Gebiete sind bereits von Dürren und einer der schlimmsten Heuschreckenplagen der vergangenen Jahrzehnte heimgesucht worden. Hier leistet die Welthungerhilfe Nothilfe, indem sie die Menschen mit Unterkünften, Hygiene- und Sanitärprodukten und Nahrungsmitteln versorgt.

Um die Auswirkungen der Pandemie auf die Schwächsten in der Gesellschaft abzumildern, muss Covid-19 schnell und effektiv zurückgedrängt werden. Die Welthungerhilfe klärt daher unter anderem in Form von Comics über Hygienemaßnahmen auf. Die Comics helfen, die Informationen gerade für Analphabet*innen zu veranschaulichen und auch Kindern das Thema leicht verständlich näher zu bringen. Zusätzlich werden Hygienekits sowie Masken und Seife verteilt. Die Welthungerhilfe leistet außerdem Nothilfe durch Cashtransfers und Nahrungsmittelverteilungen. Doch auch langfristig ausgerichtete Projekte sind notwendig, um nicht nur die Krise zu überwinden, sondern das Ziel #ZeroHunger bis 2030 zu erreichen.

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