So gehen Nothilfe-Profis vor.
Die Folgen des Erdbebens noch deutlich spürbar
Jetzt spendenDie Erdbeben vom 25. April und 12. Mai 2015 mit der Stärke 7,9 und 7,4 gelten als die tödlichste Katastrophe in der Geschichte Nepals. Laut Regierung starben etwa 9.000 Menschen an den Folgen der Beben, rund 22.300 wurden verletzt. 600.000 Häuser lagen landesweit in Schutt und Asche. In Gorkha und Sindhupalchok, den Epizentren der Beben, wurden nahezu 90 Prozent der Infrastruktur und Wohnhäuser zerstört.
Seit den beiden großen Erdbeben des Jahres 2015 hat die Welthungerhilfe knapp 200.000 Menschen mit Nothilfemaßnahmen erreicht. Dazu zählt die Verteilung von Nahrungsmitteln, medizinische Betreuung, Wasserversorgung und Bereitstellung von Notunterkünften. Langfristig organisiert die Welthungerhilfe nachhaltige Projekte zur Verbesserung der Ernährungssituation und im Katastrophenschutz.
Eine Mehrzahl der Menschen, die damals obdachlos wurden, lebt noch immer in temporären Unterkünften. Häufig sind es nur Wellblechhütten, die weder erdbebensicher noch ausreichend gegen Kälte, Erdrutsche oder Überschwemmungen geschützt sind. Wie kann es sein, dass nach 24 Monaten nur etwa 3,54 Prozent (ca. 22.156 Menschen) der registrierten Menschen ihre Häuser wieder aufbauen konnten?
Viele der Gründe, die bereits vor einem Jahr den Wiederaufbau verzögerten, existieren noch heute. Aufgrund des teilweise sehr schwer zugänglichen Terrains in Nepal zog sich der Identifizierungs- und Registrierungsprozess der Erdbebenopfer bis Ende April 2016.
Langwierige bürokratische Prozesse ermöglichten es nur sehr schleppend, mit dem Wiederaufbau zu beginnen. Zumal die staatliche National Reconstruction Authority (NRA) erst sehr spät neue Bauvorschriften für die Konstruktion von erdbebensicheren Häusern entwickelte und zuvor keine Genehmigungen erteilte.
Weitere Schwierigkeiten beim Wiederaufbau sind ganz praktischer Natur. Es fehlte und fehlt weiterhin an lokalen Baumaterialien und vor allem an ausgebildeten Arbeitskräften. In den Dörfern leben häufig nur noch alte Menschen, Frauen und Kinder. Ein Großteil der jungen, arbeitsfähigen Männer verließ im Zuge der letzten Jahre das Land, um in Dubai, Malaysia, Saudi-Arabien Geld zu verdienen.
Doch Besserung ist in Sicht. Von staatlicher Seite werden verstärkt Ingenieur*innen beschäftigt und in Ausbildungsprogramme für Maurer*innen und Tischler*innen investiert. Zudem können nun auch internationale Hilfsorganisationen ihre Mittel direkt beisteuern, um Häuser wieder aufzubauen.
Es geht jedoch nicht nur um zerstörte Häuser. Ein Viertel der nepalesischen Bevölkerung lebt unterhalb der nationalen Armutsgrenze von einem halben US-Dollar pro Tag, 35 Prozent der Bevölkerung sind nicht ernährungssicher.
So hilft die Welthungerhilfe in Nepal
- Verbesserung der Ernährungssituation: Vermittlung von effizienteren, landwirtschaftlichen Anbaumethoden und Diversifizierung von Saatgut und Erträgen. Diese Maßnahmen helfen gegen die weit verbreiteten Folgen von unausgewogener Ernährung und Mangelernährung. Rund 41 Prozent der nepalesischen Kinder unter fünf Jahren sind zu klein für ihr Alter, während 29 Prozent untergewichtig sind und 11 Prozent unter akuter Mangelernährung leiden. Neben der Verbesserung der Ernährungssituation ermöglicht diese Maßnahmen auch den Verkauf von Überschüssen.
- Katastrophenschutz: Aufbau von Notfall-Bereitschaft und effizienten -Reaktionsprozessen auf lokaler Ebene (Joint Emergency Preparedness Plan (JEPP)), mit dem Ziel eines schnelleren Eingreifens in Notfallsituationen.
- Resilienz: Anfällige Haushalte werden dabei unterstützt, Reserven für Katastrophen- und Mangel-perioden aufzubauen, um sich besser vor Nahrungsengpässen und Umweltkatastrophen zu schützen.
- Zugang zu Kleinkrediten: Aus Frust über die langen Wartezeiten beim Bau von privaten und öffentlichen Gebäude nahmen viele Menschen und Gemeinden Kredite zu exorbitanten Zinsen auf. Der Versuch, den Wiederaufbau selbst in die Hand zu nehmen, stürzte jedoch zahlreiche Nepales*innen in die Armut. Der leichtere Zugang zu Kleinkrediten soll diese Situation verbessern.
- WASH-Projekte: Verbesserung der Wasserversorgung und Schulungen hinsichtlich Hygiene rund um das Thema Trinkwasser.
Es bleibt viel zu tun: Wiederaufbau und Katastrophenvorsorge
Dennoch gibt es weiterhin viel zu tun: So bleiben politische Maßnahmen unübersichtlich, an einigen Orten geht der Wiederaufbau nur sehr schleppend voran. Der Bau einer Schule im Distrikt Dhading ist derzeit noch in vollem Gange.
In Zukunft wird der Schwerpunkt unserer Arbeit in Nepal auf der Ernährungssicherung, der Stärkung des Rechts auf Nahrung sowie der Katastrophenvorsorge liegen: Die Welthungerhilfe bleibt an der Seite der Nepales*innen und hat das Ziel, die Menschen und Gemeinden langfristig zu stärken. Dennoch sind weder Armut noch Hunger überwunden und die Gefahr weiterer Erdbeben, Erdrutsche und Überflutungen bleibt.
Vielen Dank für Ihre Spenden!
Viele Menschen aus Deutschland zeigten sich solidarisch mit den Erdbebenopfern und unterstützten mit einer Spende. Auch prominente Partner*innen und Unternehmenspartner unterstützten großzügig unsere Nothilfe und haben Aufrufe gestartet: Jay Alexander, Yvonne Catterfeld, Till Demtrøder, Janina Hartwig, Claudia Jung, Michaela May, Minh-Khai Phan-Thi, Christian Rach und Bärbel Schäfer sowie Firmenspenden, Aktionen und Mitarbeitersammlungen vom Unternehmen Myboshi von Thomas Jaenisch und Felix Rohland, des Tagesspiegels, der CANUSA Touristik und OTTO.
Unsere Freiwilligen und Aktionsgruppen halfen tatkräftig mit kreativen Events und Aktionen: Aktionsgruppe Leer, Bekond Aktiv e.V., die Lohrer Hausfrauen, Sonja Huber, Paul Schömbs gemeinsam mit seiner Ehefrau aus Nepal, Egbert Lewark von der Band Splendid Brass und der Künstler HP Wank.
Allen Unterstützer*innen herzlichen Dank!