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  • Klima & Ressourcen
  • 08/2023
  • Marina Zapf

Klimagase weltweit: die Lebensmittelkette pustet etwa ein Drittel aus

Vom Feld bis zum Teller tragen Ernährungssysteme durch Tierhaltung, Energieverbrauch und Rodungen erheblich zu den weltweiten Emissionen klimaschädlicher Treibhausgase bei.

Von den globalen menschengemachten klimaschädlichen Treibhausgasemissionen (THG) stammt ein knappes Drittel aus den Ernährungssystemen. Das zeigen Erhebungen der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO). Demnach wurden im Jahr 2020 entlang der gesamten Wertschöpfungsketten – in der Agrarproduktion, durch Landnutzungsänderungen oder wegen aufwändiger Verpackungen – weltweit geschätzt 16 Milliarden Tonnen CO2-Äquivalente freigesetzt. 20 Jahre zuvor waren es noch neun Prozent weniger.

Der Anteil der globalen Lebensmittelketten an allen Treibhausgasemissionen war im Jahr 2000 noch höher. Er belief sich auf 38 Prozent. Dass er bis 2020 auf rund 31 Prozent fiel, liegt allein daran, dass andere Sektoren die Agri-Food-Kette durch erhöhte Emissionen überflügelt haben. In einigen Erdteilen machen Ernährungssysteme mehr als ein Drittel aller dort emittierten THG aus: so in Afrika sogar 59 Prozent – und in Asien etwa ein Viertel.

Innerhalb der Nahrungsmittelsysteme verteilen sich die Emissionen über die Produktions-, Liefer- und Verbrauchsketten wie folgt: Etwa die Hälfte der Emissionen ging 2020 auf die Herstellung durch landwirtschaftliche Erzeuger an sich zurück. Dieser Wert stieg in 20 Jahren um 13 Prozent. Den Höchstwert erreicht hier mit einem Anteil von 71 Prozent Ozeanien. 2020 waren dabei Methan-Emissionen (CH4) vorwiegend aus der Darmgärung von Wiederkäuern in der Tierhaltung und aus dem Reisanbau (2,8 Gt CO2Äq) die zweitgrößten Verursacher von THG.

Etwa ein Drittel der lebensmittelbezogenen THG entfällt auf Teile der Kette, die der Erzeugung vor- und nachgelagert sind. Diese Prozesse – darunter auch der Transport – wuchsen mit 45 Prozent (2000-2020) am schnellsten. Und Europa erreicht hier, vor allem wegen der hohen Verarbeitungsintensität, einen Höchstwert von 53 Prozent. In den nachgelagerten Schritten haben laut FAO die Verpackungen und die Kühlketten – auch durch hohen Energieverbrauch – den größten Anteil an der Freisetzung von Treibhausgasen. Andere Studien sehen den Transport vorne. Doch es gibt in Abhängigkeit vom Produkt große Schwankungen: So tragen Wein und Bier signifikant zu den Emissionen durch Verpackungen (Flaschen) bei, während der Transport etwa bei Bananen oder Rübenzucker stärker ins Gewicht fällt.

Schließlich ist noch etwa ein Fünftel der THG aus Ernährungssystemen auf Änderungen in der Landnutzung zurückzuführen – darunter vor allem die Abholzung. In Afrika liegt dieser Anteil bei auffälligen 44 Prozent. Insgesamt hebt die FAO die CO2-Emissionen aus der Entwaldung (mit 2,9 Gt CO2Äq) als Hauptverursacher von Emissionen der globalen Nahrungsmittelsysteme 2020 hervor.

Aufgeschlüsselt nach einzelnen Treibhausgasen machen CO2-Emissionen aus Nahrungsmittelsystemen etwa ein Fünftel der Gesamtmenge von CO2 aus. Methan-Emissionen (CH4) – hauptsächlich aus der Tierhaltung, aber auch aus Gülle, der Entsorgung von Abfällen und aus Haushalten – fallen mit 53 Prozent vom Gesamtausstoß ins Gewicht. Und Lachgas(N2O), das aus landwirtschaftlich genutzten Böden entweicht, stellt mit 78 Prozent den Löwenanteil des Gesamtaufkommens. Fluorierte Treibhausgase, die etwa durch Kühlung und industrielle Prozesse freigesetzt werden, stammen zu 26 Prozent aus Ernährungssystemen.

Nicht verwunderlich, stellen sich – entsprechend der Bevölkerungsgröße – China, die USA und Russland als die größten Treibhausgas-Emittenten bei Lebensmitteln heraus. Insgesamt sind reiche Industrienationen führend bei den Lebensmittelemissionen, darunter auch Deutschland und Frankreich, die in Relation eine eher kleine Bevölkerung haben. Zusammen mit den USA und Japan erzeugen sie fast die Hälfte der Lebensmittelemissionen.

Marina Zapf, Journalistin, berichtet seit 20 Jahren aus Berlin über Themen der Außen, Außenwirtschafts- und Entwicklungspolitik.
Marina Zapf Team Welternährung.de

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