Engagement für Entwicklung: Ranking sieht Schweden, Deutsche und Norweger vorn
Washingtoner Thinktank ermittelt Rangfolgen unter 40 Ländern für Leistungen in acht Politikbereichen – erstmals auch für Ambitionen im Klimaschutz.
Der Commitment to Development Index (CDI) des in Washington und London ansässigen Thinktanks Center for Global Development bewertet in seiner neuesten Ausgabe 40 einflussreiche Länder danach, wie sie sich für internationale Entwicklung einsetzen. Dabei verstehen die Autoren unter Entwicklung weit mehr als die Ausgaben für Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe. Anhand von insgesamt mehr als 40 Indikatoren listet der Index Rangfolgen für acht Politikbereiche auf: die Quantität der staatlichen Auslandshilfe und ihre Qualität, Investitionen, Migration, Handel, Umwelt, Gesundheit, Sicherheit und Technologie. Aus der Zusammenfassung der acht Bereiche ergibt sich eine Rangfolge für das Gesamt-Engagement.
Länder schneiden gut ab, wenn sie eine großzügige und hochwertige Entwicklungsfinanzierung betreiben, Transparenz bei ihren Investitionen walten lassen, Handelsschranken niedrig halten und eine Migrationspolitik praktizieren, die offen ist und die Integration fördert. Politiken, die globale öffentliche Güter unterstützen – wie die Förderung der globalen Gesundheit durch Krankheitsprävention, Unterstützung der technologischen Forschung, Schutz der biologischen Vielfalt und des Klimas – und die zur globalen Sicherheit beitragen, addieren sich ebenfalls zu einer hohen Punktzahl.
Beim Gesamt-Engagement des CDI 2023 liegt erneut Schweden vorn – vor Deutschland und Norwegen. Allerdings hat sich der Abstand Schwedens zu den Zweit- und Drittplatzierten merklich verringert. Deutschland hat sich gegenüber dem CDI 2021 um fünf Plätze verbessert; was auch auf die gestiegenen Mittel für die Entwicklungsfinanzierung zurückgeht. Finnland und Frankreich vervollständigen die Top fünf.
Südafrika liegt unter den Schwellenländern als bestes BRICS-Land auf Rang 25, einen Platz vor den USA. Brasilien (30.), die Vereinigten Arabischen Emirate (32.), China (36.) und Indien (38.) landeten alle auf einem Rang im letzten Viertel, auch wenn diese Länder in einzelnen Politikbereichen viel besser bewertet wurden. Doch mangelhafte Noten in anderen Bereichen führten zur insgesamt schlechten Bewertung.
Die diesjährigen CDI-Ergebnisse wurden vor dem Hintergrund einschneidender Entwicklungen veröffentlicht: dem fiskalischen Druck durch die Corona-Pandemie, den steigenden Lebenshaltungskosten, den immer häufiger auftretenden klimabedingten Katastrophen und vor allem durch die russische Invasion der Ukraine, die die Lebensmittelpreise steigen ließ und zu Nahrungsmittelknappheiten führte. Globale Verwerfungen auf dem Energiemarkt haben zudem zu einem sprunghaften Anstieg der Subventionen für fossile Brennstoffe geführt.
Punktabzug für EU und USA
Eine schlechte Bewertung erhielten die EU-Mitglieder und die USA für die Beschränkungen bei den Rechten für geistiges Eigentum, die in ihren Freihandelsabkommen mit armen Ländern enthalten sind; besser schnitten sie bei der Aufnahme von Flüchtlingen ab – was gewiss mit der Aufnahme von ukrainischen Geflüchteten zu tun hat.
Obwohl sich ein Großteil der entwicklungspolitischen Debatten auf das Volumen der Klimafinanzierung konzentrierte, untersucht der CDI im umweltpolitischen Bereich auch, wie die 40 Länder die Umsetzung der globalen Klimaziele unterstützen (oder behindern). Zusammen haben die untersuchten Länder mit rund drei Viertel der globalen Treibhausgas-Emissionen einen großen Einfluss auf die globalen Klimatrends. Im Untersuchungszeitraum gingen die Emissionen zwar zurück, aber die staatlichen Subventionen für fossile Brennstoffe stiegen deutlich an.
Der CDI 2023 bewertet erstmals auch die „Klimaambitionen“ der Länder für 2030, also die nationalen Pläne zur Emissionsreduzierung. Hier kommt der Bericht zu dem Ergebnis, dass Worte und Taten bei einer Reihe von Ländern weit auseinanderklaffen und einige reiche Länder den ärmeren Ländern empfehlen, ihre Emissionen zu senken, aber selbst wenig tun, um sie zu abzubauen.