Für ein sauberes Flüchtlingscamp
Noureddine und seine Familie leben im Flüchtlingscamp Ein El-Hilweh im Libanon. Sie sind vor Jahren aus Syrien geflüchtet und leben seitdem im Camp ohne Perspektive. Bereits im Alter von 13 Jahren musste Noureddine nach der Schule arbeiten gehen, damit die Familie über die Runden kommt. Nach der Schule sammelte er Eisenwaren aus Müllcontainern, um sie für etwas Geld zu verkaufen.
Als er eines Tages im Müll nach verkaufsfähigem Material suchte, fand er einen kleinen Gegenstand aus Metall. Er holte es heraus und begann, ihn zu untersuchen. Dann geschah das Unerwartete: Das Metallobjekt war ein Sprengkörper - und explodierte in Noureddine’s Händen. Er verlor seine linke Hand und erlitt auch eine schwere Verletzung am Bein. Als er die Schule beendete, hatte er Schwierigkeiten, einen Job zu finden. Weil er nur eine Hand hat, dachten viele, er könne nicht arbeiten.
Im April 2021 schloss er sich daher einer sogenannten Cash for Work-Initiative an, die gemeinsam von der Welthungerhilfe, der Christoffel-Blindenmission und der lokalen Organisation Jafra ins Leben gerufen wurde. Die Teilnehmer*innen werden in der Abfallbeseitigung geschult und mit den notwendigen Werkzeugen, Sicherheitsausrüstungen wie Handschuhen, Masken und Desinfektionsmitteln ausgestattet.
Durch Müllbeseitigung Geld verdienen
In kleinen Teams säubern sie anschließend die Straßen in den Flüchtlingscamps. Ein wichtiger Job: Er trägt dazu bei, dass alle Bewohner*innen und vor allem die Kinder, die auf den Straßen spielen, gesund bleiben. Als Lohn erhalten die Teilnehmer*innen 50.000 Libanesische Pfund (rund 29 Euro), die zur Deckung ihrer Grundbedürfnisse beitragen. Menschen, die beispielsweise aus gesundheitlichen Gründen nicht am Cash for Work-Programm teilnehmen können, erhalten eine bedingungslose finanzielle Unterstützung.
Unsere Arbeit ist sehr wichtig für das Camp. Wir halten die Straßen und Viertel sauber.
Noureddine Lebt mit seiner Familie in einem Flüchtlingscamp im LibanonMehrheit der Geflüchteten im Libanon lebt unterhalb der Armutsgrenze
Die Welthungerhilfe unterstützt im Libanon sowohl syrische und palästinensische Flüchtlinge als auch die Gastgemeinde mit Bargeld und Ausbildungsmöglichkeiten. Fast jede*r fünfte Einwohner*in im Libanon ist Flüchtling. Dies ist eine enorme Belastung für die ohnehin schon geschwächte Wirtschaft des Landes und führt auch zu gesellschaftlichen Konflikten. Nahrungsmittel und Alltagsgüter sind knapp und teuer, die Löhne gering und die Arbeitslosenquote enorm hoch. Die Mehrheit der Geflüchteten und knapp 45 Prozent der libanesischen Bevölkerung lebt unterhalb der Armutsgrenze. Sie sind nicht in der Lage, die stark steigenden Preise für Lebensmittel und Grundbedarfsartikel aufzubringen.
Der Job als Reinigungskraft mag nur eine kleine Entlastung für Noureddine und die anderen Teilnehmer*innen sein. Jedoch gibt ihm die Ausbildung, die er erhalten hat, neues Wissen, neue Motivation und Selbstvertrauen, die er für seine Zukunft gut gebrauchen kann.
So hilft die Welthungerhilfe den Menschen im Libanon
- Durch sogenannte Cash for Work-Maßnahmen erhalten insgesamt 150 Geflüchtete in drei Flüchtlingscamps in Beirut Trainings in der Abfallbeseitigung. Anschließend säubern die Teilnehmenden die Straßen des Camps und verdienen einen Lohn, der zur Deckung ihrer Grundbedürfnisse beiträgt.
- Menschen, die beispielsweise aus gesundheitlichen Gründen nicht am Cash for Work-Programm teilnehmen können, erhalten eine bedingungslose finanzielle Unterstützung.
- Nach der Explosion in Beirut im August 2020 erhielten Kleinunternehmer*innen in Beirut und Umgebung Unterstützung beim Wiederaufbau.
- Da die Lebensmittelpreise im Libanon extrem gestiegen sind, unterstützt die Welthungerhilfe die ländliche und städtische Lebensmittelproduktion durch das Anlegen von Dachgärten und schult Menschen im Gemüseanbau.