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08.04.2019 | Blog

Als Nothelfer bei der Welthungerhilfe

Wenn die Erde bebt oder ein Zyklon ganze Landstriche bedroht, kommt sein Einsatz: Für die Welthungerhilfe koordiniert Matthias Amling Nothilfeeinsätze. Der gebürtige Berliner berichtet aus dem Alltag eines Nothelfers und schildert, was im Vorfeld und lange nach einer Katastrophe überlebenswichtig ist.

Im Vordergrund: Eine Frau erhält von einem Mann in grünem T-shirt Nahrungsmittel. Im Hintergrund sieht man Menschen, die in einer Schlange anstehen.
Menschen erhalten im Flüchtlingscamp Bentiu Lebensmittel von Mitarbeitern der Welthungerhilfe. © Stefanie Glinski
Matthias Amling Humanitarian Directorate

Matthias arbeitet seit 2014 als Teil des „Humanitarian Directorate“ bei der Welthungerhilfe. Bevor er zur Welthungerhilfe kam, war er bereits bei Caritas international ebenfalls in der Nothilfe aktiv.

Seine Arbeit bei der Welthungerhilfe lässt sich grob in zwei Bereiche aufteilen. Eine seiner Aufgaben ist es, Nothilfeeinsätze zu koordinieren. Bei Großkatastrophen wie Erdbeben, Wirbelstürmen, Epidemien oder Überschwemmungen, wie aktuell in Südostafrika, unterstützt er die Landesbüros der Welthungerhilfe in den betroffenen Gebieten. In solchen Situationen wird ein sogenanntes „Emergency Response-Team“ aufgestellt, welches innerhalb von 48 Stunden vor Ort helfen kann. Dieser Ablauf muss schnell und reibungslos geschehen, denn in Nothilfesituationen kann eine sofortige Unterstützung Leben retten. Damit rasch Entscheidungen getroffen werden können, muss die Krisenkoordinationsstelle jederzeit über aktuelle Entwicklungen auf dem Laufenden gehalten werden. Diese Inhouse-Kommunikation und gleichzeitig der Austausch mit den Helfer*innen vor Ort, ist ein wichtiger Teil von Matthias´ Arbeit.

Katastrophen-Prävention kann Leben retten

Wie können Leben geschützt und Schäden im Vorfeld wirkungsvoll abgemildert werden?

Zum Konzept der Welthungerhilfe

Der zweite große Nothilfe-Aspekt ist das Monitoring, also die Überwachung und Vorhersage von Krisen und Katastrophen. Im ständigen Austausch von Informationen in einem Netzwerk von Hilfsorganisationen und Forschungsinstituten werden Risiken für mögliche Katastrophenregionen bewertet. Hierbei ist gute Kommunikation zwischen der Welthungerhilfe-Zentrale in Bonn und den Länderbüros extrem wichtig. Im besten Fall können dadurch die Kolleg*innen vor Ort schon präventiv in gefährdeten Gebieten Unterstützung leisten. Wenn zum Beispiel Anzeichen einer kommenden Dürre auftreten, kann die Welthungerhilfe in der betroffenen Region frühzeitig dürreresistente Saatgüter verteilen, um die Auswirkungen der Dürre abzuschwächen.

Matthias´ letzter Nothilfe-Einsatz führte ihn 2018 nach Bangladesch in die Flüchtlingslager der Rohingyas. Für die Regierung stellte sich die Situation vor Ort mit knapp eine Million Flüchtlingen als zu große Herausforderung heraus, was zu einem chaotischen Wachstum von Flüchtlingscamp führte. In dieser Krise unterstützte die Welthungerhilfe gemeinsam mit anderen NGOs und der UNO die Regierung in Bangladesch dabei, die Situation zu ordnen und die Flüchtlinge mit Grundlegendem zu versorgen. Das heißt, die Menschen brauchten ein Dach über dem Kopf, mussten Lebensmittel erhalten und benötigten Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitären Anlagen.

Flüchtlinge der Rohingya aus Myanmar überqueren die Grenze nach Bangladesch. Ihr Hab und Gut tragen sie dabei auf ihren Schultern.
Flüchtlinge der Rohingya aus Myanmar überqueren die Grenze nach Bangladesch. Ihr Hab und Gut tragen sie dabei auf ihren Schultern. © Daniel Pilar/Welthungerhilfe

Auf die Frage nach seinen eindrucksvollsten Nothilfe-Erfahrungen, erzählt Matthias von einem Einsatz 2014 auf den Philippinen, nachdem Taifun Haiyan dort vielen Menschen das Leben kostete und weite Teile des Landes verwüstet hatte. Damals arbeitete Matthias noch für Caritas international. Was ihn dort so beeindruckt hat, war die Einstellung der Bevölkerung. Obwohl viele Menschen Angehörige und Freunde verloren hatten und ihr Hab und Gut zerstört war, gingen sie dennoch mit einer positiven Einstellung an den Wiederaufbau heran. Sie freuten sich über die Unterstützung aus dem Ausland, akzeptierten, was geschehen war und wollten ihr Land wiederaufbauen.

Eine frustrierende Erfahrung musste Matthias bei einem Einsatz 2015 im Südsudan machen. Das jüngste Land der Welt, voller Hoffnung nach der Unabhängigkeit, verfiel schnell in einen Bürgerkrieg, und die Bevölkerung leidet heute noch unter Hunger und Vertreibung. Die ohnehin schweren klimatischen Bedingungen werden zudem durch die Konflikte im Land erschwert, sodass Hilfe die Bevölkerung nur schwer oder gar nicht erreicht. In Friedenszeiten könnte sich dieses Land selbst ernähren, doch es fehlt an politischem Durchsetzungsvermögen, um die Lage zu stabilisieren. Deshalb gibt es momentan kaum eine Perspektive, der Bevölkerung nachhaltig und langfristig zu helfen.

Zerstörung in Malakal, Südsudan
Millionen Menschen sind weltweit auf humanitäre Hilfe angewiesen. Das Bild zeigt die Zerstörung im Südsudan. © Welthungerhilfe

Entwicklungszusammenarbeit und Nothilfe miteinander verbinden

Im Fall des Südsudans müsse man die Politik in die Pflicht nehmen, meint Matthias. Die Vereinten Nationen, die Regierung des Landes, aber auch die Opposition müssen ihren Auftrag wahrnehmen. Denn: Katastrophen können immer passieren. Es ist zwar essentiell, den Menschen dann vor Ort direkt zu helfen und im besten Fall auch präventiv Unterstützung zu leisten. Genauso wichtig ist es aber mit Blick auf die Zukunft, das Entwicklungspotenzial einer Region zu erkennen und zu fördern. Zusammengefasst also ,,Weg von einer reaktiven Nothilfe (…) zu einer mehr proaktiven Nothilfe”. Entwicklungsarbeit und Nothilfe sind zwei Seiten derselben Medaille.

Auf die Frage, ob Nothilfe das Richtige für ihn ist, hat Matthias eine klare Antwort: “Absolut!”. Die Arbeit könne zwar frustrierend und herausfordernd sein, gebe ihm aber immer viel zurück.

Porträt: Matthias Amling, Humanitarian Directorate.

Man bewirkt etwas für Menschen an vielen Orten in der Welt, die vielleicht sonst keine Hilfe erhalten würden.

Matthias Amling, Koordinator Crisis Monitoring & Emergency Response

Autor des Artikels ist Lorenz Kirschall

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