Zahlen und Fakten zu Pakistan, einem der weltweit am stärksten von der Klimakrise betroffenen Ländern.
Neubeginn nach der Flut in Pakistan
Als das Wasser kam, flohen Alam Chand und seine Familie auf die höhergelegene andere Straßenseite. Ohnmächtig mussten sie mitansehen, wie die Flut ihr Haus zum Einsturz brachte. Eine Woche lang kampierten sie im Freien, dann gelang es ihnen, ein Zelt zu bekommen. Nach einem Monat hatte der Fluss ihr Grundstück wieder freigegeben, aber sie standen vor dem Nichts: All ihr Hab und Gut, alle ihre Vorräte hatte das Wasser mitgerissen.
Im Sommer 2022 führten die stärksten Regenfälle seit 30 Jahren in Pakistan zu einer Überschwemmungskatastrophe, die über 1.700 Menschenleben forderte. 1,7 Millionen Gebäude wurden zerstört oder beschädigt, 1,7 Millionen Hektar Ackerland verwüstet. In der ein oder anderen Form waren 33 Millionen Menschen von der Katastrophe betroffen. Es dauerte Monate, bis die Wassermassen abgeflossen waren.
Nothilfe: Zuerst die Grundbedürfnisse abdecken
Nahrung und Trinkwasser, Obdach und Hygiene, medizinische Versorgung und wirtschaftlicher Neuanfang – damit sind die dringendsten Bedürfnisse der Menschen beschrieben, und gleichzeitig die Aufgaben für die Helfer*innen.
Zusammen mit mehreren Partnerorganisationen startete die Welthungerhilfe im Oktober 2022 ein breit angelegtes Hilfsprojekt, um Menschen in den stark betroffenen Provinzen Belutschistan und Sindh bei der Bewältigung der Flutfolgen zu unterstützen.
Bargeldhilfen für besonders schwer getroffene Haushalte lindern die erste Not. Da in den Katastrophengebieten nicht alles zu kaufen ist, spielen auch Sachspenden wie Hygiene-Kits oder Kanister für den Wassertransport eine wichtige Rolle.
Wissen schützt vor Folgeproblemen der Katastrophe
Die Projektteilnehmenden lernen in Info-Veranstaltungen und Workshops außerdem, wie man unter solchen Bedingungen die nötige Hygiene aufrechterhalten und worauf müssen sie achten müssen, um ihre Gesundheit zu schützen. Ein weiteres wichtiges Thema der Schulungen: Wie geht man mit Konflikten in Stress-Situationen um? Häusliche Gewalt gegen Frauen und die Vernachlässigung der Bedürfnisse vulnerabler Gruppen – z.B. Menschen mit psychischer Erkrankung oder Behinderung – ist gerade in Extremsituationen ein großes Problem.
Die meisten in unserer Familie hatten Magenprobleme. Aber seit wir das gefilterte Wasser trinken, ist der Geschmack des Wassers besser geworden, und die Magenbeschwerden haben abgenommen.
Alam Chand Landarbeiter, 44Alam Chands Frau und seine Tochter infizierten sich mit Malaria, als das stehende Wasser den krankheitsübertragenden Moskitos ideale Fortpflanzungsbedingungen bot. Bei den Gesundheitsfortbildungen informierte sich die Familie über die Zusammenhänge und darüber, wie man sich am besten schützt. Statt wie früher die Insekten durch Rauch auf Abstand zu halten, verwenden sie zum Beispiel mittlerweile ein Moskitonetz.
Klimaresistente Unterkünfte, die stabiler sind als Lehmhäuser
In dem Maße, wie das Wasser sich zurückzieht, wird der Wiederaufbau von Wohnungen und Infrastruktur immer wichtiger. Die Welthungerhilfe und ihre Partner setzen Wasserleitungen instand und helfen bei der Wiederherstellung der medizinischen Versorgung, indem sie Transporte zu Ärzt*innen und Krankenhäusern organisieren.
Eine Besonderheit sind die Ein-Raum-Häuser, die von ansässigen Handwerker*innen als Übergangsunterkünfte für obdachlose Familien errichtet werden. Sie sind den sich ändernden klimatischen Gegebenheiten angepasst und bis zu einem gewissen Grad hochwasser-resistent. Auf solidem Fundamentsockel errichtet, werden sie durch einen Mörtel zusammengehalten, der bei Nässe noch fester wird. Geplant ist auch der Einbau robuster Solaranlagen, die leitungsunabhängig für Strom sorgen.
Aufgrund des Klimawandels werden Überschwemmungskatastrophen wahrscheinlich häufiger auftreten als in der Vergangenheit. Um so wichtiger ist es, dass wir Infrastrukturen widerstandsfähig gestalten und Routinen für den Umgang mit Flutereignissen entwickeln.
So helfen wir mit unseren Partnern Menschen in den pakistanischen Überflutungsgebieten
- Wir leisten 17.000 Haushalten Bargeldhilfe, um dringende Bedürfnisse zu decken und einen Neuanfang zu ermöglichen.
- An Menschen, die medizinische Hilfe brauchen, verteilen wir Gutscheine für die Fahrt zu Ärzt*innen und Krankenhäusern.
- Wir finanzieren den Bau von 1.700 hochwasser-resistenten Ein-Raum-Häusern für den Übergang. Dabei können ortsansässige Handwerker*innen ihren Lebensunterhalt verdienen. Für die Unterkünfte beschaffen wir Solaranlagen.
- Wir reparieren oder erneuern 80 Zugangsstellen für Trinkwasser.
- Wir verteilen 13.800 Hygiene-Pakete an bedürftige Haushalte.
- Wir halten Hygiene-Workshops für etwa 14.000 Menschen ab.
- Wir organisieren Informationsveranstaltungen und Schulungen zu den Themen „Gewalt gegen Frauen“ und „psychische Gesundheit“.